Natha sel kre'jil

[Jariya Nym Kal'dakar]

Die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Wald in ein warmes, rotes Licht. Eine dunkel gekleidete Gestalt schleppte sich durch den Wald. Sie fand kaum Halt an den Bäumen, ihre Knie drohten jeden Moment einzuknicken. Ihr behandschuhten Hände umklammerten einen dunklen, morschen Stab. Das Gesicht wurde von einer Kapuze verdeckt. Die verhüllte Frau schien es eilig zu haben, sie wandte ihre letzten Kraftreserven auf, um durch das Dickicht der grünen Wälder zu gelangen. An einem flachen Ufer angekommen suchte sie ein Boot oder etwas, das sie sicher über das Wasser bringen würde. Sie wollte nur eines: weg von dieser Insel. Zu viele dunkle Erinnerungen quälten sie, Erinnerungen, die sie am liebsten vergessen würde.

Ihr geschickten kleinen Hände fertigten eine Art Floß, gerade stabil genug um ihren zierlichen Körper zu tragen. Der Wind vom Meer blähte ihre dunkle Robe auf, sie stieg auf die verknoteten Holzstücke, ungeachtet der Tatsache, dass eine kräftige Windböe ihr die Kapuze vom Kopf blies und ihr Gesicht entblößte. Ihre Haut war von einem unnatürlich wirkenden dunklen Farbe, man könnte fast meinen, sie wäre Schwarz. Sie kniff ihre dunkelvioletten Augen zusammen, denn sie war das helle blendende Licht der Sonne nicht gewöhnt. Lange, silbrig weiße Haare umrahmten ihr schmales, leicht kantiges Gesicht.

Sie war eine Drow, ein Dunkelelf. Normalerweise lebt diese Elfenart unter der Erde, in riesigen unterirdischen Städten. Doch Jariya hatte es geschafft, unbemerkt und vor allem lebend diesem Wahnsinn zu entkommen. Schrammen zierten ihr Gesicht, sie zog ihre zerrissene Robe enger um die schmalen Schultern und sank langsam zusammen. Erschöpft aber dennoch glücklich kam ein leises „gre'as'anto“ über ihre Lippen bevor sie das Bewusstsein verlor.

Kaum mehr als drei Tage später ließ sie ein kräftiges Ruckeln an ihrem Floß erwachen. Sie öffnete die Augen und wurde jäh an alle Geschehnisse erinnert, als sie das blendende Sonnenlicht vernahm. Leicht aufgeweicht und zitternd stieg sie vom Floß und blickte sich um. „Eilistraee thu malla!“ entfuhr ihrem Munde. Sie war auf einer Insel gelandet, wusste jedoch nicht wo. Die Drow blickte sich um, zog ihre Kapuze tief ins Gesicht, umklammerte ihren schwarzen Stab fest und macht sich auf den Weg, diese kleine Insel zu erkunden...