Wladim Vindetto - Die Leiden des Jungen W.

PlayerKiller stellen ihre Herkunft, Gesinnung und Ziele in einer eigenen Geschichte dar

Moderator: Vandroy

Wladim Vindetto - Die Leiden des Jungen W.

Beitragvon Wladrim Vindetto » Do, 30. Okt 2014 23:26

Bereits der Tag meiner Geburt war nicht von Sonne beschienen. Die ersten Worte meiner Mutter, synchron gesprochen mit denen der Hebamme, traten mein zartes Gemüt bereits mit Füßen: „Bei den Göttern, ist diese Missgeburt hässlich!“
Seinerzeit wusste ich zwar noch nicht, was diese Worte und dieser Ausdruck auf den Gesichtern bedeuteten, aber ich spürte eine haarsträubende Anspannung in der Luft.
Ich sollte sehr bald herausfinden, was dies für meinen weiteren Lebensweg bedeuten würde.

Als ich älter wurde und langsam anfing zu begreifen, betrachtete ich das Geschehen um mich herum sehr aufmerksam.
Ich musste feststellen, dass es gar nicht so normal war, in zerrissener und schmutziger Kleidung fort zum Gesinde geschickt zu werden, wo meine einzigen Freunde die Hunde im Hof waren.
Meine Geschwister wurden herausgeputzt in feinem, farbenfrohem Zwirn und stolz der feinen Gesellschaft präsentiert. Naschereien und hübsche Spielzeuge gehörten zu deren täglichen Überraschungen.
Als ich ihre vor Freude rot gefärbten Wangen, die glänzenden Augen und die strahlende Fröhlichkeit sah, suchte ich diese Merkmale auch in meinem Spiegelbild; jedoch vergebens.

Das Einzige, was mir dort entgegen glotzte, war ein einziges blutunterlaufenes Auge.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, ob es je 2 von der Sorte gegeben hatte.
Als ich einmal danach fragte, zischte meine Mutter: „Die Götter haben Dich bereits in meinem Leib heranwachsend gestraft! Du trägst Böses in Dir! Deine Gestalt…“
Sie holte tief Luft und schloss angewidert die Augen, schüttelte den Kopf und gestikulierte wild mit den Armen, während sie hektisch atmend weiter sprach: „Dieses fehlende Auge, Dein verkrüppeltes Bein, der Buckel wie der einer alten bösen Hexe… All dies wird die Menschen warnen, lieber Abstand zu wahren! Und nun geh mir aus den Augen, bevor ich der Götter Werk weiter führe und die Schlechtigkeit aus Dir herausprügel!“
Tja, meine liebe Mutter...

Mein älterer Bruder war der Einzige, der sich immer wieder mit Charme und Geschick für mich in die Bresche warf, wenn andere Kinder mich mal wieder hänselten, beschimpften oder gar Steine nach mir warfen.
Er war mein einziger Freund unter den Menschen und ich bewunderte ihn für seine geschickte elegante Art, mit der er andere um den Finger zu wickeln wusste.
Wenn sie ihm mal nicht zu Willen waren, fand er immer Mittel und Wege, um sich durchzusetzen. Wie gerne ich doch nur einen Hauch von seinem Selbstbewusstsein und seiner stattlichen Gestalt hätte haben wollen...

Meine Schwester währenddessen hasste mich inständig und verbreitete bei ihren Freundinnen das Gerücht, man habe diese bedauernswerte Kreatur - also mich - vor der Haustüre gefunden und würde mich nur um Osin zu gefallen mit Nahrung und einem warmen Herdfeuer am Leben erhalten.
Sie behauptete, dass sich gute Taten im Diesseits ja bekanntlich im Jenseits auszahlen und für einen schöneren Platz an Osins Tafel sorgen würden.
Weil ihr diese Tafel so wichtig zu sein schien, sorgte sie dann auch dafür, dass mir permanent Schlechtigkeiten angelastet wurden, welche eigentlich sie verursacht hatte.
Mir wurde jedes Mal eine heilsame und immer heftig ausfallende Tracht Prügel meiner liebenden Mutter zuteil, um „mich zu reinigen“, wie sie immer sagte.
Ich meinte zu wissen, dass meine Schwester mit der Zeit unter anderem bereits ein komplettes Service in meinem Namen zerschlagen hatte...

Eines Tages war es wieder so weit und meine liebende Mutter ereiferte sich, meinen Hintern zu einem glühend heißen Stück Fleisch zu verarbeiten, auf dem das Sitzen kaum noch möglich war.
Ich ließ alles mucksmäuschenstill über mich ergehen, denn ich hatte schon als ganz junger Spund alle Tränen verloren, die es zu vergießen gegeben hatte.
Als der immer wiederkehrende Schmerz urplötzlich ausblieb - was nun wirklich noch nie vorgekommen war, denn es gab immer erst eine Tirade an Beschimpfungen und Verwünschungen, welche das Ende meiner Pein einläutete – stutzte ich merklich.
Ich drehte mich herum, um nach der Ursache zu forschen und siehe da, meine liebende Mutter lief plötzlich blau an, während sie sich an die Brust fasste.
Sie taumelte zurück und japste nach Luft, was jedoch nicht gelingen wollte.
In ihrer wachsenden Panik riss sie die Augen weit auf, jedoch lag die Teppichfalte nicht in ihrem Sichtfeld, sodass sie unweigerlich stolperte und nach hinten umzufallen drohte. Sie ruderte mit den Armen und streckte eine ihrer Hände hilfesuchend nach mir aus.
Instinktiv wollte ich diese Frau festhalten und ihren Sturz verhindern. Im letzten Moment jedoch besann ich mich, wer sie war und was sie mir angetan hatte, solange ich denken konnte; und noch darüber hinaus.
So hielt ich inne und trat mit verschränkten Armen sogar noch einen kleinen Schritt zurück, während ich meinen Kopf zur Seite neigte und die Szenerie wie durch einen Vorhang beobachtete.
Ihren Aufprall und den letzten Atemzug allerdings nahm ich sehr bewusst wahr und fühlte mich das erste Mal in meinem Leben... glücklich.

Dieses glückselige Gefühl währte leider nicht lange, auch wenn die erwarteten Anschuldigungen zu meiner Beteiligung an ihrem Tod wundersamerweise ausblieben, da die Quacksalber ihr ein plötzliches Ableben infolge von Herzversagen bescheinigten.

Meine Schwester fühlte sich natürlich berufen, meine weitere Erziehung zu übernehmen und so wurde mein Fell nun noch häufiger, mit noch mehr Hingabe gegerbt und die Demütigungen kannten kaum noch Grenzen.
Wenn es die werte Gesellschaft nicht sehen konnte, spuckte sie mich an, stellte mir angeblich versehentlich ein Bein, wohl wissend, dass ich mit meinem Krüppelbein kaum in der Lage war, das Gleichgewicht zu halten.
Ich bekam mein Essen bei den Tieren im Hof und man glaube nicht, dass es besser war, als deren Nahrung.
Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemanden mit solcher Leidenschaft hassen könnte.

Es dauerte nicht lange, da wurde mein Bruder als Knappe zu unserem Lehnsherrn berufen. Damit verlor ich meinen einzigen Freund und mir blieben nur noch die Hunde und Pferde, mit denen ich einen herzlichen und liebevollen Umgang pflegte. Die Tiere liebten mich so wie ich war und ich liebte sie, weil sie so ehrlich und treu zu mir hielten.

Irgendwann kam die Zeit, in der ich eigentlich die ersten Verabredungen mit den jungen Frauen meiner Umgebung hätte haben sollen.
Ich war ein junger Bursche und natürlich sehnte ich mich nach Nähe und Körperlichkeit. Liebe war mir egal, schließlich kannte ich Zuneigung nur zu meinem Bruder und den Vierbeinern.
Aber jeder zaghafte Versuch ein Gespräch zu beginnen, endete mit Hohn, Spott und verdorbenen Gemüse. Im schlimmsten Fall wurde ich von der lieben Familie des Objektes meiner Begierde vom Hof gejagt oder gar geprügelt.

In dieser Zeit fand ich heraus, dass es mir wesentlich mehr Vergnügen bereitete, dem weiblichen Geschlecht böse Streiche zu spielen, als diesen angeblichen Damen den Hof zu machen.
So kam es, dass ich begann, kleine hässliche Dinge zu planen, um den Weibern Angst einzuflößen und mich an ihren erschrockenen Fratzen zu ergötzen.
Ich inszenierte und vollführte immer fiesere Gemeinheiten, die den Frauen aus meiner Umgebung gern ein wenig Schaden an Leib und Seele zufügen durften.
Es war eine so schöne Zeit...

Schließlich kam es so, wie es vermutlich kommen musste. Während einem meiner hübschen kleinen Streiche, strangulierte sich diese dumme Magd aus dem Nachbardorf in ihrer Panik selbst. Mit ihren hervorstehenden Augen, die ihr praktisch aus den Höhlen quollen und der geschwollenen Zunge, die ihr leblos aus dem Mundwinkel hing, war sie ja fast schon hübsch anzusehen. Ich hockte mich vor sie hin und seufzte befriedigt, als mich ein spitzer Schrei aus meiner Erregung riss. Mist!
Ich rappelte mich so schnell es ging auf, denn die aufgebrachten Bauern rotteten sich bereits zusammen, um alsbald loszuziehen, um „den Krüppel seiner gerechten Strafe zuzuführen“.

Daheim angekommen packte ich hektisch einen Beutel mit dem Nötigsten zusammen und bereitete meine Flucht vor.
Da kam schon meine Schwester aus dem Haus gerannt und schlug mit einem Dreschflegel auf mich ein. Scheinbar hatte sie bereits von den Vorfällen in der Nachbarschaft gehört.
Ich ignorierte den Schmerz und fühlte auch kaum das klebrige Blut, das mir aus einer Platzwunde am Kopf in meinen Nacken lief.
Plötzlich tänzelten weder Wut, noch Aufregung mehr in mir.
Ruhe erfüllte meinen Körper, mein Atem ging langsam und gleichmäßig.
Ich kniff mein Auge zusammen und packte eine im Hauklotz steckende Axt.
Einen kleinen Moment zögerte ich noch, doch dann brach all meine unterdrückte Wut heraus und so kam es, dass ich süffisant lächelnd blitzschnell ausholte und meiner Schwester mit einem einzigen Schlag den hässlichen unnützen Schädel spaltete.

Es ging alles so schnell, dass sie noch nicht einmal Zeit gehabt hatte zu schreien.
Ich nahm mir kurz die Zeit, um mein Werk zu betrachten.
Ihre Augen, die sich kurz vor ihrem Tod vor Entsetzen geweitet hatten, starrten mich nun ungläubig und vorwurfsvoll an.
Es war interessant anzusehen, wie diese graue Masse in gewundenen Wülsten aus dem geöffneten Schädel quoll, gemischt mit Blut in feinstem Burgundrot. Ich seufzte tief und fühlte erneut die Befriedigung in mir aufsteigen. Liebend gern hätte mir mehr Zeit genommen, jedoch hatte ich leider nicht genug davon.
„Sieh mich ruhig an, Schwesterherz!“ schrie ich sie an „Du wirst mir nie wieder das Leben schwer machen! Ich hoffe, Du wirst in der Hölle schmoren! Grüß Khas von mir und sag ihm, er soll nicht zimperlich mit Dir umspringen, Du Miststück!“
Ich lachte laut auf, während ich meinen Kopf in den Nacken fallen ließ.
Es war vorbei, ein weiterer meiner Alpträume hatte sich gerade in Nichts aufgelöst.

Ich bestieg einen alten Braunen, pfiff nach den Hofhunden, die sich fröhlich bellend um mich versammelten und ritt im Galopp davon. Leise hörte ich die Schreie der aufgebrachten Menge, welche an mir ein Exempel statuieren wollte.
Aber sie würden mich nicht bekommen. Niemals!
Liebevoll betrachtete ich meine neue - schon immer meine einzige - Familie auf vier Pfoten... Ich fühlte mich wieder einmal glücklich.

„Dieses Gefühl muss ich wieder haben!“ dachte ich, während das Adrenalin noch in meiner Brust pochte. Und wieder... und wieder...


Kodex:

1) W. tötet nur Frauen und Tierquäler
2) W. kündigt den Frauen den Tod mit Häme und Spott an... Sie sollen sich fürchten, so dass er sich an ihrem Elend ergötzen kann
3) W. rastet völlig aus, wenn Hunde oder Pferde gequält oder getötet werden
4) W. ist an Raub nicht interessiert, nimmt sich aber immer eine Trophäe
5) Wer W. angreift, hat danach auch nur noch ein Auge
Wladrim Vindetto
 
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Registriert: Sa, 11. Okt 2014 21:17

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