von Xume'ia » Mo, 18. Jun 2007 16:03
Einmal trafen sich zwei Tränen, flüsterte der Schatten kaum hörbar.
Doch wer genau hinhörte konnte verstehen.
Einmal trafen sich zwei Tränen. Die eine geweint vor Glück, die andere aus furchtbarer Trauer. Da die beiden auf den ersten Blick gleich aussahen, entscheiden sie ihren Weg gemeinsam zu gehen.
Nach einiger Zeit bracht zwischen den beiden ein Streit aus, zwischen Glück und Trauer bestand ein so großer Unterschied und da keine der beiden Tränen wusste warum sie geweint worden war, beschlossen sie herauszufinden was sie sind.
Sie gingen also zu einem Heiler.
Sag, sprachen die Tränen wie aus einem Mund, kannst du uns sagen was wir sind?
Mit einem allwissenden Grinsen auf dem Gesicht antwortete der Heiler weise und bestimmt:
Aber natürlich kann ich das. Ihr seid Tränen, salzige Absonderungen des Körpers. Durch euch wird das Auge feucht und sauber gehalten, der ganze Dreck und Schmutz wird mit euch herausgespült. Manche sprechen sicherlich auch von Gefühlen, doch ich halte diese Romantik für künstlich.
Die Antwort des Heilers war wohl richtig, jedoch half sie den beiden salzhaltigen Absonderungen nicht weiter und sie zogen schnell weiter, zuversichtlich eine besserer Antwort zu erhalten.
Nun war es schon Herbst und eine lange Zeit zogen die Tränen miteinander durch das Land, ohne eine Antwort zu erhalten.
Sie kamen an eine prächtige Allee mit farbenfrohen Bäumen, Gleich unter dem ersten, es war der größte und farbenfrohste von allen, machten sie eine weitere Rast. Sie beobachteten wie er langsam seine Blätter von sich warf und fragten dann:
Baum, da auch du weinst, kannst du uns sagen warum wir geweint wurden?
Da lachte der Baum und sprach mit seiner tiefen und gütigen Stimme:
So eine Frage habe ich in meinem hundertjährigen Leben ja noch nicht gehört. Ich weine natürlich nicht, ich verliere Blätter. Immer wieder, jedes Jahr ist es dasselbe. Das gehört nun einmal zum Leben dazu.
Aber wir gehören ja auch zum Leben dazu, antworteten die Tränen enttäuscht.
Der Baum dachte kurz nach.
Betrachtet meinen Stamm und die Rinde. Es sieht auf den ersten Blick alles gleich aus. Wenn ihr jedoch näher rangeht erkennt ihr an jeder Stelle ein feines Muster, eines unterschiedlicher als das andere. Durch den Stamm ernähre ich mich, fasse Wasser und lasse es nach oben gelangen. Zu den Ästen. Dort spaltet er sich in viele verschiedene Richtungen. Manche Äste sind stark, andere dünn und zerbrechlich. An manchen Stellen bin ich unverwüstlich, an anderen Stellen genügt eine leichte Brise um alles zu zerstören. Manchmal schlägt ein Blitz ein und ich brenne lichterloh, doch Wunden heilen. Letztendlich fallen aber alle Blätter ab und fallen zu Boden. Damit schaffen sie Platz für neues Leben.
Ich werfe sie ab, da ich weiß das eine Dunkelheit kommt und ehe mir gewaltsam alles genommen wird was ich liebe, zerstöre ich mich lieber selber, denn das ist schmerzloser. Mein Schmuck ist nicht mehr so prächtig, er wird alt und fällt ab.
Hm, dachten die Tränen, vielleicht bist du den Menschen ähnlicher als du denkst.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und machte laute, scheppernde Donnergeräusche, die ein großes Unheil ankündigten. Die Tränen wussten nicht was ein Gewitter ist und der Baum versuchte es ihnen zu erklären.
Wenn der Himmel weint wird die Erde nass. Nur so kann ich leben und Leben verschenken. Ihr aber solltet schnell verschwinden um nicht davon gespült zu werden.
Der Baum spannte einen Ast und schlug die Tränen davon, weit weg von dem donnernden Gewitter.
Sie flogen eine Weile und man hätte meinen können, auch sie seien bloß Regentropfen. Schließlich landeten sie auf einem grünen Hügel.
Auf dem Hügel stand eine Bank und auf der Bank saßen zwei Menschen. Ein Mann und eine Frau. Sie liebten sich scheinbar sehr, der Mann hielt die Frau im Arm und sie legte ihren Kopf sanft auf seine Schulter.
Beide fingen an zu weinen und die Tränen spürten, dass sie der Antwort auf die Frage nach ihrer Existenz nun ganz nah waren.
Könnt ihr sagen warum wir sind? Warum weint ihr, vor Glück oder vor Trauer?
Die Antwort wurde leise gesäuselt und wurde sogleich vom Wind davongetragen:
Wir weinen, weil wir uns bewusst sind, das wir das Glück was wir erfahren nur einen so kurzen Moment unseres Lebens halten können und es uns bald wieder genommen werden wird…
Hueterin Χυμε'ία
Alchemistin aus Valenwald
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