Eingeholt von der Vergangenheit
Gerade noch befand er sich auf der Pirsch, als des Nachts im Wald ein kleines Lagerfeuer seine Aufmerksamkeit erregte. Sarokash näherte sich vorsichtig, doch was er erblickte hätte er in diesen Tagen nicht erwartet. Seit Jahren schon hatte der junge Sarokash seine Heimat nicht mehr erblickt, sie nahezu vergessen. Mit seiner ganzen Vergangenheit hatte er abgeschlossen, so dachte er zumindest. Doch nun wurde er von ihr eingeholt. Vor ihm waren 2 Meuchelmörder seines Volkes. Er hatte schon ein paar wenige auf seiner Art auf Pergon gesehen aber diese hier erkannte er genau. Nicht weil er sie kannte, sondern weil sie das Zeichen der Unauslöschlichen trugen, der Führer seiner Heimat. Diese Krieger sind absolut loyal und konnten nicht nach Pergon geflüchtet sein. Sie waren nur aus einem Grund hier. Einen Abtrünnigen zu töten...Sarokash.
In diesem Moment verhüllten die Erinnerungen seine Gedanken...
„DU BIST SAROKASH....“
„DU BIST EIN DUNKELELF...“
„DU BIST HIER UM ZU DIENEN...“
„VON HEUTE AN BIST DU SOLDAT DES SCHATTENS...“
Die Erinnerungen dröhnten in seinem Kopf. Alles verschwamm und schien so real. Er hörte die Stimme seines Ausbilders als stünde er direkt vor ihm. Ja es war ihm als könnte er seinen Atem spüren.
Plötzlich erwachte er aus den Erinnerungen, wie ein Blitz fuhr es Sarokash durch die Knochen...“die Elitejäger sind immer zu dritt!“
Ohne zu überlegen zog er sein Messer aus der Scheide und fuhr herum. Dunkles Blut spritze direkt in sein Gesicht. Der Atem war wirklich da aber nicht von seinem Ausbilder, sondern vom dritten der Meuchelmörder.
Die beiden am Feuer bemerkten das Geschehen im Gebüsch und schreckten hoch, ihre Hände gen Bogen.
Ohne weiter zu überlegen nahm Sarokash seinen Bogen, spannte die Sehne und schickte einen Pfeil direkt ins Herz des einen. Sofort folgte der zweite Pfeil doch er verfehlte sein Ziel.
„Verdammt...es war doch zu früh.“ blitze es in seinen Gedanken. Denn die Erkenntnis, seine Ausbildung nicht abgeschlossen zu haben schmerzte ihn immer wenn er daran dachte. Und jetzt ließen ihn seine Fähigkeiten im Stich, wo sein Leben davon abhing.
Sofort folgte die Antwort seines Gegners. Im Versuch dem Pfeil auszuweichen wurde Sarokash in die Schulter getroffen. Diesen Fehler seines Gegenübers musste er ausnutzen. Erneut spannte Sarokash seinen Bogen und diesmal traf er sein Ziel tödlich. Doch noch war er nicht außer Gefahr.
Zwar tötete er die 3 Meuchelmörder, was für die Qualität seiner Ausbildung sprach, aber Sarokash wusste genau, dass selbst ein Streifschuss mit diesen Pfeilen oft tödlich ist. Das Gift ist stark. Einen Menschen würde es binnen weniger Sekunden töten aber bei Elfen und Dunkelelfen wirkt es etwas langsamer.
Als Sarokash realisierte was da durch seine Adern floss, suchte er verzweifelt nach einem Gegengift. Doch das eine was er fand würde das Gift nicht aufhalten, höchstens etwas verlangsamen.
Schnell schwang er sich auf sein Pferd und ritt los. Zwar wusste er nicht wohin er sollte, denn niemand würde das Gift kennen oder Heilung wissen.
Kurz bevor er bewusstlos wurde brach er samt Pferd aus dem Wald heraus. Nicht weit entfernt erkannte er etwas. Leicht verschwommen sah er eine Anordnung von spitzen Steinen. In der Hoffnung dort jemanden zu finden, fasste Sarokash die Zügel mit seiner letzten Kraft und zwang sein Pferd in jene Richtung.
Nachdem er einige der Steinpaare durchschritten hatte, erschlafften seine Hände und Sarokash fiel bewusstlos zu Boden.
Von Krämpfen durchzogen und schweißgebadet lag er nun inmitten der Felsformation. Der Mond stand hoch am Himmel und die restlichen Erinnerungen flogen in seinen Geist zurück.
Sohn der Lyta und Beorazh. Geboren in in Usur Drakar direkt in die Streitkräfte. Von Geburt an war klar dass Sarokash Soldat der Schattentruppe werden sollte. Dies war eine Ehre und erfüllte seine Eltern mit Stolz. Seit je her führte das Volk der Dunkelelfen Krieg, gegen Menschen und Elfen. Entgegen vieler Sagen begann aber nicht sein Volk diesen erbarmungslosen Krieg.
Sein Volk war nah verwandt mit den Elfen. doch ihre fast schwarze Haut beängstigte die anderen Völker, sodass die Dunkelelfen ausgegrenzt wurden. Die noch unbegründete Angst führte gar dazu, dass man sie jagte und versuchte sie zu vernichten.
Nach Jahrhunderten der Verfolgung und des Krieges kannte das Volk der Dunkelelfen nichts anderes mehr als Hass und Krieg. Es fand sogar gefallen daran. Alles in ihrem Leben drehte sich nur um Tod und um Rache.
In diese Welt geboren musste auch Sarokash das Todeshandwerk seines Volkes erlernen. Jeder Krieger der Schattentruppe bekam einen Lehrer, der nur für ihn verantwortlich war. Doch sein Lehrer war einer der grausamsten, brutalsten... einer der Besten!
Aber seine Ausbildungsmethoden waren fürchterlich blutig, sodass Sarokash mindestens soviel Zeit mit dem verarzten seiner Wunden verbrachte, wie mit dem Training in Bogen und Schwert.
Schon nach nur einem Jahr war es Sarokash egal, ob er in die Armee aufgenommen würde oder nicht. Er wollte nur Rache. Seinen Lehrer zu töten war alles was er noch im Sinn hatte. Doch er musste sich gedulden.
Nach 4 weiteren Jahren war noch immer nicht am Ende seiner Ausbildung. Viel hatte er gelernt und erfahren. Doch seine häufigen Verwundungen warfen ihn im Gegensatz zu den anderen seines Jahrgangs zurück. Ohne frage war er ein hervorragender Schütze, aber die anderen waren immer etwas besser. Er wusste er könnte besser als sie alle sein, wenn er nicht soviel Zeit für seine Regeneration verschwenden müsste. So verlor er letzten Endes die Geduld und meuchelte eines Nachts seinen Meister.
Dieser Erfolg zeigte Sarokash, wie gut seine Ausbildung doch war. Er konnte seinen Mentor ermorden, ohne dass dieser Verdacht schöpfte oder sich wehren konnte.
Doch nach dieser blutigen Tat wurde sein Geist wieder klar. Er musste hier weg, so schnell wie möglich fliehen. Wenn der Tod des Mentors entdeckt würde, wäre sofort klar, dass Sarokash der Täter ist. Die Methoden seines Meisters waren bekannt. Nur eine Hand voll Bestand die Ausbildung. Schon mehrere Schüler versuchten es und wurden von dem Meister getötet. Und dieses Mal unterlag der Meister dem Schüler.
Doch wohin? Ohne weiter zu überlegen stahl er ein Pferd und ritt in die Nacht, direkt in Richtung der unbekannten Landen. Gebiete aus denen noch nie Kundschafter zurückgekommen sind. Doch was hätte er für Alternativen gehabt?
Nach 6 Wochen zu Pferd erreichte Sarokash eine gigantische Bergkette. Eisige Winde fuhren ihm in die Knochen. Nicht eine Person hatte er auf seinem Weg getroffen. Was für ein trostloses Land musste das sein und nun ging es nicht weiter. Doch nicht weit von seiner Position entdeckte er einen schmalen Bergpfad. Ein zurück gab es nicht mehr, so erklomm er diesen mit seinen verbliebenen Kräften.
Auf dem Bergkamm angekommen sah er in die Ferne und wusste... hier würde man ihn nicht finden. Auch sein Volk könnte hier unbekannt sein. Er musste sich bemühen die Charakterschwächen seines Volkes zu verbergen so gut es ging. Doch Jahre des Hasses ließen sich nicht so einfach abschütteln. So ritt er ins Tal hinab. Er brachte nur 2 Gedanken mit...
...ein neues Leben beginnen
...und seine Ausbildung abschließen!
Plötzlich erwachte er. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sarokash sah sich um und erblickte Blumen und die Felsen die er in der Nacht zuvor sah. Er spührte eine magische Aura, welche wohl für seine Genesung verantwortlich war.
Früher hätten solche Mächte bei ihm nicht gewirkt. Er wusste, dass dieser Ort anders ist. Das wusste er als die dunklen Kräfte, die seinem Volk in seiner Heimat zu eigen sind, verschwanden.
Sarokash blickte in die Ferne und atmete befreit aus.
„Ein neues Leben beginnen... das kann ich wohl nun. Es werden keine weiteren folgen. Nun bin ich sicher. Also bleibt nurnoch eins zu tun. Meine Ausbildung beenden!“