von Brae Fearchara » Do, 27. Feb 2014 05:19
Brae Fearchara stand wie eine Statue der Göttin Brigantia im Wald an einem Bach, der in einen See mündete.
Ihr Körper war so schlank und durchtrainiert wie der einer Amazone, doch ihr Gesicht hatte einen träumerischen Ausdruck,
als sie die Windungen des Baches betrachtete.
Ein Streifen Mondlicht fiel auf ihre hübsche Nase und ihre sinnlichen Lippen, und schimmerte auf einer blonde Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war.
Neben ihr lag ihr Rucksack im Gras, in dem sich eine offene Flasche mit süßem Wein und ein paar frischgebackene Brote befanden.
Ihr Duft erfüllte die kühle Morgenluft. Sie waren noch warm. So waren sie am köstlichsten, doch Brae hatte noch keinen Hunger.
Sie wollte mit dem Frühstück noch etwas warten. Zuerst wollte sie Schwimmen gehen.
Jetzt, wo es noch dunkel war und niemand wach.
Sie nahm den Stirnreifen aus funkelndem Solarum ab, der ihre Haarpracht bändigte, und schüttelte ihr Haar.
Ihre blonden Locken ergossen sich über ihre Schultern.
Die Augen geschlossen, spürte sie den Wind, der mit ihrem glatten Unterkleid spielte.
Es reichte ihr bis zu den Knöcheln.
Das schlichte Überkleid, dass das an den Schultern mit großen Fibeln gehalten wurde,
hatte sie bereits abgelegt und auf einen großen Stein gelegt.
Ihre zarten Finger nestelten an einem reich bestickten Gürtel mit zwei vorne herabhängenden Zierbändern,
der ihre Kleidung zusammenhielt, und an dessen rechter Seite ein kleiner Beutel hing.
Der Gürtel fiel zu Boden und ringelte sich zusammen wie eine goldene, schuppige Schlange.
Mit einem kleinen "pling" fiel auch der Goldbeutel.
Es war nicht viel darin.
Erneut blies der Wind sanft durch ihr Unterkleid,
welches sich nun sanft bauschig im Wind wiegte, und hochgewirbelt wurde.
Man erhaschte einen Blick auf ihre langen schlanken Beine.
An ihren Füßen waren Ledersandalen aus goldhellem Ostardleder zu erkennen.
Die schmalen Riemen wanden sich wie verspielte Ranken um ihre zierlichen Füße.
Das Leder umschloss ihre Zehen - ihre Füße - schienen sie zu fesseln.
Sie striff sie ab, und warf sie mit sanftem Schwung achtlos ins taunasse Gras.
Brae Fearchara setzte sich auf einen großen moosbewachsenen Stein.
Sie steckte ihre Hand in das flache Wasser, in dem auch Moos wuchs.
Das Wasser floss zwischen ihren Fingern hindurch.
Ihre Hand strich sanft über das weiche Moos, das sich an ihre Fingerspitzen schmiegte.
Sie schien völlig alleine zu sein, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass irgendjemand sie beobachtete.
Brae sah sich um. Niemand zu sehen. Sie schüttelte das Gefühl ab.
Die Pflanze bewegte sich mit der Strömung, doch was Wasser schaffte es nicht, das Moos herauszuziehen und mit sich zu reissen.
Brae machte so etwas gerne, Dinge anfassen und fühlen, wie sie beschaffen waren.
Wie ein Kind damit zu spielen.
Es beruhigte sie, ließ sie mit ihren Gedanken davonschweben, träumen.
Und wieder hatte sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurde.
Sie zuckte zusammen und es klirrte.
Plötzlich war da etwas anderes im Wasser. Die Flasche Wein war umgekippt und ergoss sich nun über die Steine.
Der blutrote Wein floss ihrer Hand entgegen und verteilte sich nun im Wasser.
Wie das Blut eines Opfertieres für die Göttin der Natur.
Ihre Finger spielten darin herum. Betrachteten das marmorierte Wasser bis der Wein weggespült war.
Ein Trankopfer.
Und die Göttin hatte es sich selbst geholt.
Hinter ihr ging die Sonne auf.
Die morgendlichen Strahlen wärmten ihren Rücken.
Brae Fearchara steckte einen Zeh in das eiskalte Wasser des Sees, ein Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht.
Sie war eisigen Wind und kaltes Wasser gewöhnt, streifte ihr Untergewand ab und ließ sich,
nur noch mit einem Bernsteinkettchen bekleidet, ins Wasser gleiten.
Sekundenlang war sie wie betäubt von der Kälte und alles in ihr zog sich schockartig zusammen.
Ihre Finger und Füße begannen zu prickeln. Unwillkürlich holte sie tief Luft.
Mit ein paar kräftigen Schwimmstößen war sie auf der anderen Seite des Sees angelangt.
Dort auf dem Grund des Sees war etwas merkwürdiges, das in der Morgensonne funkelte.
Brae holte tief Luft.
Dann tauchte sie unter, hörte das Wasser mit sachtem Klatschen über ihrem Kopf zusammenschlagen.
Einen Moment schien sie zu schweben, dann fanden ihre Füße den feuchten, schlammigen Boden.
Ihre Hände wischten den Schlamm von etwas, was dort im See gelegen hatte.
Eine Metallschale. Elegant glitt die junge Frau, die kleine Schale in der Hand , durch das nasse Element, drehte sich verspielt dabei.
Sie hatte einen Schatz gefunden. Eine Schale, vielleicht für Trankopfer. So wie die Göttin es sich eben von ihr geholt hatte.
Die Sonne war im Steigen begriffen,
Doch der Himmel schien zerrissen zu sein. Morgenrote Wolkenfetzen trieben dahin.
Es sah ein bisschen so aus wie der rote Wein im See.
Sie zog sich an Land und hüllte sich in ihr Untergewand, welches sich feucht an die Konturen ihres Körpers anpasste.
Ihre Brust hob und senkte sich, als sie die kühle Waldluft einsog.
Brae legte sich ins taunasse Gras und fuhr mit der Fingerkuppe über die merkwürdigen Zeichen der Schale.
Spiralen die sich vom Inneren zum Äußeren winden, die die die Reise der Seele oder des des Lebens glichen,
verschlungen, wie die Pfade des Seins.
Oder wie Ranken oder Wurzeln, der Inbegriff von Wachstum.
Die Schale war perfekt dazu der Göttin der Fruchtbarkeit damit zu opfern.
Brae fühlte den Grund unter sich, lauschte dem Wasser des Sees und der schaute in den Himmel.
Umsäumt von Bäumen, die wie eine Verbindung zwischen dem moosbewachsenen Land und dem roten Himmel in Wind wiegten.
Die Balance zwischen diesen Welten; die Vereinigung von oben und unten; ein Symbol für Gleichgewicht und Harmonie.
Die dünnen Äste scheinen die Wolken zu berühren, sie scheinen miteinander verbunden zu sein.
Die junge Frau stand auf, zog sich ihre Kleider wieder an, steckte die wunderschöne Schale zu ihren Habseligkeiten
und machte sich auf den Weg zur Taverne.
Sie brauchte nun ein warmes Feuer um sich zu wärmen.
Die Taverne lag sehr abgeschieden oben auf einem leichten Hügel, umgeben von wenigen Pappeln,
die sie aber nicht völlig verdeckten.
Ein Weg führte in viele Richtungen davon und verschleierten sich im Wald, aus dessen Richtung Brae kam.
Ihre Füße waren noch immer nackt, und sie lief auf dem grünen Streifen Gras in der Mitte des Weges.
Die Fenster der Taverne leuchteten gelb auf und schienen eine Oase der Geborgenheit zu sein.
Hier war sie eine Fremde.
Es war bereits hell geworden, irgendwo krähte ein Hahn, der den neuen Morgen begrüßte.
Und da es dort sicherlich warm war, entschloss sich Brae Fearchara einen Blick hineinzu wagen.
Vielleicht würde sie dort sogar ein Zimmer mieten?
Grübelnd legte sie ihren Finger an ihre Lippe, dann berührte ihre Hand das morsche Holz der Tavernentüre und stieß sie auf.
Schüchtern blickte sie hinein.
Links von ihr war eine Eckbank mit einem Tisch der aussah wie jeder andere Tisch in der Taverne, dunkles Holz,
unverziert und einfach aber dennoch irgentwie schön.
Die Bank hatte dünne Polster aus Leinen die Brae sehr bequem erschienen.
Von dieser Bank aus konnte man auch aus einem recht kleinen Fenster nach draussen schauen.
Sie sah nach rechts, dort war eine Tür, die geschlossen war und mit einem dicken Riegel gesichtert war.
Weiter vorne war der Thresen, hinter dem der Besitzer der Taverne Brae freundlich anlächelte.
Vielleicht würde sie später noch ein Glas Wein bestellen. Ihrer hatte sich ja in den Fluten des Sees verflüchtigt.
Sie lächelte darüber, und fragte sich, wozu das Trankopfer gut gewesen war.
Sie zwinkerte den Anwesenden zu und sah sich weiter um.
Weiter hinten in der Ecke befand sie noch eine Eckbank, die aber vollkommen im Schatten lag.
In etwa der Mitte der linken Seite befand sich ein Kamin in dem ein warmes Feuer brannte.
Davor lag ein weisses Bärenfell und Baumwollkissen die dazu einluden sich hinzusetzen und zuwärmen.
Brae schritt elegant durch die Taverne, nickte grüßend und setzte sich dann im Schneidersitz auf eines der Kissen.
Sie sah nach oben. Dort schwebte ein Kromleuchter.
Die bereits heruntergebrannten Kerzen tauchen den Raum in ein flackerndes Licht und warfen kleine Schatten auf Brae's Gewand.
Die junge Frau öffnete ihre Tasche und zog ihre goldene Harfe hinaus.
Die Harfe sollte, im Kampf gespielt, eine unterstützende Wirkung zeigen.
Sie war ein beseeltes Instrument, welches drei Melodien spielte: Lachen, Seufzen und Schlummern.
Der Weg direkt in die Seele einer Person.
Brae stimmte eine ruhige Melodie an. Die Taverne war erfüllt von einem sanften beruhigenden Klang.
Sie schloss die Augen als ihre zarten Finger über die Saiten glitten.
Ob sie hier wohl noch lange alleine sitzen würde?
Oder ob sich jemand finden würde, der sich zu ihr setzte um dem Klang ihrer Harfe zu lauschen?