Die Dämmerung brach bereits über das Land hinein und verschlang die letzten Überbleibsel des Lichts, das die geschwächte Sonne zu dieser Jahreszeit zu spenden vermochte. Der Wind verfing sich klagend in den kargen Ästen der Bäume und bereitete dem jungen Wanderer eine Gänsehaut. Fröstelnd schlang Alec die Arme um seine unbekleideten Oberkörper und rieb diese, um sich vor Erfrierungen zu schützen.
Verdammte Kälte. Hätte diese verflixte Fee mich nicht wenigstens hier her holen können bevor ich mich umgezogen habe?
murmelte er vor sich hin, wobei er die Augen nach einer Bleibe für die Nacht offen hielt. Alec wusste nicht, wie weit er schon gegangen war, aber es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er fror und ihm begannen die Füße zu schmerzen. Dort wo er herkam, war man es nicht gewohnt, so weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Alles schien wie ausgestorben und er begann sich schon zu fragen von welchem Volk diese Fee die ganze Zeit gesprochen hatte. Hier schien ja niemand zu leben!
Als er endlich in der Ferne ein beleuchtetes Fenster und aufsteigenden Qualm -vermutlich von einem Karmin- entdeckte. Allein bei dem Gedanken an etwas zu trinken, das den elenden Geschmack nach Ruß endlich vertreiben würde und einem warmen Feuer schienen sich seine Füße gleich schneller bewegen zu können. Als er das Gebäude schließlich erreicht hatte blieb er einen Augenblick stehen. Auf einem hözernen Schild stand in ausgeblichenen Buchstaben "Taverne" geschrieben. Wie würden die Leute ihn, halbnackt wie er war, wohl anblicken? Er zuckte mit den Schultern. Die Kälte war zu beißend, als dass er sich von irgendeiner Eitelkeit davon abhalten lassen würde, einzutreten.
So öffnete die er die schwere Holstür, die, sobald er den angenehm warmen Raum betreten hatte, knarrend hinter ihm ins Schloß fiel. Schnurrstracks bewegte Alec sich auf die Theke zu, wo der rundliche Wirt ihn aus schmalen Augen betrachtete.
N´Abend der Herr. Hättet Ihr für die Nacht vielleicht ein Bett oder irgendeine freie Ecke für einen mittellosen Wanderer anzubieten? fragte er und setzte eine unbeteiligte Miene auf.
Der Wirt schnaufte daraufhin nur und polierte weiter eines der Gläser.
Alec seufzte und kramte in seiner Hosentasche. Nichts. Schließlich griff er zu dem Ring, den er um den Finger trug. Er hatte ihn einst von seiner besten Freunden bekommen. Er streckte ihm den Wirt entgegen.
Dafür sollte ein Bett und ein Met ja wohl zu haben sein guter Mann!
Der Wirt schnaufte erneut, stellte ihm jedoch das gewünschte Getränk auf den Thresen und polierte unermüdlich weiter. Alec dankte ihm knapp, schnappte sich sein Met und begab sich zu der kleinen Sitzgruppe vor dem Kamin, wo er sich erschöpft in einen Sessel fallen ließ und ergeben die Augen schloss.