Ein neuer Morgen

[Inquisitorin Salia Dumon aus Cove]

Im Halbdunkel saß Salia auf einem steinernen Thron vor ihrem fast erloschenen Kamin. Sie starrte ins Feuer, wirkte abwesend. Ihr pechschwarzer Bogen, dessen zahlreiche winzige Kerben von großen Abenteuern zeugten, stand unweit von ihr in der Ecke des Zimmers. Er schimmerte im warmen Licht des Feuers. Salias smaragdene Augen reflektierten den hellen Schein, schienen leer und doch überschlugen sich ihre Gedanken. "Es ist wichtig, dass man immer ein Ziel hat." hatte die kleine Förstersdame zu ihr gesagt, die sie nur wenige Stunden zuvor getroffen hatte. Ein Ziel…hatte Salia dieses Ziel etwa verloren? Viele Monde waren vergangen, seit ihrer letzten Jagd, sie hatte den Sonnenaufgang oft gesehen, hinter ihrem Fenster stehend. Was war ihr Ziel..? Was war ihre Bestimmung?

Lange Zeit saß Salia so vor dem Feuer, das Gesicht in den Händen vergraben. Erst als die letzte Flamme des Kaminfeuers erlosch und nur noch dünne fädige Rauchschwaden aufstiegen stand sie auf. Entschlossen ging sie zum Schrank, tauschte ihre silberne Knochenrüstung gegen die blau schimmernde Lederrüstung aus. Sie band ihre feuerroten Haare zusammen, schlüpfte in ihre grauen Stiefel. Die Lederhandschuhe knirschten, als ihr fester Griff den Bogen umschlang. Entschlossen trat sie aus der Tür, legte ihrem noch schlaftrunkenen Ostard das Zaumzeug an. Sie wusste nicht, was ihr Ziel war, doch vielleicht war genau das ihr Ziel? Der Weg, ihre Bestimmung zu finden…

Die ersten Sonnenstrahlen durchfluteten die Äste, der Morgen brach gerade an. An diesem Spätwintermorgen stand Salia nicht hinter ihrem Fenster, sie ritt auf ihrem Ostard in Richtung des Waldes…