Blut, Hass und Liebe

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

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Blut, Hass und Liebe

Beitragvon Yuin Asgaran » Do, 28. Jul 2005 19:29

Schon als kleiner Junge war ich anders als die anderen Kinder. Ich fühlte mich zur Dunkelheit hingezogen und war am liebsten allein. Das war auch der Grund, warum ich nie richtige Freunde hatte. Also verbrachte ich meine Zeit auf dem Friedhof, dem einzigen Ort der Ruhe. Die anderen Kinder mieden mich, so wie ich sie auch mied. Meine Eltern waren früh gestorben und so lebte ich bei meinen Großelternin einem kleinen Dorf. Eines Tages, als ich 10 Jahre alt war, fragte mich mein Großvater: "Na Yuin, weisst du denn schon, was du mal werden willst?" ich schüttelte den Kopf, konnte ihm ja nicht sagen, dass ich mich längst entschieden hatte...

Die dunklen Künste der Nekromantie hatten mich in ihren Bann gezogen, ich war ihnen verfallen. Und das schon seit Jahren. Schweigend saß ich auf einem der alten, moosbewachsenen Grabsteine und beobachtete die Krähen. Wie wunderschön sie duch die Lüfte schwebten mit ihren schwarzen, glänzenden Federn. Ich kam jeden Tag hierher, setzte mich nieder und dachte nach. Zwar waren inzwischen viele Jahre vergangen aber an meinen Gewohnheiten hatte sich nichts geändert. Ich war mittlerweile 17 und noch einsamer als damals, jedoch störte mich das wenig.

Ich saß auf einem Grabstein und dachte an meine Eltern, hatte ich sie doch kaum gekannt. Mein Vater war ein Bogenschütze, so wurde mir erzählt. Er war ein tapferer Krieger und starb bei einem Gefecht, um mich und meine Mutter zu beschützen. Auch wenn ich diese kaum kannte, so fühlte ich mich mehr mit ihr verbunden als mit meinem Vater. Von ihr hatte ich nicht nur die faszination für die Magie, nein, auch meine spitzen Ohren waren von ihr. Sie war ein Mondelf, besaß so geschärfte Sinne und konnte sich fast lautlos bewegen. Ich bin zwar nur ein Halbelf, aber ein Teil dieser sehr nützlichen Fähigkeiten beherrsche auch ich.

Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ein Mädchen am Rande des Friedhofs auftauchte. Sie sah sehr traurig aus, aber auch gleichermaßen verängstigt. Sie trug ein dunkles Kleid und hatte einen Blumenstrauss in der Hand. Sie legte ihn an ein frisches Grab und ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie sprach etwas, doch konnte ich nicht verstehen, was sie sagte, denn ihre Worte wurden von dem Wind davon getragen. Plötzlich blickte sie zu mir, erschrak und wischte sich die Tränen weg. Dann kam sie auf mich zu. Ohne nur eine Regung saß ich weiter da und blickte sie an. "Hallo", sagte sie.

"Was macht ihr denn hier?" fragte sie mich. "Nichts besonderes. Ich sitze hier." antwortete ich. "Seid ihr ganz alleine?" fragte sie weiter. "Ja." sagte ich knapp. "Ihr redet nicht sehr viel, oder?" bemerkte sie lächelnd. "Nun, nicht wirklich. Was macht ihr denn hier?" ich wunderte mich selbst über diese Frage meinerseits, aber aus irgendeinem Grund wollte ich wissen, wieso sie so traurig war. "Ich..." begann sie, "habe...meine Eltern besucht." Deswegen war sie so traurig. Ihre Eltern waren, so wie meine, nicht mehr am Leben. "Ich habe euch aber noch nie hier gesehen." meinte ich. "Ja, sie sind erst vor kurzem gestorben. Sie wurden getötet." flüsterte sie, als sie zum Boden blickte.

Ihre Haare waren wie die Nacht, fast wie die meinen. Sie leuchteten in der Sonne und die Tränen in ihren grauen Augen glänzten. Sie war nicht so, wie die Anderen in meinem Dorf. Ihr Name war Mia und sie war ein Jahr jünger als ich. Sie aktzeptierte meine Gefühllosigkeit auf ihre angenehme, aber uninteressierte Art. Sie stellte wenig Fragen und so verbrachten wir Tag für Tag, schweigend dasitzend, unsere Zeit zusammen auf dem Friedhof. Ich fragte sie eines Tages, warum sie gerade bei mir sei und nich bei den Anderen im Dorf. Sie lächelte und sagte: "Weil ich mich hier am Wohlsten fühle, Yuin."

Die Sonne war gerade untergegangen und ihre letzten Strahlen erwärten die Erde. Ein leises Knacken ließ mich die Augen öffnen und ich erblickte zuerst nichts. Doch schon bald vernahm ich von allen Seiten ein leises Rascheln, kaum wahrzunehmende Laute. Auch Mia schien sie zu hören, sie stand auf und packte meine Hand. Wir liefen so schnell wir konnten und suchten ein Versteck, hätten wir doch nie etwas gegen diese uns bis jetzt noch unbekannte Gefahr ausrichten können. Wir fanden Schutz hinter einer kleinen Kapelle am Rande des Friedhofs. "Sie haben mich gefunden, Yuin." wisperte Mia leise. "Wer sind "sie"?" fragte ich sie verwundert. "Die Leute, die auch meine Eltern getötet haben. Und nun sind sie hier, um auch mich zu töten."

Bei ihren Worten gefror mir das Blut in den Adern, mein Atem stockte und das einzige, was ich denken konnte war: Ich kann nicht zulassen, dass sie stirbt. Gerade wollte ich fragen, wer genau diese Leute sind, als einer von ihnen auftauchte. Es war zu spät, als dass ich seinen blitzenden Dolch hätte sehen können. "MIAAAA" mein erstickter Schrei war kaum zu hören. Sie lag in meinen Armen und überall war Blut. Ihr Blut. Die verhüllten Männer verschwanden so schnell und lautlos, wie sie gekommen waren. "Yuin..." sagte Mia leise. Ich hielt sie in meinen Armen und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz, als sie flüsterte "Bitte Yuin, lebt für mich weiter." Nein, ich konnte, ich wollte nicht ohne sie leben.

Erst jetzt wurde mir klar, dass ich mich, ohne es gemerkt zu haben, in sie verliebt hatte. Als ich den Dolch in der Hand hielt, nahe meinem Herzen, bereit zuzustechen, nahm Mia mit ihrer letzten Kraft meine Hand. "Ich bitte Euch, nehmt nicht meintewegen den Tod in Kauf." Was sollte ich nur tun? Ich wollte nicht, dass Mia starb, konnte sie so nicht sehen, so leidend. Doch plötzlich geschah etwas, für das ich bis heute keine Erklärung habe. Von der Verzweiflung und Trauer beherrscht, bemerkte ich nicht, dass eine einzelne Träne von mir auf Mia Herz tropfte. Sie schloss ihre Augen und lächelte. "Danke, Yuin."

Wie von Geisterhand erhob Mia sich, "Beendet das Leid meines Herzens..." sprach sie. Ich kniete vor ihr, bedeckt mit ihrem Blut. "Ihr müsst nun gehen...Auch wenn ich nicht da bin....werdet ihr....mich immer im Herzen haben..." sie lächelte und ihr Körper wurde ein gleißender Lichtstrahl. Er kam auf mich zu und traf mich direkt ins Herz. Ich spürte eine Wärme, die ich vorher noch nie gespürt hatte und leise, kaum vernehmbar hörte ich Mias letzte Worte " Es wird so sein...egal, wo ihr seid." Ich kann nicht sagen wie, aber ich weiss genau, dass Mia in meinem Herzen weiterlebt, denn ich werde sie niemals vergessen und aufhören sie zu lieben.

Nachdem ich mein Dorf verlassen hatte, habe ich mich auf den Weg gemacht, ein neues Leben zu beginnen. Ich werde den Schmerz niemals vergessen können, auch wenn Mia immer bei mir sein wird. Ich bin zwar erst 19, aber ich habe einiges gelernt. Ich werde niemals wieder einem Menschen vertrauen können oder ihn gar lieben. Ich bin ein Einzelgänger, jedoch braucht auch ein solcher manchmal ein bisschen Gesellschaft...

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Heimat ist das, was man im Herzen trägt. Die Frage ist nur, ob man hingelangen kann...
Wenn uns die Menschen, die wir lieben genommen werden, dann können wir sie trotzdem behalten, indem wir nie aufhören, sie zu lieben. Gebäude brennen und Menschen sterben, aber die wahre Liebe hält ewig.
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Yuin Asgaran
 
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