Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


intern:spieler:samsa
Steckbrief

Name: Samsa
Beruf: unbekannt
Nebenbeschäftigung: unbekannt



Es war ein langes Wochenende, da gebar Maritin die Tochter Unbergs, Herr von den Njaul, eine Dirne im Dörfchen Bauldemoir, ein Kind, das sie Samsa taufte.

Gegen Mitternacht verstarb sie an den Folgen der Blutungen und vermachte dem soeben Neugeborenen nichts, als die Gewissheit ein Niemand zu sein.

Samsa wuchs bei Unbergs Sohn Lar auf, einem Schmied, der sein Handwerk mehr schlecht als recht verstand und nichts als Missgunst für das quirlige Kind aufzubringen in der Lage war.

Samsa geriet schlecht, wuchs kaum und blieb von magerer Gestalt. Er sprach zu niemanden, machte das gesamte Dorf glauben nicht sprechen zu können und verbrachte einen Großteil seiner Zeit draußen auf der Straße, am Tümpel des Humanns Hof, um mit Steinen nach Unken zu werfen, oder in der Scheune seines Großvaters, um dort seine Hölzer zu zählen.

Er liebte das Zählen.
Und nur das.

Es verging nicht ein Tag da er nicht bis 100.000 Hölzer gezählt hatte. Sie waren ihm Untertanen, unwissendes, gefügiges Volk, von noch unvorteilhafterer Statur als er selbst und vorallem dazu da, um von seiner Gnade abhängig verwaltet zu sein. Er sprach zu dieser Zeit viel mit sich selbst und den Hölzern. Verbrachte Tage und Nächte damit, Reden zu verfassen und sie den holzigen Lakaien pathetisch zu kredenzen. Den Applaus wartete er niemals ab, sondern erhob sich stattdessen um nicht gehört zu werden wenn er lachte.

Eines Tages, es war in Samsas achten Lebensjahr, erboste sich der Knabe ob der Unverschämtheiten seines aufwieglerischen Volkes. Es hatte wohl einen Aufstand gegeben, und der Junge drosch alleine die Revolution tausender hochmütiger Bauhölzer zurück. Verteidigte sich auf verlorenem Posten entgegen einer Manigfaltigkeit an zu allem bereit seienden Kantblöcken und attackierte, noch mit dem Rücken zur Wand, unbeugsam die verstockten Sägespäne, die artistisch den Luftraum zu einem tobenden Inferno an hölzerner Präsenz belebten. Mehr als ein Splitter drang tief unter seine Haut, er blutete schon aus unzähligen Wunden, aber noch schlimmer als der Schmerz war die Gewissheit sein Reich verloren zu haben, ja, sein Lebenswerk in Trümmern und zerklüfteten Holzspänen, von seiner rettenden Hand gehobelten Raspeln liegen zu sehen, einer ungewissen Zukunft, die doch so bar jeder Hoffnung auf Wiedergutmachung, auf Enschädigung und Sicherheit war, entgegen treten zu müssen. Er spürte, dass jener Feind, welcher ihn mit der Gewalt eines Orkans hinwegzufegen suchte nicht der Feind war, der sein Leben zerstören könnte. Die Symptome allein ließen sich auf seinem achtjährigen Knie, selbst nicht dicker als eine Ritterslanze, brechen, und wenn nicht, dann doch zumindest mit der Gewalt seiner Autorität im Schach halten, aber das Werk, die gesamte Ursuppe seines Kollektivs, war vernichtet. die saure Flüssigkeit der Rache begann in ihm zu gären und kaum hatte er sich gedreht und war unter Fluchen und gebücktem Trotz zum Scheunentor geraten, da entschied er, diese, seine Welt zu verlassen, ihr den Vertrag zu kündigen, sie zum leblosen Manifest einzig bestehender Warnung für andere Welten zu degradieren. Er enzog sich ihrem Inhalt. Er entzog den, sich seinem Zugriff entziehenden, Inhalt seiner wahrhaftigen Haltbarkeit; Und niemand im Dorf konnte sich erklären, wie es zu dem drei Tage währenden, nicht abklingen wollenden Flammensturm, der die Scheune niedermähte, hatte kommen können.

Von nun an sprach Samsa… Sein Gesicht war bleich geworden, seine Bewegungen hastig und stockend, aber er hatte gesiegt…irgendwie. Er hatte Rache genommen für das ihm Anteil gewordene Unrecht, hatte begraben, was ihn enteignet hatte, war endgültig heroisch… in seinen Augen.

Doch wenn auch niemand je herausfand wie es zu dem Unglück in der Scheune kam, so hatte der Onkel von Samsa doch eine vom Schicksal wohl geführte Hand bewiesen, ihm die Schuld für das Debakel zuzutragen und den Tribut der Gerechtigkeit in Form einjährigen Hausarrests von dem ihm angeratenen zögling einzufordern. Der Regent Samsa war nunmehr nicht bloß entmachtet, er war auch öffentlich enthauptet worden und verstand nicht weiter Recht und Gerechtigkeit.

Zu seinem neunten Geburtstag alsdann sprach er zu Lar. Er verlangte näselnd ihn gehen zu lassen, ihm sein Erbe auszuzahlen und die Freiheit zu schenken. Er erwartete stur seine Wiedergeburt. Lar schaute in Samsas trotzige, vom Stolz erfüllte Augen, seufzte und entschloss sich dem Jungen ein Brot und eine Hose, einen Degen und ein paar Münzen zu geben, bat ihn, gegen seine sonstige, familär eher durch Distanz und Rsignation geprägte, Gewohnheit, gütig Vorsicht walten zu lassen gegenüber dem weiten Draussen und brachte ihn bis zur Dorfgrenze, wo Samsa den Entschluss fasste niemals wieder diesen Ort der verwirkten Gelegenheiten aufzusuchen.

Er zerrte seine Beine über die Dorfgrenze hinaus und betrat die unendliche, große Welt der Autonomie.

Es vergingen mehrere Jahre. Als Samsa Vierundzwanzig war, war für ihn der Zeitpunkt gekommen das in der Wildnis erlernte Wissen, seine Talente, zu erproben, er gelangte an den Scheitelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Hier ist er nun wieder Regent seines Lebens, verdingt sich nebenberuflich als sein eigener Adjutant, der sich mit dem Nötigsten behelfen muss, seinen Herren selbst beliefert und dem Alkohol sowie seinen Folgen heldenmütig zu trotzen sucht.

Samsas Traum des Kollektivs, von Macht und Reichtum, Zerstreuung und Gesetz ist noch nicht ausgeträumt. Samsa sieht seine vermeindliche Wirklichkeit vieleicht alternativ, aber er benutzt ihre definitiven Werkzeuge.
intern/spieler/samsa.txt · Zuletzt geändert: 2020-11-21 19:25 von 127.0.0.1

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki

Stimme ab für Pergon! MPOG TOP - Multiplayer Online Game Sites List topsites24