Der blutige General
Kapitel 1: Die Schlacht
Eine Mischung aus Panik und Wut erfüllte das Gemüt des Elfengenerals, als er auf seinem Pferd sitzend von der Anhöhe auf das Lager seiner Soldaten blickte. Panik einerseits, weil dort unten Freunde und langjährige Kameraden kämpften und Wut andererseits, weil er sah, dass seine Soldaten ohne ihn nicht die einfachsten Reihen halten konnten und in einem warlosen Chaos um sich schlugen.
Er gab dem stolzen Wallach die Sporen und löste das Lederband, welches seinen wuchtigen Kampfstab an der Flanke des Tieres hielt. Während er den kleinen Hügel hinunter preschte verfluchte er sich selbst, dass er seinen Männern vetraut und sie den ganzen Tag allein gelassen hatte. Er war sich bewusst, dass diese verdammten Menschenkrieger kommen würden, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so zahlreich sind und seine Untergebenen so überrennen.
Bis zu diesem Tage waren sie hauptsächlich nachts von kleineren Einheiten attackiert worden, welche sie ohne grosse Mühen und Verluste niederstecken konnten. Bei dem Gedanken an ihren Befehlshaber spuckte er angewidert aus. Was für eine fürchterliche Art der Kriegsführung. Die ersten Tage nach dem Grenzüberquerung in das Land der Menschen, hatten er und die anderen Generäle sich noch gewundert, warum sie nirgends auf Widerstand stiessen. Doch je näher sie der Königsstadt, ihrem eigentlich Ziel kamen, desto öfter wurden sie hinterlistig von kleineren Einheiten attackiert, was ihren Heerführer schliesslich dazu zwang, Teile des Heeres auf die Suche nach den Lagern dieser Krieger zuschicken, um diese Scharmützel entgültig zu beenden.
Doch damit hatten sie genau das getan, was der Feind wollte. Immer wieder fanden die Späher, die los gesandt wurden, nachdem die abgesandten Einheiten keine Nachricht mehr brachten, nur noch Tote. Ganze Abteilungen wurden nieder geschlagen und es kam der Tag, an dem der Heerführer ihn und seine rund 200 treu ergebenen Soldaten losschickte. Alle Versuche ihn davon zu überzeugen, dass Heer nicht zu trennen waren gescheitert und so hatte er seinen Männern den Aufbruch befohlen. Keine zwei Tage waren sie unterwegs gewesen, da hatten sie erste Spuren des Feindes gefunden. Entgegen seines besseren Wissens, hatte er seinen Befehlen folge geleistet und war der Spur nachgegangen. Einen Tag später, war er persönlich zurück zum Heer geritten um ein letztes Mal mit dem Heerführer zu sprechen. Natürlich war er wieder nicht gehört worden und man hatte ihn vor der Befehlsverweigerung und den Konsequenzen gewarnt. Nur ein Narr würde ihm so etwas zu trauen, doch der Heerführer war sich der Gefahr um seinen Posten bewusst, noch eine Schlacht in der er sich bewährte und die er duch sein Geschick entschied und der Oberbefehl würde wechseln, so hatte der König es ihm anvertraut.
Und nun hetzte er seinen Wallach den Hügel runter um Ordnung in seine Männer zu bringen und ihnen beizustehen. Ungefähr einhundert Schritt, bevor er das Kampfgetümmel erreichte, stiess er in sein Schlachthorn um seine Truppen auf ihn aufmerksam zu machen. Und wie von Zauberhand sammelt sich seine Soldaten und nahmen die Formationen an, die er ihnen zu brüllte. Ein Lächeln wanderte auf seine Lippen, als er sah, wie die Menschen plötzlich keinerlei Chancen mehr gegen seine eigens ausgedachten Schlachtformationen hatten. Es wurde Zeit, dass der König sein Versprechen wahr machte und ihn zum Oberbefehlshaber erhob.
Doch fast im selben Moment verschwand das Lächeln wieder, denn er sah, dass sich ihnen eine, schnell geschätz, fünfache Übermacht über die Ebene näherte. Zwei- und auch dreifach überlegen hätten die Feinde sein könnne, er hätte sie mit einem Handstreich vom Schlachtfeld gefegt. Aber so war es aussichtslos, dass erkannte sein geschultes Auge sofort. Er sammelte seine Männer um sich, schloss kurz die Augen und bereitete sich darauf vor, auf dem Schlachtfeld zu sterben, wie er es sich immer gewünscht hatte, nur sollte es noch nicht so früh geschehen.
Er packte seinen Kampfstab noch fester und bereitete sich darauf vor, zusammen mit seinen Männern abgeschlachtet zu werden.
Die ersten Pfeile der berittenen Schützen zischten an ihm vorbei durch die Luft und um sich herum hörte er das Gurgel blutiger Kehlen und die Schreie der Getroffenen.
„Für den König!!!! Bis in den Tod“
Sein Pferd bäumte sich auf, als er seinen letzten Schlachtruf über die Ebene schickte und seine Männer wiederholten ihn aus hundert Kehlen.
An der Spitze seiner Truppen ritt er den Feinden entgegen. Immerwieder zischten Pfeile an ihm vorbei und warfen seine Männer von ihren Pferden. Mit einem gewaltigen Knall prallten die verfeindeten Reihen auf einander. Er wütete wie in einem letzten Blutrausch unter seinen Feinden. Er hatte kein Gefühl mehr dafür, wie lange das blutige Gemetzel dauerte, doch es war wohl das füchterlichste, dass er je erlebte. Schrille Schmerzensschreie durchschnitten die Luft, Blut spritze, es war ein heillosen Abschlachten. Er selber wirbelte wie in einem tödlichen Tanz durch die Reihen der Menschen und wo immer sein Kampfstab einen Feind traf zetrümmerte er Knochen und richtete einen Feind nach dem anderen. Irgendwann verlor er auch den Letzten seiner Soldaten aus den Augen.
Plötzlich wurde er von allen Seiten angegriffen und konnte sich nicht mehr zur Wehr setzen, seine Waffe brauchte Platz, den er nun nicht mehr hatte. Doch zu seinem Erstaunen töteten sie ihn nicht, sonder überwältigten ihn, fesselten seine Hände und nahmen ihm alle Waffen, die er bei sich trug. Sie schleppten ihn über das blutige Schlachtfeld und er konnte sehen, dass nur eine Hand voll seiner Männer überlebt hatte und ebenso gefesselt wurden. Die wenigen, die verletzt überlebt hatten, wurden entweder skrupellos hingerichtet oder, wenn ihre Verletzungen schlimm genug waren, einfach ihrem langsamen Tod übergeben.
Er sah seine Feinde mit Verachten an und sie behandelten ihn nicht minder respektlos. Er wurde bespuckt, getreten und mit allen vorstellbaren Schimpfwörtern beworfen. Nach wenigen Minuten schmerzten alle seine Glieder, durch den Kampf verwundet und durch die Misshandlungen, so sehr, dass er nicht mehr länger gegen die Ohnmacht ankämpfte, die den Tribut seiner Anstregungen verlangte....