Preis der Hilfsbereitschaft
Mit kaltem Blick betrachtete Pavuk, dass etwas was vor sich lag.
Arme und Beine dieses Etwas’ waren unmenschlich verdreht. Der Kopf der Person war nur noch als Gemisch von Blut und Knochensplittern zu erkennen. Langsam hob Pavuk den filigranen Ring auf, den das Opfer ihm in letzter Not geben wollte.
Der Mann hatte ihn gestohlen und als er auch nur daran dachte flackerten seine Augen erneut grün auf. „Erbarmen gibt es nicht für diesen räudigen Dieb“, dachte Pavuk sich.
Er ging ein Stück am Waldrand entlang, bis er die Dame sah, die den Ring vermisste.
Sie war zierlich, wohl zwei Köpfe kleiner als Pavuk und machte auf den ersten Blick den Eindruck eines Hausmütterchens. Mit Dank überhäufte sie ihn, welchen er zur Kenntnis nahm und sich dann aufmachte. Der weiße Stab, den er ständig bei sich trug, glänzte im Mondschein, nur die kleinen Blutspritzer auf diesem zeugten von der nächtlichen Tat.
Alles hatte vor einigen Tagen begonnen, als Pavuk nichts ahnend die Taverne „zum Kriegersglück“ betrat. Viele seiner Freunde traf er dort an und es schien ein gemütlicher Abend zu werden. Er war ruhig...solang bis Samaro in die Taverne kam. Gut gelaunt war er nicht, lag er doch im Sterben auf seinem Pferde. Es herrschte helle Aufregung und Samaro wurde in ein Bett gehievt.
Nachdem ein widerspenstiger Pfeil mit Widerhaken aus seinen Rücken entfernt wurde, konnten viele nur hoffen.
Das war der Augenblick, an dem Pavuk sich ins Geschehen mischte.
Langsam trat er ans Bett des mit dem Tode ringenden Samaro. Starkes Fieber und unruhige Bewegungen im Schlaf verhießen nichts Gutes.
Mit gesegneter Ruhe bat er alle Anwesenden den Raum zu verlassen, damit er sein Ritual durchführen konnte.
Als endlich alle den Raum verlassen hatten begann Pavuk seine Meditation.
Vorher legte er jedoch einige Runen aus welche im strahlendsten Weiß schimmerten.
Lang dauerte die Prozedur der Meditation und kleine helle Lichtblitze entfuhren den Runen.
Der Mönch selbst schien in tiefer Trance, so dass er nicht bemerkte, wie das strahlende Weiß der Runen sich in dunkel schimmerndes Schwarz wandelte.
Als er sein Ritual abgeschlossen hatte ging es Samaro sichtlich besser.
Ein ruhiger Schlaf und der fehlende Fieberzustand verriet es ihm.
Erschöpft packte er die dunklen Runen ein und zog von dannen.
Dass er durch die Wandlung der Runen mehr ausgelöst hatte als er wollte, war bis zu diesem Zeitpunkt noch unklar.
Doch Pavuk spürte die Veränderungen. Zornig wurde er nun des Öfteren und auch sein Stab flog öfter durch die Reihen von Gegnern als früher.
Langsam spürte er diese unbändige Wut in sich, Wut, die er nur stillen konnte im Kampf.
So zog er hinaus und kam zufällig wieder an der bekannten Taverne vorbei.
Von weitem erblickte er einen Mann der an der Tasche einer alten Frau zog.
Pavuk stürmte los. Wie Donner waren seine Schritte, als er sah, wie der vermeintliche Dieb mit der Tasche floh. Mit einem gekonnten Schlag traf er im laufen den Knöchel des Mannes der sofort zerbarst. Ein Schmerzensschrei folgte und der Mann krauchte vor Angst weiter. Pavuk ging jedoch langsam um ihn herum und zertrümmerte ihm mit 2 gekonnten Schlägen die Ellenbogen.
„Nein, bitte, so habt Erbarmen“ Der Mann stammelte unter Tränen einige Worte. Erbarmen...dies war das erste Mal, dass Pavuk dieses Wort nicht anerkannte. Einen Augenblick noch sah er sich den Mann an und schlug ihm dann mit solcher Wucht gegen sein Kinn, dass sein Genick brach und der Kopf sich unmenschlich nach hinten bog. Die Tasche hob er auf und gab sie der Dame zurück ohne ein weiteres Wort zu sagen. Um ein Zeichen zu setzen jedoch, trennte er dem Mann die Hände ab und nagelte sie an die Tür der Taverne.
Wann immer jemand etwas Unrechtes tut, so sollte er wissen, Pavuk wird da sein.
Gedanken kreisten in seinem Kopf herum. Mord! Jenes Wort hallte in seinem Kopf wie ein Schrei in einer Höhle.
Tief im Inneren wusste Pavuk, dass er diesen Lebensweg nicht mehr verlassen konnte.
Ob er wollte oder nicht, er hatte gemordet und dies würde von nun an an ihm haften.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, denn trotz allem fühlte er sich besser.
Jedoch musste er noch etwas erledigen, bevor er diesen Weg unbeirrt fortsetzen konnte.
Am Tempel der Lyrell angekommen kniete er sich ehrfürchtig vor die Statue der Göttin der Gerechtigkeit.
„Vergib mir, oh Lyrell, ich habe gemordet“, sprach er langsam und mit gesenktem Haupt.
„Die Zeit ist reif, ich habe meinen wahren Weg gefunden, den Weg eines Kriegers.
Ich schwöre dir jedoch, oh großartige Göttin, sollte ich jemals einen Lyreller etwas antun, so soll ich noch bei dieser Tat zu Staub zerfallen. In deinem Sinne werde ich handeln, so und nicht anders.“
Ein Schimmer von Licht drang durch die Bäume und direkt in das Fenster des Tempels. Pavuk verstand das Zeichen und lächelte zufrieden.
Er richtete sich auf um sich daraufhin nochmals tief zu verneigen.
Sein gesatteltes Pferd wartete bereits vor dem Tempel und zusammen mit ihm ritt er los, tief in den Wald, um Ausschau zu halten nach Denen, die es nicht Wert waren, ihr Dasein weiterhin zu fristen....
Kodex:
1. Jeder der etwas Ungerechtes tut, wird von Pavuk keine Gnade
empfangen, nur den Tod.
2. Wer durch Pavuks Hand stirbt verliert auch einen Teil seiner
Ausrüstung, es sei denn, er möchte sie zurück kaufen.
3. Er wird nicht zögern seinen Freunden im Kampf beizustehen.
4. Ein Lyreller wird niemals durch seine Hand fallen.
5. Nach einem Mord ruht Pavuk und wird 24 Stunden (RL) niemanden
mehr angreifen.
6. Wer den Kampf provoziert braucht sich nicht zu wundern, wenn er
den Hieb meines Stabes im Nacken spürt.
7. Sollte Pavuk tatsächlich bei einem Kampf fallen, so wird er 7 Tage
(RL) niemanden töten.