von Nehiri Ilithi » So, 03. Jun 2007 19:00
Sechs, in dunkle Roben gekleidete Gestalten, standen sich im Kreis gegenüber und blickten sich gegenseitig an. Von der Ruhe und Gelassenheit, die sonst ihre Gesichter zierten, war in diesem Moment keine Spur zu sehen. Sie waren die Ratgeber und Magier von Sheogorath, dem Prinz des Wahnsinns. Mächtige Menschen waren Sie und doch war Ihnen die kleine Alchemistin entkommen. Nun war es an der Zeit, eine andere Waffe wieder zu erwecken, einen Geist aus der Dunkelheit zu befreien, der schon viel zu lange geschlafen hatte. So lange, dass keiner von ihnen mehr wusste, warum Nehiri Ilithi einst verbannt und ihrer Magie beraubt worden war. Die Geschichte über die Halbelfe war verworren und die Überlieferungen unklar. Nur eins war sicher, ihr Körper war noch immer unter dem Tempel, schwebte im schwarzen Wasser und wartete darauf, dass sein Geist und seine Seele zurückkehrten.
Magisches Licht flackerte an den Wänden und bewegte sich im Rhythmus des Gesanges mit, den die sechs Gestalten angestimmt hatten. Eine Anrufung, alt und nicht ungefährlich fand hier statt. Etwas Altes und Böses wurde wach und wand sich gleich einer Schlange durch den Tempel. Glitt hinab in die Untergründe um zu finden das verlorene Kind.
Verborgen im schwarzen Wasser trieb der Körper der jungen Halbelfe. Regungslos und ohne Leben, wie tot, schwebte er in der zähen Masse, die sein Gefängnis war. Langes, silbernes Haar umhüllte ihn, verbarg das Antlitz von Nehiri. Die Wellen der Magie, die von den sechs Gestalten aus dem oberen Teil des Tempels in das schwarze Wasser fluteten, lösten dunkle Wellen aus und brachten das Wasser zum schäumen. Weckten den Geist von Nehiri Ilithi, die lange in ihrem finsteren Gefängnis geschlafen hatte. Verbannt und geknechtet in der Zwischenwelt hatte sie gewartet, gewartet auf den Moment der Vergeltung und der Rache.
Die Ratgeber und Magier von Sheogorath traten dichter zusammen. Leise erklang die Stimme von Nerodil, dem Ältesten.
„Sie ist erwacht, die Jägerin ist zurück. Doch sollten wir vorsichtig sein. Wir wissen nicht warum die Alten sie verbannt haben und ihr den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten genommen haben. Besser wir schicken sie gleich auf die Suche nach der kleinen Alchemistin. Sie soll sie zu uns bringen, damit sie das Gift brauen kann.“
Nehiris Geist glitt langsam zurück in ihren Körper. Schlagartig öffneten sich ihre Augen und sie schnappte nach Luft. Nach so langer Zeit füllten sich ihre Lungen wieder und sie konnte wieder fühlen. Obwohl sie fast all ihre magischen Fähigkeiten eingebüsst hatte, glühten ihre Augen einen momentlang rot auf, bevor sie wieder zu einem ruhigen, tiefen Blau wurden. Das Böse war nicht tot, es war nur geschwächt und wartete ungeduldig darauf, mit Nehiri erneut Chaos und Vernichtung über die Welt zu bringen.
Langsam streckte Nehiri ihre Hände aus und zog sich aus dem schwarzen Wasser. Ein Diener von Sheogorath, einer aus seiner Garde, ein Mazken stand am Rand und wartete auf sie mit ihrer Kleidung und die beiden Ritualdolche, die sie bereits ihr ganzes Leben lang bei sich getragen hatte. Langsam stemmte sich Nehiri empor, ihre Haut hatte die Farbe von flüssigem Silber und schimmerte sanft im Licht der Fackel, die der Mazken bei sich trug um die dunkle Höhle zu erhellen. Die dunkelblauen Augen funkelten und der rote Stein der ihre Stirn zierte leuchtete glühend auf, wie flüssiges Blut. Der Mazken konnte seinen Blick nicht von ihrer Gestalt abwenden, sie wirkte beinahe wie ein Wesen aus einer anderen Welt und bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, wie er sie noch nie gesehen hatte. Sie schien über den Boden zu schweben als sie näher auf ihn zukam.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln als sie die Dolche aus seinen Händen entgegen nahm. Ein Lächeln, das bezaubernd wirkte und schon so manchen Mann in sein Verderben getrieben hatte. Kurz glühten die Augen wieder rot auf, doch Nehiri bezwang die Gier nach Blut und Tod einen momentlang. Sie hatte noch nie einen Unterschied gemacht, nicht in Feind oder Freund gedacht. Nur in Opfer und Gegner. Doch fürs Erste würde sie sich ruhig verhalten müssen. Sie war geschwächt und ihre magischen Fähigkeiten so gut wie unbrauchbar. Langsam kleidete sie sich an, rot schimmernd waren die lange Stiefel und die Magierrobe die sie trug. Sie legte die Insignien ihrer Knechtschaft als Jägerin des Prinzen des Wahnsinns, mit einem sanften Lächeln im Gesicht, an. Er dachte er würde sie kontrollieren können? Ihr Befehlen? Die Alten hatten gewusste, warum es besser war sie schlafen zu legen. Sie streckte die zierliche Hand nach dem Gesicht des Mazken aus, berührte ihn sanft, strich über seine Augen hinab zu den Lippen und legte die Finger behutsam auf diese. Mit einer raschen Bewegung überbrückt sie den letzten Abstand zwischen ihr und dem Mazken. Ihre Augen blicken tief in seine als sie leise zu ihm flüstert: „Ich brauche keinen Grund um dich zu hassen“. Zielsicher glitt ihre Hand nach oben, einen der Dolche fest umklammert und durchschnitt mit einer einzigen Bewegung die Halsschlagader des Mazken. Das Blut spritzte in ihr Gesicht, verfing sich in ihren Haaren, lief über ihre Hand. Ohne einen weiteren Gedanken an den Toten zu verschwenden drehte sie sich um und begab sich hinauf zu den Ratgebern.
Sie musste nicht einmal Fragen was ihre Aufgabe ist, warum sie geweckt wurde. Die Antwort hatte sie bereits in den Gedanken des toten Mazken gelesen. Doch bevor sie die Spur von der jungen elfischen Alchemistin aufgreifen würde, wollte sie noch den Ratgebern einen kleinen Besuch abstatten. In Nehiri lachte eine leise Stimme auf: „Höflichkeit war schon immer eine deiner Stärken. Und jetzt wo du wieder erwacht bist, werden wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Verwische deine Spuren, denn wir werden nie wieder in die Welt kehren. Lass sie vergessen, dass du jemals existiert hast, so wie sie deine Geschichte vergessen haben. Wir werden mit ihnen die letzten Erinnerungen an dich tilgen und dann können wir uns ein neues Leben aufbauen.“
Nehiri unterdrückte den Wunsch der leisen Stimme zu widersprechen. Sie wollte nicht vergessen werden, sie wollte nicht in den Erinnerungen der Menschen aufhören zu existieren und doch war es der einzige Weg wie sie überleben konnte.
Es war ihre Bestimmung Xumeia, der Elfen-Alchemistin, zu folgen. Aber war es auch ihre Bestimmung sie zu töten? Ganz gleich was die Zukunft bringen würde, sie war wieder erwacht und fühlte sich lebendiger als jemals zuvor in ihrem Leben.
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Nehiri Ilithi am Mo, 04. Jun 2007 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
"Jede Frau weiß, wie sie bekommt was sie will.
Doch nur die dumme Frau bezahlt auch wirklich den Preis dafür."
Nehiri Ilithi