von Yaro Miji'ne » Do, 06. Feb 2014 23:27
Yaro trifft Murrpau
Yaro merkte dass ihn der Herzschlag von Tieren sehr beruhigte.
Er umgab sich mit Lebendigem und es schien auf ihn abzufärben.
Er genoss es mit seinen kleinen Fingern über ihr Fell zu streicheln, ihr Herz schlagen zu fühlen,
wie es erst aufgeregt raste und trommelte und sich dann beruhigte, wenn sie ihn kannten.
Gleichmäßig pochte, so regelmäßig wie die Tropfsteine daheim tropfte.
Nur warm. Nicht kalt. Nicht leblos.
Und er sah die Aura dieser Geräusche. Diese beruhigenden Farben die sich mit dem, was er sah überlagerten.
Es war ihm als ob kein Licht je klarer und reiner gewesen wäre,
wie das Funkeln der nachtaktiven Augen der Katzen.
Die Katzen, die zu Hauf um das Wirtshaus streunten.
Irgendwie erinnerten sie ihn an seine eigenen Augen,
konnten sie doch ebensogut im Dunklen sehen.
Ob sie auch Farben sahen, dort wo Menschen keine sahen?
Ob sie Geräusche nicht nur hören, sondern auch sehen konnten?
Ob sie ihm ähnlich waren?
Er betrachtete sie als seine heimlichen Verbündeten.
Und kein Schmerz hatte jeh so hell in seinem kleinen Kinderherzen gebrannt,
wie an jenem Tag, als er eine der Katzen tot im Staub liegen sah.
In ihren Augen unendliche Leere.
Ein stummer Gruß von der anderen Seite.
Er fühlte sich so verloren, als er die tote Katze anblickte.
Ihr Fell war stumpf, und kein Herzschlag, keine Wärme war zu spüren.
Und kein Geräusch war zu hören, oder zu sehen.
Kein leises Schnurren.
Kein Atem.
Und als er das weisse Fell und das Blut sah, musste er an seine Mutter denken.
Ihr silbernes Haar, das rote Blut..
Nindel vel'bolen zhah rosin harl jiv'undus - z'klaen tlu noamuth wun jiv'undus.
(Was unter Schmerzen geboren wird, muss diese Welt unter Schmerzen verlassen.)
Hatte seine Mutter gesagt. Und es gibt nichts was er tun müsste.. Nichts was er tun könnte ausser..
dort sitzenzubleiben und zu trauern. Doch er hatte nicht getrauert.
Er war fortgelaufen und konnte nie wiederkehren. Er hätte an diesem Tag sein Urteil erwarten müssen. Gesenkten Kopfes.
Diesmal wollte er bleiben. Er wollte sich nicht mehr bewegen. Den Kopf gesenkt hockte er da.
Steichelte noch einmal über das tote Fell.
Vel'bol zhah neitar rosin - shlu'ta neitar tlu noamuth.
(Was niemals geboren wird, kann auch nicht verloren gehen.)
Murmelte er. Und für eine Sekunde wünschte er, die Katze sei niemals auf diese Welt gekommen.
Das hätte ihm und ihr Leid erspart. Und es gab nichts - was er tun könnte.
Da entdeckte er einen ganz schwachen Schimmer von Leben und Wärme.
Es war nicht die Katze, es war etwas in der Nähe.
Der kleine Drow lauschte in die Stille. Vernahm einen schwachen ganz schwachen Herzschlag.
Er schien von einem Heuhaufen her zu stammen.
Seine Instinkte, die die Drow für die Jagt nutzten waren auf Alarmbereitschaft.
Er wühlte im Heu, fand das winzige schlagende Herz, so klein in seiner Hand.
Eine neugeborene Katze, die Augen noch geschlossen.
Ihr Leben lag in seiner Hand. Er spürte es. Der Herzschlag pochte gegen seine Finger.
Das Geräusch hallte wieder in seinen feinen Ohren.
Dieses hätte auch niemals geboren werden sollen. Es würde verhungern.
Und alles was mit Schmerzen auf diese Welt geboren wurde, würde sie unter Schmerzen wieder verlassen.
Zu Schade dass es geboren war. Zu schade dass es leiden musste.
Er könnte es schnell tun.
Es würde nicht mehr leiden.
Seine violetten Augen funkelten. Und hätte er gewusst wie man weint. Er hatte es wohl getan.
Doch er wusste es nicht.
Seine Finger spürten unablässig das kleine Herz schlagen.
Nur einmal zudrücken. Es würde ein Ende haben.
Seine Finger schlossen sich sanft um das Kätzchen.
War das nicht seine Pflicht. Das Was Mutter erwarten würde. Das was sie ihm beigebracht hatten.
Töten gehörte zum Handwerk der Drow. Schwäche war es. Es nicht zu tun.
Und in diesem Fall auch nicht weise.
Es würde ohnehin sterben.
Yaro hielt den kleinen Kater fest, betrachtete sein kleines Genick.
Es war so als ob dieses kleine hilflose Ding auf ein Zeichen wartete.
Oder auf den Schlag, der es erlösen würde. Und den kleinen Körper in unendliche Weiten entlassen würde.
Zu seiner Mutter.
Was würde Yaro selbst geben, für einen kleinen Blick auf die andere Seite.
Oder den Tod. Einen ehrenvollen Tod.
Dafür seine Mutter wiederzusehen.
Wäre es doch besser niemals geboren zu sein. So würde man sich auch nicht so verloren fühlen.
Und langsam wurde ihm klar. Wie sehr sich die Schicksale ihrer Beiden Leben glichen.
Seines und das dieser blinden hilflosen Katze.
Doch er würde überleben. Er würde stark werden. Er würde wachsen.
Es gab Leute, die es gut mit ihm meinten.
Und diese Katze?
Sie war verloren. Es gab nichts was er tun müsste. Nichts was er tun könnte. Ausser..
Er griff in seine Tasche und hole eine Flasche Milch heraus, steckte einen Zipfel seiner Robe hinein,
und gab dem Tier mit dem pantherschwarzen Fell zu trinken.
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Yaro Miji'ne am Mi, 21. Mai 2014 22:57, insgesamt 1-mal geändert.