Erstes Kapitel
Zzil und Akata
Man sagt, man verbrennt sich seine Pfote nicht noch einmal an einer heissen Herdplatte.
Und so sei eine Khajiit , die bei einem Wesen bleibt,
das sie einmal schlecht behandelt hat, DUMM UND NAIV,
wenn sie weiterhin bei diesem Wesen bleibt und sich weiterhin so behandeln lässt.
Das ist nicht unbedingt so.
Es ist genau der Umstand des sich Verbrennens, der mich emotional an einen Werwolf gebunden hat.
Das ständige benutzt, belogen, beleidigt, erniedrigt, ignoriert, manipuliert und kontrolliert werden,
abwechselnd mit kleinen Gesten der Freundlichkeit fesselt sogar stärker,
als würde sie ihr wölfisches Selbst nicht zeigen.
Ich bin kein Opfer. Ich kann diesen Ausdruck nicht leiden.
Er weckt bestimmte Vorstellungen von moralischer Reinheit und Unschuld.
Und ich bin weder rein noch unschuldig.
Und doch habe ich unter dieser Wölfin gelitten. Auch wenn ich kein vollständiger Engel bin.
Niemand, der fähig ist, Empathie und Liebe zu empfinden,
verdient diese Art von Gehirnwäsche, Einschüchterung und Verdrehung der Wahrheit, wie sie ihn praktiziert.
Ich akzeptierte die Lügen und Begründungen Zzils.
War für sie da, wenn sie blutverschmiert zu mir zurückkam, nachdem sie Beute gerissen hatte.
Redete mir ein, es wäre meine Schuld gewesen, weil ich sie nicht habe davon abhalen können.
Das machte es mir unmöglich, von ihr loszukommen, sie der Stadtwache auszuliefern,
ihre wölfische Art aufzudecken oder sie gar zu verlassen.
Die Bindung verstärkte sich.
Jedesmal wenn sie schreckliche Dinge tat – knüpfte sie „kleine Nettigkeiten“, wie mein Amulett,
romantische Briefe, Verabredungen in einer hübschen Taverne, Entschuldigungen und
gelegentliche Komplimente ein.
Natürlich kann eine süße Karte oder ein nettes Kompliment nach Ansicht einer
rationalen Person nicht einfach wegwischen, dass sie sich wie ein wildes Tier verhielt.
Doch für mich konnte es das.
Ich sah jedes Geschenk, jedes leere Versprechen und jede Freundlichkeit als positives Zeichen an.
Redete mir ein, sie hätte an ihrem Wesen keinerlei Schuld.
Verschloss die Augen davor, wie sehr sie es genoss.
Ich war der irrigen Auffassung, dass sie sich gern ändern würde, und hoffte,
dass sie irgendwann lernen würde, mich so zu lieben und zu schätzen, wie ich sie verehrte.
Ich wollte ihr gern glauben, selbst wenn das blutige Ritual sich in jeder Vollmodnacht wiederholte,
egal wie viele Male ich ihr unverzeihbares verzieh.
Nichts brachte sie über längere Zeit aus der Fassung. Meine Tränen und Hilflosigkeit schon gar nicht.
Sie schien eine Art Schadenfreude zu empfinden, wenn sie merkte wie sehr ich litt.
Ich sah es als meine Schuld an, und wenn sie des nachts jemanden anfiel,
dann weil ich mich nicht genug angestrengt hatte. Oder sie nicht bedingungslos genug liebte.
Sie unterstützte meine Hoffnung, solange sie mich hinhalten wollte.
Und wenn sie mich schlecht behandelte, gab ich mir selbst die Schuld dafür.
Und so richtete ich mein ganzes Leben darauf ein, ihr zu gefallen.
Gehörte ich ihr eh mit Haut und Haaren.
Und sie genoss es mich zu verderben.
Sie genoss es mich von innen heraus zu zerstören, meinen inneren Kern, nicht nur mein tägliches Leben.
Und mein Selbstwertgefühl hing ausschließlich von ihrer Bestätigung ab.
Sie gierte nach meinen Emotionen, sie wollte von mir weitaus mehr, als nur meinen Körper zu besitzen.
Sie musste ihre unstillbare Verletzungssucht an mir stillen und ihr Gefühl von
Überlegenheit aufrechterhalten, bis nichts mehr übrig blieb von mir.
Jetzt erst sehe ich, dass Werwölfe nie zufrieden gestellt werden können.
In ihren Beziehungen geht es immer um Kontrolle und Dominanz.
Niemals und gegenseitige Liebe.
Je mehr sie von mir bekam, desto mehr verlangte sie von mir.
Nach Jahren der Misshandlung war ich zu mutlos und depressiv sie zu verlassen.
Ich flüchtete mich darin, dass ich zuviel Blutmoos konsumierte, und sie fand eine weitere Möglichkeit,
mich zu erpressen.
Denn sie war diejenige, dir mir meine tägliche Dosis Flucht geben, oder auch verweigern konnte.
Und dann immer mit einem schadenfrohen Gesichtsausdruck meinte, es wäre zu meinem Besten.
Obwohl sie es war, die mich davon abhängig gemacht hatte.
Ich merkte wohl wie sie andere Menschen in ihrem Leben ausnutzte und betrog, sie benutzte und manipulierte.
Und doch war ich ihren Charme so sehr erlegen, dass ich geglaubt hatte, mir eigenredet hatte ich wäre,
die einzige Ausnahme dieser Regel, und ich würde ihr tatsächlich etwas bedeuten.
Als dann das Schiff unterging und ich dachte sie sei tot, wusste ich nicht, wie ich mich fühlen sollte.
Ich dachte ich sei für keine andere Frau mehr attraktiv,
und das Fieber des Blutmoosentzuges schüttelte mich.
Ich dachte dass Zzil absolut lebensnotwendig für mich wäre, dass ich zusammenbrechen würde, wenn sie
nicht mehr da wäre.
Ich hatte ihr alles geopfert was ich hatte. Meinen Stolz, mein Leben, meine Gesundheit, und meine Seele.
Ich war in ihrem Netz aus Manipulation und Betrug gefangen.
Bis ich an den Strand gespült worden war, und ein junger Elfenkrieger mit wirrem Haar mich rettete.
Ich konnte nicht trauern.
Ich spürte nur wie plötzlich die Umklammerung meiner Seele nachließ, als sie nicht mehr um mich war,
und mich nicht mehr manipulieren konnte.
Doch auch wenn ich es geglaubt hatte, sie war nicht tot.
Sie war noch am Leben und ich wusste genug von ihr um sie für ewig hinter Gitter bringen zu können.
Sie würde mich jagen, und wenn es das letzte war, was sie tat.
Ich hatte das Gefühl mich in einen dunklen Tunnel verirrt zu haben.
Wusste nicht mehr in welche Richtung ich mich wenden konnte.
Hatte das Gefühl schon fast so zu sein wie sie.
Meine Wahrnehmung der Realität war von dem unbändigen verlangen nach der täglichen Dosis Blutmoos,
so verzerrt, dass ich mich nicht mehr wie ein Fuchs fühlte.
Leblos wie ein stückchen Fell, angespült an eine Fremde Küste.
Und dann kam sie. Barfuß durch den Regen, silbergrau und leuchtendgrün. Und ich klammerte mich an sie, wie eine Ertrinkende, die nach Luft verlangt.
Und es war Liebe auf den ersten Blick.
Und doch, war ich verrückt geworden, mich von den Armen eines reissenden Werwolfes in die ihren zu begeben?
Man sagt, man verbrennt sich seine Pfote nicht noch einmal an einer heissen Herdplatte.
Das ist nicht unbedingt so...