Gute alte Zeit

[Maestro Kalrin Soria aus Minoc]

Einsam sitzt Kalrin auf seinem Hausdach und wartet geduldig auf Bestellungen.
„Schon wieder ein Glas leer?“
Er steht vorsichtig auf, torkelt zu seiner Bar, wühlt einige Sekunden durch die Kommode und zieht dann eine Flasche Schnaps raus. Leicht zitternd füllt er sich ein neues Glas und verschwindet wieder hinter sein Tischchen.

Ein leichter Seufzer erklingt und Kalrin beginnt etwas vor sich hin zu murmeln.
„Was ist nur passiert, ein einst angesehen Werkzeugschmied und stolzer Mann, sitzt nun alleine auf seinem Dach, wartet auf Bestellungen und trinkt Schnaps. Glas um Glas.“
Nun hebt er seinen Kopf, schaut vom Dach, und sieht eine Lady, die einen Baum nach dem Anderen fallen lässt.
„Frauen, Frauen, leider habe ich mein Glück nie gefunden. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Kalrin lässt das Glas los, steht auf, torkelt die Treppe runter, tritt in den Vorhof und steuert auf sein Pferd zu, welches er einst von einem Kunden geschenkt bekommen hatte.
„Hoooohooohep!“
Mit einem sehr uneleganten Schwung wirft er sich aufs Pferd, verliert das Gleichgewicht, und klatscht auf den Boden runter.
„Uffff, muss ja echt hammer aus gesehen haben.“
Mit der Hand auf dem Rücken haltend, steht er auf und klöpfelt seinen Alten Begleiter am Hals.
„Na mein Alter, du hast auch schon besser ausgesehen. Ich kann mich noch erinnern als ich dich als junges Fohlen bekommen habe und dich dann mit viel geduld und Liebe aufgezogen hab. Du, mit dein einzigartig schönem Braunen Fell, Welches Woche um Woche immer schöner zu kommen schien. Ja ja, so ist das nun mal. Man wird Alt.“

Nun steckt er seine Hand in seinen Rucksack und beginnt zu wühlen.
„Wo hab ich denn mein Runenbuch wo?“
Nach einiger Zeit verlässt ihn die Geduld und er wirft seinen Rücksack auf den Boden, da purzelt doch auf ein Mal sein Runenbuch aus einer Seitentasche.
„Ah, da bist du ja!“
Er bückt sich, hebt das Buch auf, und beginnt zu Blättern.
„Mi-Mi-Minoc Bank, da hab ichs ja“
Minoc war immer eine Rückzugsebene für Kalrin.
Dann beginnt er, den Spruch abzulesen.
„Itare Finem“
Bei der Bank angekommen, beginnt er, durch die Stadt zu spazieren.
„hmm…Erkennt man ja fast nicht mehr, alles so neu und schön.“
Er blickt um sich.
„Wo ist denn hier eine Kneipe? Ah, da ist sie ja, genau da, wo sie schon immer stand“
Konzentriert wackelt er auf die Eingangstür zu, stösst sie auf und erblickt einige Gestallten.
„So, dann setze ich mich doch mal an die Bar“
Er zieht ein Hocker zu sich, setzt sich wackelnd drauf und stützt sich mit dem Armen auf der Bar ab.
„Kellner! Ein Schnaps bitte!“
Der Kellner dreht sich nach ihm um, zögert und sagt dann: „Was immer sie wünschen, Sir.“
Er stellt ein glas vor Kalrin, füllt es mit Schnaps und beginnt wieder, sich umzudrehen.
„Die Flasche können sie hier stehen lassen.“

„Was ist nur mit Pergon passiert?“

[Keraban]

Der Herr neben ihm tauscht unauffällig die Schnapsflasche gegen eine Milchflasche und murmelt

Das wird er in seinem Zustand eh nicht mitbekommen ... so wie alle die ich heute in der Stadt getroffen habe nicht mitbekommen haben, wenn man mit ihnen geredet hat.

Nipt an seinem Milchglas.

Wenn man nicht Großmeister der Selbstgespräche ist, hat man es echt schwer in diesen Zeiten.

Seufzt und dreht das Milchglas ein bischen hin und her.

Nicht war liebes Milchglas? Du hörst mir wenigstens immer zu ...

[Raissa Nadeira]

Draußen vor der Taverne zügelt eine schlanke, zierliche Frau das Pferd auf dem sie sitzt und springt geschmeidig aus dem Sattel. Eine blasse, zarte Hand
tätschelte den Hals des Tieres, ehe sie es in die Obhut eines Stallburschen übergab, ein kleines Bündel mit ihren Habseligkeiten schulternd.

Langsam und zögernd wandte sie sich der Taverne zu und blieb einen Moment stehen, den Blick aus den Obsidianaugen fest auf die Tür gerichtet, dann richtete sie sich auf und atmete tief durch. Fest trat sie auf den Eingang zu und stieß die Tür auf.

Ein ruhiger, kühler Blick streift kurz durch den Raum, ehe sie sich nahe am Kamin niederlässt, die Kaputze tief ins Gesicht gezogen. Eine leichte Kälte scheint von ihr auszugehen, selbst als sie sich vorneigt, und die Hände über das Feuer hält.

[Keraban]

Mustert über die Schulter die vermummte Gestalt, die sich wortlos an den Kamin setzt.

Ein weiterer wortloser Wanderer?
Na vielleicht ist er ja gesprächiger als alle anderen hier ... und ich muss nicht mehr diese zukünftige Schnapsleiche anschauen...

Rutscht langsam vom Barhocker, wirft noch schnell einen kritischen Blick auf dessen mangelhafte Verarbeitung und geht dann mit seinem halbvollen Glas zum Kamin.

"Seid gegrüßt! Darf ich mich zu euch setzen?"

Betrachtet die blassen zarten Hände, die sich dem Feuer entgegenstrecken und vermutet eine weibliche magiebegabte Person vor sich zu haben.

[Raissa Nadeira]

Lange Zeit sitzt sie still, beinahe als hätte sie Keraban nicht gehört. Gedanken huschen durch ihren Kopf, dann erhebt sie die weiche Stimme zu einem leisen Gruß.

„Keraban... Deine Gesellschaft ist mir stets willkommen.“

Langsam legen sich die zarten Hände an die schwere Kaputze, streifen sie zurück und entblößen damit schneeweiße Haut und blutrotes, schimmerndes Haar.

„Es ist lange her.“

[Keraban]

Zuckt zusammen und plötzlich schlägt sein Herz bis zum Hals.

"Raissa ..."

Setzt sich nach einer etwas zu langen Pause und stellt das Milchglas auf dem Tisch ab

" ... ja ist lange her."

Lässt seinen Blick kurz über das wohlbekannte Gesicht streifen, das sich kein bischen verändert hatte. Auch die Obsidianaugen hatten immernoch diesen faszinierenden Glanz...

"Wie ist es dir ergangen?"

Bemüht sich sich etwas zu entspannen und ihr ruhig in die Augen zu schauen.

[Raissa Nadeira]

Mit einem bitteren Lächeln nimmt sie seine Unruhe zur Kenntnis. Noch immer hatte er mehr Angst vor ihr als es sein müsste, denn obwohl sie einst die Gelegenheit gehabt hatte, hat sie von ihm niemals getrunken. Würde es auch nicht.

Ruhig erwidert sie seinen Blick, lauscht auf seine Worte und wiegt nachdenklich den Kopf von einer Seite zur anderen.

„Viele Reisen, viele interessante Dinge. Dieses gelernt, jenes gelernt... Und dir? Wie geht es dir und deiner Frau?“

Mit einem weiteren Lächeln lehnt sie sich zurück, die Körpertemperatur an das angepasst, was man als normal ansehen würde.

[Keraban]

Schaut mit einem nachdenklichen Blick auf sein Milchglas.

"Tja, wie es mir geht?
Es ist sehr ruhig geworden in meinem Haus und in der Gegend.
Kitha ist seit sehr langer Zeit auf Reisen - wie so viele andere in der Stadt auch - und die verbliebenen sind entweder so in ihre Arbeit vertieft, das man nichts mit ihnen anfangen kann oder reden wirres Zeug, so dass man erst nach mehreren Versuchen verstehen kann, was sie meinen."

Nimmt langsam einen Schluck aus dem Glas und stellt es wieder auf den Tisch.

"Nicht gut fürs Geschäft. Nicht gut für mich.
Ich vertreibe mir die Zeit so gut es geht, halte das Haus in Ordnung, reite mit dem Lama durch die Stadt, ... und schlafe viel."

Schaut wieder auf zu Raissa und lässt sich von ihrem Lächeln etwas anstecken.

"Es ist schön mal wieder ein vertrautes Gesicht zu sehen."

Schaut sie noch einen Moment lang an und lässt die alten Erinnerungen auf sich wirken.

"Was hat dich wieder hierher verschlagen?"

[Raissa Nadeira]

Eine Weile betrachtet sie ihn nur ruhig, ohne etwas zu erwidern, dann meint sie zögernd

"Es tut mir leid das zu hören. Einsamkeit ist nicht gut für dich.

Was mich angeht... Nun ja, ich hab gehofft den ein oder anderen lebend vorzufinden, aber bisher hat sich diese Hoffnung, mit einer ausnahme, als sehr trügerisch herausgestellt.

Du hast mir gefehlt... irgendwie."

[Keraban]

Fühlte sich zunehmend wohler in der vertrauten Gesellschaft.

"Willst du auch etwas ... ähm ... ich versuche mal mir etwas zu essen zu bestellen falls ich jemanden finde."

Steht schnell auf und geht zum Tresen. Es war ihm recht peinlich, dass er immer wieder solche Dinge vergaß, obwohl sie doch für Raissa wichtig waren. Er dachte immer zu menschlich.
Am Tresen war niemand, in der Küche auch nicht. Aber er fand etwas Brot und Käse und nahm auf dem Rückweg die angefangene Milch vom Tresen mit. Er fragte sich wie man als Wirt eine Wirtshaus so betreiben konnte.
Wieder am Kamin angekommen stellt er das Essen auf dem Tisch ab, setzt sich wieder zu Raissa und streckt die Füße zum Kamin aus.
Einen Moment lang dachte er noch über ihren letzten Satz nach.

"Hast du vor länger in der Gegend zu bleiben?"

Er wusste nicht so recht, ob es zu aufdringlich war, aber etwas Gesellschaft würde ihm wirklich gut tun.

"... ich meine, diese Herberge ist wirklich schlecht geführt..."

Irgendetwas in ihm sträubte sich wie damals gegen diese nicht-Menschliche was Raissa umgab, aber er mochte das nicht. Es war viel zu unrational.

"... also ich meine ein freies Zimmer könnte sich in meinem Haus sicher finden lassen..."

Etwas unsicher griff er zum Brot und steckte sich einen Bissen in den Mund.

[Raissa Nadeira]

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, dann nickte sie sachte

"Ja, ich hatte vor länger zu bleiben. Hast du denn keine Angst?"

Als ob ihm Angst helfen würde, wenn sie es tatsächlich auf sein Blut abgesehen hätte. Was sie nicht hatte. Er hatte ihr einfach nur... gefehlt.

"Ich leiste dir aber gern Gesellschaft bis Kitha zurück kehrt... Darin habe ich ja Übung, nicht wahr?"

[Keraban]

Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich etwas.

"Das war damals so nicht absehbar. Meinst du ich sehe dich nur als 'Gesellschaft bis Kitha zurück kehrt'? Außerdem weiß ich inzwischen gut, wo mein Herz hingehört. Es ist also keine Entscheidung zwischen euch beiden.
Du bist ist einfach 'Gesellschaft'."

Er spülte seinen Unmut mit einem großen Schluck Milch herunter und fügte mit etwas freundlicherem Gesicht hinzu:

"angenehme Gesellschaft."

[Raissa Nadeira]

"Belassen wir es bei Gesellschaft, Keraban... "

Sachte lehnte sie sich zurück und betrachtete ihn ungerührt, mit keiner Sekunde ihre Gedanken verratend. Warum sollte sie auch? Als sie es getan hatte war er... Nein, schluss aus. Das war lange vorbei. Mit einem weichen Lächeln blickte sie ihn wieder an und schüttelte belustigt den Kopf.

"Wein wird man hier vermutlich nicht mehr bekommen... Schade eigentlich."

[Keraban]

Schaute sie noch einen Moment lang an wie sie ihre rotes Haar schüttelte und überlegte, was wohl in ihrem Kopf vorging.

"Ein bischen Wein wird sich schon auftreiben lassen, vielleicht an der Bar."

Stand wieder auf und ging hinter die Bar. Dort war aber nur Schnaps und anderes undefinierbares Zeug zu finden, also ging er wieder zurück.

"Hm, nichts zu finden. Aber für einen Wein reichen meine Zauberkünste sicher noch aus."

Er stellte sich vor den Tisch, überlegte einen langen Moment lang, räusperte sich und murmelte mit tiefer Stimme etwas vor sich hin.
Eine kleine verstaubte Weinflasche erschien auf dem Tisch und er setzte sich zufrieden wieder hin.

"Immer wieder erstaunlich. Vielleicht schmeckt er ja sogar. Vielleicht kann man auch besseren Wein zaubern, wenn man sich vorstellen kann wie er schmeckt."

Reicht ihr die Weinflasche und berührt dabei etwas ihre erstaunlich warme Hand.

[Raissa Nadeira]

Leicht strich ihre Hand über die seine, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

"Wir haben gut zueinander gepasst... damals."

Nachdenklich betrachtete sie die Weinflasche, ehe sie diese entkorkte und ein Glas mit ihrem Inhalt füllte und die Flüssigkeit leicht darin herum schwenkte.

"Ich hoffe du hast nicht vor mich zu vergiften, mein Lieber."

Die dunklen Augen richteten sich auf sein Gesicht und musterten ihn ausgiebig, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen, ehe sie leise hinzusetzte

"Die Zeit war gnädig zu dir."