Eine neue Seele

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

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Eine neue Seele

Beitragvon Kara Ireon » Di, 21. Feb 2006 18:18

Langsam öffnete sie die Augen. Noch immer spürte sie ihren Herzschlag im Kopf hämmern. Fast unerträglich war es diese Nacht. Der Blutdurst trieb sie in den Wahnsinn. Manchmal wünschte sich Kara einfach nur, dass sie starb. Dass ihre Qualen endlich ein Ende hatten. Doch bis jetzt hatte sie nicht den Mut, es selbst zu beenden...

Sie ging durch die Straßen, wankend, konnte sich kaum auf den Beinen halten, so sehr drehte sich alles in ihrem Kopf. An eine Laterne gestützt schaute sie in den Himmel. Kleine Insekten suchten die Helligkeit des Laternenlichts und umschwirrten ihren Kopf. Doch plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie hob ihren Kopf und lauschte. Es waren Schritte. Erst leise, doch dann, immer näher kommend, hörte sie dumpfe Schrittgeräusche widerhallen.


(Fortsetzung folgt)
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Re: Eine neue Seele

Beitragvon Yuin Asgaran » Di, 21. Feb 2006 22:36

Ein großer dunkel gekleideter Magier ging langsamen Schrittes durch Minoc. Es war Nacht, dunkelste Nacht. Der Wind wehte leicht durch sein kurzes schwarzes Haar. In Gedanken vertieft setzte er stetig seinen Weg fort. Doch er spürte, dass etwas nicht stimmte. Die sonst so friedliche Stimmung der Stadt, das Gefühl der Sicherheit, es war heute nicht mehr das selbe.

Yuins Gedanken wurden jäh bestätigt, als er eine kräftige Hand an seiner Schulter spürte. Sie riss ihn nach hinten und die Hände der Person klammerten sich um seine Schultern. Nur kurz spürte der Nekromant, dass sein Angreifer es offensichtlich auf seinen Hals abgesehen hatte. Der Druck zweier spitzen Zähne ließ ihn beinahe erstarren, unfähig dessen, etwas dagegen zu tun.

Fast reflexartig stieß er ein „TarQob“ aus, sein Gegenüber krümmte sich und fiel zu Boden. Schnell zog er einen kleinen Dolch aus seinem Stiefel, mehr für seinen eigenen Mut denn für seine Verteidigung. Er jetzt erkannte Yuin, dass sein Angreifer eher eine AngreiferIN war. Sie hatte zwei fast orange Zöpfe, trug eine blaue Robe und war – ganz offensichtlich – eine Vampirin. Plötzlich stand sie auf, packte ihn erneut bei den Schultern und schaute ihn verzweifelt an. „BITTE!“ sie schrie fast. „Tötet mich! Ich kann, nein, ich WILL nicht länger mit dieser Qual leben.“ Sie schnappte den Dolch aus seiner Hand, den er vor Schreck kaum festhalten konnte. „Tötet mich! Sonst werde ich es tun“ sprach sie und hielt den Dolch an ihr Herz.

Vollkommen erstarrt aufgrund dessen, was sich vor ihm abspielte und er nicht wusste, was er tun sollte, stolperte er einen Schritt zurück. Ein Gefühl durchzog ihn, er konnte nicht genau sagen, was es war. Etwas wurde aus ihm gerissen, ein Teil seines Herzens verschwand. Um ihn herum wurde alles weiß...

(Fortsetzung folgt)
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Re: Eine neue Seele

Beitragvon Kara Ireon » Mi, 22. Feb 2006 16:04

Das gleißende Licht zwang Kara dazu, die Augen zuzukneifen. Auch sie sah es, doch den Nekromanten, den sie grade versucht hatte zu beißen, konnte sie nirgends mehr erblicken. Doch sie erkannte im weißen Licht eine Gestalt, langsam auf sie zukommend. Ein junges Mädchen, sicher um einiges jünger als Kara selbst, schritt auf sie zu. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Hallo“ sagte die fast geisterhaft erscheinende Gestalt. „Was? Wer...?“ fragte Kara verdutzt. „Ich bin Mia, Mia Cilfalas. Doch was ihr von mir seht ist nur meine Seele, meinen Körper musste ich vor einiger Zeit verlassen.“ Sagte das Mädchen langsam. „Ihr seid...gestorben?“ wollte Kara etwas erstaunt wissen. „Ja, das bin ich. Jedoch unfreiwilliger Weise“ sprach sie weiter mit einem verbitterten Lächeln. „Doch ich liebte mein Leben, wenn es auch nicht immer leicht war.“

„Wie kann es sein, dass ihr hier seid? Ich dachte immer, Tote würden in die Unterwelt kommen.“ warf Kara ein. „Normalerweise ist das so. Doch meine Seele blieb hier, in der irdischen Welt. Sie ist gebunden an...ein einsames Herz...“ bei dem Gedanken an Yuin huschte ein Lächeln über Mias Lippen. Ihr Blick war voller Wärme.

Kara konnte nicht verstehen, was Mia sagte. Wie kann jemand, auch nachdem er gestorben war, noch immer solch starke Gefühle haben? Sie selbst hatte schon längst jeglichen Lebensmut aufgegeben. „Es trifft wohl immer die Falschen. Die, die sterben wollen, können es nicht und die, die leben wollen können dies gleichermaßen nicht.“ Noch immer hielt Kara den Dolch an ihr Herz. Mia erblickte ihn und ihre grünen Augen blitzten auf. „Wollt ihr denn wirklich sterben, Kara?“

Karas Blick verfinsterte sich. „Sonst würde ich das nicht tun wollen“ sagte sie und bewegte kurz den Dolch, der noch immer fest von ihrer Hand umschlossen, direkt auf ihr Herz gerichtet war. „Meine Leben besteht nur noch aus Qualen und dem ständigen Verlangen, Menschen etwas schreckliches anzutun. Ich kann und will so nicht länger leben.“

Mia lächelte. „Aber das Leben besteht eben nicht nur aus Freude, die Trauer gehört genauso dazu. Beide sind Teil des Lebens, denn es muss einen Ausgleich geben. Ich finde, gerade in Zeiten des Schmerzes wird einem umso mehr bewusst, dass man lebt. Ich würde alles dafür geben, noch einmal zu leben, bewusster und intensiver denn je. Aber...“ Mias Augen füllten sich mit Tränen. Schnell schloss sie sie, damit Kara es nicht bemerkte.

„Mia Cilfalas! Du sollst für mich leben, ich schenke dir meine verbleibende Zeit!“ sagte Kara entschlossen. Das Mädchen öffnete verwundert ihre Augen, unfähig zu glauben, was sie grade hörte. Doch schon in diesem Moment begann Mia zu spüren, wie ihre Seele zu Kara gezogen wurde. „Ich habe den Tod gewählt, du das Leben. So werden unsere beiden Sehnsüchte doch noch erfüllt.“ Das Mädchen blickte noch ein letztes Mal zu Kara. Sie sah glücklich aus, konnte sie doch endlich ihren Frieden finden. Fast schwerelos flog Kara davon, Mia jedoch blieb allein zurück.

Das weiße Licht verschwand, die Nacht kehrte zurück. Mia spürte den harten Boden unter sich, sie konnte kaum das Gleichgewicht halten und fiel zu Boden. Da saß sie nun, in Karas Körper, endlich hatte ihre Seele einen Platz gefunden. Mit der Nacht kehrte auch die Gestalt des Nekromanten zurück. Skeptisch blickte er sie an, wusste er doch nicht genau, was vor sich ging. „Yuin!“ rief Mia erleichtert. Doch der junge Nekromant wusste ja nicht, dass dort Mia vor ihm saß. Würde er sie erkennen?

(Fortsetzung folgt)
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Re: Eine neue Seele

Beitragvon Yuin Asgaran » Do, 23. Feb 2006 18:33

Die Worte kamen auf einer Art und Weise aus dem Munde der Frau, wie Yuin sie schon einmal gehört hatte. Der Klang erinnerte ihn an eine Person... Aber doch konnte es kaum sein, dass SIE es war. Aber woher kannte die Vampirin sonst seinen Namen? Nie zuvor war Yuin ihr begegnet, worüber er auch nicht gerade böse war.

Der Nekromant hatte das Gefühl, dass etwas in ihm fehlte, eine Leere tief in seinem Herzen. Ein wenig verwundert schaute er sie an, kam ihm doch alles sehr suspekt vor. Doch konnte Yuin keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden, denn die junge Frau sprang auf, lief auf ihn zu und blickte tief in seine blauen Augen. Sie lächelte und fiel ihm um den Hals.

Ein starkes Gefühl überkam den jungen Nekromanten, ein Gefühl der Gewissheit. Zwar sah sie nicht so aus, aber er war sich fast sicher, dass es Mia war, die er gerade umarmte. Er bemerkte, wie ihm langsam die Röte ins Gesicht stieg, war er so etwas doch nicht gewohnt. Doch er schloss seine Augen und genoss den wundervollen Moment.

„Endlich. Endlich ist Mia wieder da...Wie lange war sie weg, wie lange habe ich sie vermisst.“ dachte er und sah dabei das Bild Mias. Er war so konzentriert, dass ihm der Anblick des Mädchens vor seinem geistigen Auge fast real vorkam. Langsam löste sie sich von ihm und – Yuin konnte es kaum glauben – er blickte in Mias Gesicht. Es war nicht mehr das der Vampirin, es war das von Mia. Irgendwie hatte er es geschafft, sie mit Hilfe seiner bloßen Erinnerungen, seiner Gedanken, zu der werden zu lassen, die sie einst war.

Auch Mia erkannte ihre Verwandlung, lächelte ihn an und sagte „Danke Yuin...“ Erst jetzt bemerkte der dunkle Magier, wie schwach sie aussah, der Seelentausch hatte ihr arg zugesetzt. Behutsam trug er sie auf den Armen, Mia schloss, noch immer lächelnd, ihre Augen und lehnte ihren Kopf an Yuins Schulter. Noch immer war es tiefste Nacht, nur die Sterne waren Zeuge dessen, was sich gerade abgespielt hatte.

Ein leichter Wind wehte, weit entfernt hörte man eine Eule rufen. Die Stille wurde nur durch die dumpfen Schritte der Lederstiefel Yuins gestört. So wendete sich wohl doch noch alles zum Guten: Mia bekam eine neue Chance, Kara hatte endlich ihren Frieden gefunden und er...Yuin selbst war, auch wenn er es niemals zugeben würde, an diesem Abend so glücklich, wie er schon seit langem nicht mehr war. Denn es passierte genau das, womit er niemals gerechnet hätte, aber was er sich insgeheim immer wünschte...


ENDE
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