Langsam wanderte Liam durch die Wälder von Yew. Der Saum seiner dunklen Gewänder schien über den Boden zu schweben. Seine schulterlangen schwarzen Haare glänzten in der Sonne. Die steingrauen Augen ruhten unter schmalen, geschwungenen Brauen auf den großen Bäumen. Er hatte hohe Wangenknochen und ein attraktiven, vollen Mund.
Das Laub der Bäume war leuchtend grün und die Stämme so kraftvoll. Immer wenn der Wind durch das Geäst wehte, schien er von einer längst vergessenen Zeit zu erzählen. Aber Liam kümmerte sich nicht weiter darum. Ihm ging durch den Kopf was in der Taverne passiert war. Er dachte an Eila, als sie sich küssten. Wie sie unter seinen Lippen bebte. Er lächelte, was nur noch zu seinem Charme beitrug.
Ihr Mund war gefährlich. Wie freundlich und schüchtern sie auch an der Oberfläche erscheinen mochte, in ihr brodelte ein Sturm. Es hatte ihr gefallen. Nein, sie hat es genossen. Auch wenn sie ihm danach eine Ohrfeige verpasst hatte, aber sie hatte es genossen.
Auch Liam hatte es genossen. Das konnte und wollte er nicht abstreiten. Nach so langer Zeit hatte er endlich wieder eine Frau in den Arm gehabt und es hatte sich gut angefühlt, verdammt gut. Man durfte Eila einfach keine Chance geben zum Nachdenken.
Gedankenverloren schlenderte er weiter und lies seine Gedanken weiter um Eila kreisen. Sie war eine echte Herausforderung, der Liam sich nicht entziehen wollte. Der hölzerne Zaun eines Hauses riss ihn aus seinen Gedanken. Verwundert schaute er sich um.
Wenn das kein Zufall war. Den ganzen Weg hatte er an Eila denken müssen und nun stand er vor dem Haus, wo sie Obdach suchte.
Er suchte einen schattigen Platz. Als er ihn fand, verschmolz seine dunkle Gestalt mit dem Schatten der Bäume. Seine Augen ruhten auf dem Haus. „Ob sie wohl da ist?“ Er kniff die dunklen Augen zusammen und hoffte, sie zu sehen. Hinter ihm hörte er das Galoppieren eines Pferdes. Liam drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und sah Eila. Sie ritt sicher auf dem schwarzen Hengst und schien beinahe mit dem Tier in seiner Bewegung eins zu sein. Sie schien nicht zu bemerken, dass sie beobachtete wurde. Eila verlangsamte den Galopp und brachte den Hengst vor dem Eingangstor zum Stehen. Schwungvoll glitt sie hinab und strich dem Tier über den Hals. Der schnaubte leicht auf und Eila legte ihm sanft die Hand auf die Nüstern. Ihr blondes Haar fiel auf ihre Schulter herab, als sie sich ihres Helmes entledigte. Schnell hatte sie ebenfalls das Kettenhemd, unter dem ein enganliegendes weißes Hemd zum Vorschein trat, abgelegt und es kurzerhand über den Rücken ihres Pferdes geworfen.
Liam beobachtete sie ganz genau, keine Regung, die er nicht in sich aufsog. Selbst den leichten Geruch von ihr hatte er im Vorbeireiten wahrgenommen. Als sie ihre Rüstung abgelegt hatte, zog er seine Augenbrauen hoch, so weiblich hatte er sie nie gesehen. Als Eila die Zügel des Tieres ergriff und schon die Hand an das gusseiserne Tor gelegt hatte, um in den Vorgarten zu gehen, löste sich Liam aus der Dunkelheit. Der Hengst trat nervös auf der Stelle und spitze die Ohren, als Liam plötzlich hinter Eila stand. Er war so nah an sie heran getreten, dass er ihre Wärme fühlte und der Duft ihrer Haare ihn einhüllte. Seine Lippen berührten beinahe ihr rechtes Ohr.
„Sei gegrüßt!“ flüsterte er.