An einen sonnigen Nachmittag spazierte Liriel durch Yews Wälder, mittlerweile konnte man ihr kleines, rundes Bäuchlein nicht mehr übersehen. Um es ein wenig bequem zu haben und dem ungeborenen Kind auch ein wenig Freiraum zu geben, verzichtete Liriel schon seit Wochen auf Rüstung, Schwert und Schild. Stattdessen trug sie eine bequeme dunkelgrüne Robe mit passendem Umhang. Doch trotzdem lief ihr treuer Hengst ihr hinterher und begleitet sie, er war immer in der Nähe...
Ihr sonst geflochtenes schneeweißes Haar trug sie heute offen, so dass der Wind ihre Haare umspielte.
Als sie einen von den großen, gewaltigen Bäume erspähte, beschloss Liriel unter diesem zu rasten. Sie setzte sich lehnte sich an und seufze innig. Die Nachmittagssonne schien ihr ins Gesicht, sie schloss die Augen und atmete tief ein, es war fast so als könnte sie nicht nur ihren Herzschlaghören, sondern auch den von ihrer Tochter...
Sanft streichelte sie ihr Bäuchlein und flüsterte leise liebevolle Worte. In diesem Moment war sie glücklich nicht ganz allein zu sein, denn sie trug ein neues Leben mit sich, eins das ihr schon jetzt mehr bedeutete als ihr eigenes.
Nun waren schon mehrere Monate vergangen, seitdem Frater Xabbu ihr die freudige Botschaft überbracht hatte und so langsam spürte sie auch, dass die Kleine die Welt sehen will.
Immer wieder spürt Liriel sanfte Tritte und den Drang ihrer Tochter, das Licht der Welt zu erblicken.
Vor ein paar Wochen hatte sie einen Hochelf kennen gelernt, der ihr ihren wahren Namen verraten hatte... Sie wusste das ihr früherer Name Sancta Rubinstein, nur der Name gewesen war, der ihr ihre Zieheltern gegeben hatte, doch ihren wahren Namen, Liriel Xarann, hatte sie bis dato vergessen, verdrängt oder nur unterbewusst wahrgenommen...
Liriel... Liriel... Immer wieder halten die Worte des Elfen in ihrem Kopf... Doch sie mochte ihren neuen Name, aber dadurch, dass sie ihren wahren Namen nun angenommen hatte, hatte sie auch einen Teil ihres verborgen gebliebenen Ichs wiederbelebt...
Sie erinnerte sich nun an viel mehr und verstand langsam auch die Sprache ihrer Rasse. Sie erinnerte sich an ihre wahre Mutter, ihr Haus, ihre Bestimmung..
Plötzlich schüttelte sie leicht den Kopf, die ganzen Erinnerungen hatten sie etwas in Raserei versetzt, doch das rote Glühen ihrer sonst ozeanblauen Augen verschwand schnell wieder und sie beruhigte sich wieder... Sie wollte nichts mehr von ihrer Vergangenheit wissen, sie wünschte sich, dass sie sie niemals, niemals wieder einholen würde... Denn von nun an wollte sie ein neues Leben beginnen, glücklich lächelnd schnurrte sie und hauchte sanft zu ihrem Bauch
Usstan ssinssrigg dos ussta dalhar, ussta dalharil... Naukhel orn fre'sla tu'fyr udossa, Usstan orn rin'ov sslig'ne dos lu'Usstan orn rin'ov tlu gaer whol dos... Usstan orn'la neitar sevir dos maglust, nau neitar... Dosst ph'ussta filut d'dro. Usstan ssinssrigg dos, mal'rak...
Sie konnte den Satz gerade noch so beenden, als sie ein stechender Schmerz durchbohrte. Unter Schmerzen stöhnend brach sie zusammen, umklammerte ihren Leib und spürte wie die Wehen ihren zierlichen Körper nieder rafften...
Schon die vergangene Woche hatte sie immer häufiger Schmerzen gehabt, doch so stark wie eben war es noch nie... Zur Sicherheit hatte sie ihren treuen Hengst als Begleiter mitgenommen...
Sie gab ihm einen Klapps, dieser stieg wiehernd in die Höhe und gallopierte sofort los.
Er wusste wohin er musste, mittlerweile kannte er den Weg zu dem Haus in Yew in und auswendig und beeilte sich.
Liriel lag zitternd im Schatten des Baumes, die Schmerzen waren zu stark, als das sie hätte aufstehen können... Sie hoffte nur, dass jemand zu hause war und bald kommen würde...
Als der Hengst das Haus erreichte, wieherte er laut, schnaubte und scharrte mit den Hufen, in der Hoffnung jemand würde ihn erhören...