Wieder bemerkte sie nicht wie Frade den Raum verlassen hatte. Alles drehte sich nur um Nalani und Akata. Gedanken kreisten, formten neue, zerfielen und malten in bunten Farben die schönsten Emotionen in ihr aus.
Der Moment verging so schnell und schien doch eine Ewigkeit zu gehen. Ein Wechselspiel aus innigen Küssen, zärtlichen und stürmischen Berührungen fegte über die beiden hinweg. Was hatte das Fuchsmädchen nur mit ihr angestellt? Nie hätte Nalani sich träumen lassen solche starke Gefühle zu empfinden, hatte sie doch in diesen Landen absolut nicht danach gesucht.
Es war schön, unendlich schön. Wärme durchströmte ihren Körper und kribbeln ergoss sich in wohliger Gänsehaut. Mit seufzender Wehmut empfing sie das unausweichliche Ende dieser so plötzlichen Begegnung ihrer beiden Seelen und einen Moment lang war sie sehr traurig als sie sich wieder gegenüber standen, so fern voneinander.
Akata wollte ihr etwas anvertrauen und bei ihren Worten durchzuckte Nalani ein tiefer Schmerz, wie ein Stich ins Herz. Was auch immer es war, es war nicht Akata die ihr etwas erzählen musste.
Mit leichtem Zittern nahm sie ihre Hand, ließ sich unter den Ungläubigen Blicken der anderen Tavernebesucher nach draußen führen. Was ihr bevor stand machte ihr Angst. Welchen Preis würde die Wahrheit kosten? Sie musste es heraus finden. Der kurze Weg nach draußen erinnerte sie an den Gang der Schande, welchen Verurteilte Verbrecher durch johlende Menschenmassen zum Galgen gehen mussten. Auch wenn sie sich sicher war dass niemand ihr Geheimnis kannte, fühlte sie sich doch unbeugsam streng beobachtet...
Etwas abseits des Weges machten sie halt. Akata wollte das Wort ergreifen doch Nalani legte ihr zwei Finger auf den Mund. Sie glitten sanft ihre Lippen hinab und stoppten an Akatas Kinn. Dann ließ sie die Hand langsam fallen, ging willkürlich einen Schritt zurück, wollte am liebsten weglaufen. Sie zitterte und umschlang sich mit den Armen, schaute in den sternenklaren Himmel, dessen Monde das Silber ihrer Augen schimmernd glänzen ließen.
Bevor du dich entschließt ein Geheimnis mit mir zu teilen...die Worte fielen ihr unsagbar schwerMuss ich dir von meinem berichten. Egal was danach passiert, ich möchte keine meiner Worte für dich mit Lügen vergiften
Und dann begann sie zu erzählen.
Sie erzählte von ihrer Vergangenheit, wie sie aufwuchs, wo sie lebte. Wie ihre erste Reise aussah, was sie in den Wüstenlanden durchmachen musste. Vom Fluch, ihre kompletten Erlebnisse bevor sie das Festland erreichen konnte
Sie erzählte ihr auch alles was sie über ihre Opfer wusste die sie bisher im Fieber niederstreckte. Nalani ließ nichts aus. Sie berichtete darüber wie sie versuchte das Fieber mit allen möglichen Mitteln zu heilen, was es für sie bedeutete und welche Gefahren es in sich barg. Es fiel ihr schwer doch sie versuchte Akata nicht aus den Augen zu lassen, sich nicht die Schwäche zu geben den Blick abzuwenden. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst wie sehr Nalani sich dafür schämte, war es doch so unsagbar wider ihrer Natur.
Immer wieder liefen einzelne Tränen ihre Wangen hinunter, ihre Stimme bebte. Es war erst das zweite mal, dass Nalani offen darüber sprach und selbst die Jünger kannten nicht alles.
Zum Schluß berichtete sie ihr von Frade, wie er sie verdächtigt hatte und beinah überführt hatte. Nun genoß sie scheinbar so etwas wie Vertrauen bei ihm, auch wenn sie sich sicher war das er mehr als nur ein Auge auf sie geworfen hatte. Seid ein Söldner durch ihren Bogen fiel, hatte sein scharfer Verstand ihn in ihre Richtung gelenkt. Auch von dieser Gefahr berichtete Nalani Akata.
Als sie alles gesagt hatte, was es zu erzählen gab, war die Stille beinahe erdrückend. Sie wagte es nicht einen Schritt in Akatas Richtung zu mache, wusste sie doch nicht einmal wie sie selbst über solch eine Geschichte denken würde...
Da standen sie nun, im Mondenschein am Wegesrand, sich gegenüber. Die eine anmutig wie ein Fuchs, von natürlicher Schönheit und einem exotischen Hauch, die andere im Silbergewand ihrer Art, im schimmrig grünen Kleid, mit glitzernden Tränen auf der Wange, stumm vor Scham und Verzweiflung..