In Gedanken versunken

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

...sitzt Salia in einer Ecke der Taverne an einem Tisch. Den Kopf auf die Hände gestützt blinzelt sie die kleine Flamme der Kerze an, die vor ihr auf dem Tisch steht. Ihre smaragdenen Augen sind halb geschlossen, ihre Gedanken sind weit entfernt..

Seufzend lässt sie ihren Kopf, getragen von ihren Armen, auf den Tisch fallen, eine im Kerzenschein noch feuerroter schimmernde Strähne ihrer langen Haare fällt ihr ins Gesicht.

Mit zugleich besorgtem und verwundertem Gesicht wirft der Wirt einen Blick zu ihr herüber, runzelt dann die Stirn und wendet sich geistesabwesend wieder den anderen Besuchern zu.

[Narenian aus Yew]

Die Tür der Taverne wird derb aufgestoßen und scheppert gegen die Wand. Ein hoch gewachsener Elf kommt herein und stiefelt auf die Bar zu. Er hält sich die Hand an den Kopf.

Herr Wirt! Einen Zoomi bitte! Und eiskalt muss er sein!

Der Wirt holt einen kleinen Becher unter der Theke vor, füllt diesen mit einer grün-gelblich schillernden dünnen Flüssigkeit, die beim Eingießen leicht zu dampfen scheint, und schiebt es dem Elf hin.
Dieser nimmt es, setzt es an und trinkt einen kräftigen Schluck.

Danke, das habe ich gebraucht. Die Schatten haben meinen Geist wieder beinahe zu fassen bekommen...


Der Elf vergräbt den Kopf in den Händen und stützt sich auf die Theke. Er merkt nicht, dass ihn eine Person schon die ganze Zeit genauer beobachtet.

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

Nur ein kurzes Blinzeln ist Salias einzige Reaktion auf die heftige Ankunft des Elfen. Weiter starrt sie in die kleine Flamme, runzelt mal die Stirn, legt den Kopf schief.

Der Wirt kommt grummeld vorbei, stellt Salia ein Glas Milch auf den Tisch und brummt Die geht aufs Haus!

Ein dankbares, flüchtiges Lächeln huscht über Salias Lippen, mit ihren tiefgrünen AUgen schaut sie den untersetzten Mann an.

Habt Dank.

Ahh, ein Lächeln...das ist es, was mein Herz verlangte. sagt er und stapft davon.

Ein schelmisches Grinsen liegt nun auf Salias Lippen, sie wendet sich wieder dem kleinen Licht zu und murmelt "Spinner".
Ein Tropfen heißen Wachses läuft langsam die schmale Kerze hinab, um schließlich am Sockel zu erstarren.

[Narenian aus Yew]

Narenian saß immer noch da, den Kopf in den Händen vergruben.
In seinem Kopf hämmerte es. Seit Tagen schon hatte er rasende Kopfschmerzen, die anscheinend keine natürliche Ursache hatten.
In den Augen des Elfen sah man, dass die Ereignisse der vergangenen Wochen ihn sehr erschöpft haben mussten. Er kämpfte gegen eine unsichtbare böse Macht, die langsam von ihm Besitz zu nehmen drohte...

Bei den Sphären...! Wie, zum Henker, schaffen es die anderen Wesen dieser Welt nur, nicht von den Geistern des Wahnsinns dahingerafft zu werden!?

Eine weitere Welle von unheimlicher Macht durchschwappte seinen Kopf. Der Elf stöhnte unterdrückt und versuchte, die Energie mit Meditation aus seinem Körper zu lenken. Genau in diesem Moment geschah etwas Seltsames. Auf einem etwas abseits stehenden Tisch, an dem eine Frau mit langen, roten Haaren saß, flackerte das Licht der kleinen Kerze, die auf dem Tisch stand. Zuerst flackerte die Flamme nur, dann wurde sie etwas größer, streckte sich in die Höhe und brannte so weiter. Aus der Flamme schoss ein hauchdünner Rauchfaden auf, der senkrecht zur Decke der Taverne stieg.

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

Die kleine Flamme, die im Mittelpunkt Salias Aufmerksamkeit stand wuchs zu einer hoch gewachsenen Flamme an, ehe sie wieder kleiner wurde und schließlich erstarb. Nur ein kleiner dünner Rauchfaden zeugte von ihrem einst so hellen Lebensschein.

Salia betrachtet das Feuer etwas verdutzt, zieht eine Augenbraue in die Höhe und schmunzelt leicht. Nichts ungewöhnliches. Sie steht auf und geht mit fast geschlossenen Augen zur Band, an der der Elf sitzt.

Ich glaube, ihr wisst nicht, wovon ihr da redet, werter Herr Narenian. Geister sind keineswegs an des Menschen Wahnsinn schuld. Das sind sie meist ganz allein...

Die junge Schützin setzt sich neben Narenian auf einen Hocker, stützt ihren Kopf auf einen Arm, der auf der Bar ruht. Bei ihren Worten glänzen ihre Augen, das smaragdene Grün strahlt. Aus den Augenwinkeln betrachtet sie ihren neuen Gesprächspartner, ein leichtes Lächeln liegt auf ihren Lippen.

[Narenian aus Yew]

Narenian dreht sich zu der Frau um, die sich neben ihm an den Tresen gesetzt hat. Er schmunzelt.

Die Geister sind schon an meinem Wahnsinn schuld. Nur habe ich sie vielleicht selber auf mich gelenkt...

Der Elf nippt kurz an seinem Becher und muss zwinkern, als der Dampf der Flüssigkeit vor seinen Augen hochsteigt. Er starrt mit verlorenem Blick irgendwo in die Luft.

Ich habe in letzter Zeit eine Menge Experimente durchgeführt... Mir ist fast so, als hätte ich eine neue Form der Magie gefunden.

Narenian fängt seinen Blick wieder ein. Mit festen Blick schaut er Salia fest ins Auge.

Die uns bekannten Richtungen der Magie sind bisher die Elementarmagie, die ihre Kraft aus dem Fluss der Elemente nimmt, die Heilmagie, die sich der Kraft der heiligen Götter der Priester bedient und die Nekromantie, die die Kraft der Toten herbeiruft.
Ich wage fast zu sagen, dass ich noch eine weitere Methode gefunden habe. Allerdings könnte sie gefährlich sein. Ich habe noch nicht weit forschen können.

Der Elf hustet kurz, räuspert sich und spricht dann weiter.

Mithilfe dieser Magie ist es möglich, die Geister und Mächte der Welt zu rufen und mithilfe dieser handeln zu können. Nur ist die Möglichkeit, mit diesen umzugehen, nur sehr roh... ich kann nicht sagen, ob die Wesen auf alle Befehle hören werden. Ich habe nur manchmal etwas Angst, dass sie mich überfallen und einnehmen können.

Narenian runzelt die Stirn, blickt an die Decke und nimmt noch einen Schluck.

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

Mit viel Interesse lauscht Salia den Worten des Elfen, doch wird ihr Blick immer finsterer. Zwar sieht sie ihrem Gegenüber dessen Schwäche an und will sich ungern auf eine hitzige Diskussion einlassen, doch kann sie, die sie enger mit Geistern in Verbindung stand als irgendjemand, nicht mit anhören, was Narenian da sagt.

Wisst ihr überhaupt, was ihr da tut?! Wie könnt ihr Geister EINNEHMEN, von ihnen Besitz ergreifen?! Sie waren einst Menschen, Elfen, so wie ihr und ich! Diese Geister, diese ruhelosen Seelen, sie sind keine Gegenstände, keine Elementarmächte oder gar göttliche Magie! Sie lebten einst! Sie haben gefühlt, Freude, Hass, Trauer...und Liebe empfunden. Wie könnt ihr sie da nach ihrem meist qualvollem Tode noch für eure Zwecke gebrauchen, sie benutzen? Das haben sie nun wirklich keineswegs verdient...

Salias sonst so strahlende Augen funkeln Narenian an, der Wirt schaut verdutzt zu beiden, hat er doch Salia lang nicht mehr so aufbrausend gesehen. Ihre Hände zu Fäusten geballt ist die junge Schützin nicht weit entfernt, dem Elfen eine saftige Ohrfeige zu verpassen, auf dass er zu Sinnen kommen möge.

[Narenian aus Yew]

Narenian hebt abwehrend die Hände.

Nicht doch! Das ist die Macht der Nekromantie... und es widert mich an, diese zu nutzen...

Der Elf holt kurz tief Luft und spricht dann weiter.

Ich spreche nicht von den Geistern der Menschen und Tiere... nur von den Geistern und Mächten der Natur, und den phänomenen, die uns umgeben!

Narenian kratzt sich am Kopf und runzelt nachdenklich die Stirn.

Wenn ihr ziellos durch die Wildnis reitet... dann werdet ihr irgendwann sicher einmal an einem kleinen Bach vorbeikommen. Man merkt auch aus einiger Entfernung, dass etwas da durch die Wälder fließt. Die Bäume am Wasser wachsen häher, die Luft ist frischer und nicht so muffig wie im tiefen Wald.
Und das ist der Geist des Wassers, von dem ich spreche. Man könnte ihn beispielsweise ... zur Reinigung der Gedanken des Zaubernden verwenden. Versteht Ihr, was ich meine?

Narenian hebt die Augen und schaut Salia fest an.

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

So schnell wie Salias Zorn kam verschwand er auch wieder. Die in Falten gelegte Stirn glättete sich wieder, ihre Augen strahlten nun mehr Neugier denn Wut aus. Sie hörte dem Elfen gut zu, doch verstand sie noch nicht so Recht, was genau er mit seinen Worten ausdrücken wollte.

Hmm, ich weiss was ihr meint, viele meiner Wege führten mich tief durch die Wälder und ich hatte viele Gelegheiten, diese seltsamen Naturphänomene zu beoachten. Doch ich verstehe nicht so ganz, wie ihr es anstellen wollt, diese "Mächte" für eure Zwecke zu gebrauchen...Sie scheinen mir recht unbändig, es ist schließlich die Natur selbst. Sie folgt den Naturgesetzen und nicht dem Willen der Menschen. Zudem halte ich es für einen...nunja, unnatürlichen Eingriff in die Natur, was das Gleichgewicht erheblich stören könnte. Erzählt eure Vorhaben besser keinem Hüter der Natur!

Sagt sie mit einem Zwinkern zu Narenian.

[Narenian aus Yew]

Narenian senkt leicht den Kopf.

Genau das ist die Schwierigkeit. Man kann nicht die Kräfte völlig nutzen. Das lassen die Mächte nicht zu. Aber mir ist es gelungen, diese Grenze zu umgehen.

Der Elf macht eine kurze Pause in seinem Redefluss.

Mann muss die Mächte in ihrem Fluss bestehen lassen. Aber man kann bestimmen, WIE sie fließen. Ihr könntet die Reinigungskraft durch euren Kopf fließen lassen, dabei eine winzige Kraftmenge für euch selbst brauchen und die restliche Energiemenge wieder zurück leiten.

Narenian wendet sich wieder seinem Becher zu, der allerdings schon fast leer ist. Er trinkt ihn aus, stellt ihn wieder auf die Theke und blickt mit verlorenen Augen in die Ferne.

Wenn man es so betrachten will, könnte man sagen, dass eigentlich jeder Magier ein klein wenig von dieser Art von Magie verwendet. Unbewusst. Und ohne, dass derjenige meinen könnte, es wäre eine andere Art der Magie.

Der Elf schmunzelt nun noch mehr. Er dreht sein Gesicht zu der netten Dame, die neben ihm sitzt, und wartet gespannt auf ihre Antwort.

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

Salia legt den Kopf schief, atmet tief ein und überlegt kurz.

Hmm, ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie man diese Energie zu seinem Vorteil oder gar in einem Kampfe nutzen sollte, ohne so viel Kraft aus ihr zu ziehen, dass man das Gleichgewicht stört. Vielleicht habt ihr zwar recht, dass jede Magie einen Teil dieser Kräfte nutzt, doch das ist sicher nur so viel wie nötig ist. Mit solchen Mächten sollte man nicht leichtfertig spielen, denn das könnte das Gefüge stören...

Fast so wie das Spiel mit dem Tod....nicht wahr?

Bei ihrem letzten Satz funkeln ihre Augen vor Begeisterung, mit einem herausfordernden Blick schaut sie ihren Gesprächspartner an.

[Narenian aus Yew]

Narenian guckt kurz verhalten.

Nun, mit den Mächten des Todes an sich Magie zu wirken... nein, das ist mir doch ein wenig zu hoch. Ich habe erst einmal klein angefangen, mit dem Teil der Magie, die wir alle unbewusst verwenden.

Der Elf holt aus seinem Unmhängebeutel ein Stück Pergament und eine Schreibfeder heraus. Er setzt die Feder auf das papier und schreibt das Wort BROT in großen Buchstaben darauf und hält es Salia hin.

Wenn Ihr dieses Wort seht, wird sich ein klares bild in Eurem Kopf formen. Duftendes, helles Brot, frisch aus dem Ofen und noch warm. Narenian grinst vergnügt. Ich sehe schon, wie Euch das Wasser im Mund zusammenläuft. Ich selbst bekomme bei diesem Gedanken an das Brot auch schon Hunger.

Narenian gibt Salia das Blatt Pergament in die Hand.

Je länger Ihr darauf seht, desto mehr verstärken sich Eure Gedanken. Und das alles nur wegen ein paar Linien, die ich auf dieses Papier gezeichnet habe. Versteht Ihr? DAS ist die Art der Magie, von der ich spreche!

Der Elf dreht sich zur Theke. Während die nette Dame den Zettel genau betrachtet, ruft er den Wirt und schickt ihn an, etwas von dem besagten Brot zu bringen.