Die Geschichte der Gredanos

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

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Die Geschichte der Gredanos

Beitragvon Gredanos aus Yew » Mi, 30. Jun 2004 18:18

Teil 1

Eigentlich bin ich ein einfaches Mädchen von einfacher Geburt. Mein Vater war ein Farmer und meine Mutter züchtete ein paar Nutztiere und kümmerte sich um den Hof. Mein Leben schien vorbestimmt. Ich sollte einen Bauersjungen heiraten, einen eigenen Hof übernehmen und das Leben meiner Eltern fortsetzen.
Und doch stehe ich nun hier, blicke auf die Wälder Yews, bereit, einen völlig anderen Weg einzuschlagen. Ich kenne meine Zukunft nicht, nichts ist mehr voraussagbar. Ich habe mein Schicksal in der eigenen Hand.
Aber lasst mich erzählen, eine Geschichte, die für meinen Stand so fantastisch ist, dass ich sie noch nicht einmal in den Märchen meiner Kindheit wieder finde.
Geboren wurde ich in einem Dorf, das so klein und unbedeutend ist, dass es nicht lohnt, sich an den Namen zu erinnern. Eine kleine Ansammlung von ärmlichen Bauernhöfen, deren Bewohner täglich um das nackte Überleben bangten. Die Böden waren unfruchtbar, die Tiere kränklich, der Fürst unerbittlich in seinen Forderungen. Gab es wider Erwarten doch mal ein gutes Jahr, so landeten die Erträge in den Speichern der Adligen.

Dennoch, meine Kindheit war von Fröhlichkeit geprägt. Bis zu meinem 10. Lebensjahr entdeckte ich die Welt um mich herum mit naiver Leichtigkeit. Die Leute liebten mich und meinen sonnigen Charakter, ich hatte viele Freunde und Spielkameraden. Meine Eltern waren immer gut zu mir und schlugen mich selten. Wir hatten doch immer noch ein Stückchen Brot auf Reserve, so dass wir nicht so häufig Hunger litten wie andere Bauersfamilien. Mein Vater war ein angesehener Mann, meine Mutter eine liebreizende Frau, die sich den Problemen und Problemchen der Nachbarschaft annahm. So sollte mein Leben verlaufen, ich sollte wachsen, heiraten, Kinder kriegen und irgendwann sterben.
Doch kurz vor meinem elften Geburtstag veränderte sich alles. Eines warmen Spätsommertages verdunkelte sich die Sonne, Horden von Ungetümen fielen in die Felder ein und töteten, was atmete oder den Anschein hatte, von Osin abstammen zu können. Eine schwarze, voller Bösartigkeit vibrierende Wolke ergoss sich über mein Heimatdorf, wälzte sich durch die kleinen Gässchen und drang durch Fenster und Türen. Ich saß an diesem Tag zu meinem Glück versteckt auf einem Apfelbaum und naschte die letzten noch an den Zweigen verbliebenen Früchte. Aus meinem Versteck sah ich genau in die angstverzerrten Augen meiner geliebten Mutter, als die Dämonen sie erwischten und ihr das Leben aus dem Körper sogen. Mein Vater hatte mehr Glück, er war an dem Tag im Nachbardorf, was erst drei Tage später der unerbittlichen Armee der Dunkelheit zum Opfer fallen sollte. Als er des Abends zurückkehrte, brach er angesichts des schrecklichen Ausmaßes zusammen und war fortan ein gebrochener Mensch.

Traurige Jahre folgten. Stille senkte sich über die wenigen Überlebenden, die mühsam einzelne Häuser aufbauten und dem vergifteten Acker winzige Früchte abzuringen versuchten. Bis zu meinem 15. Geburtstag sprach mein Vater kein Wort, machte keinen Schritt, bewegte kein Augenlied. Er saß auf einem Stuhl im Haus und starrte eine verrußte Wand an. Ich war nun die Versorgerin der Familie, ging betteln, verdingte mich als Magd und versuchte, meinen Vater und mich irgendwie über die Runden zu bekommen.
Doch auch dieser Geburtstag brachte eine Wende in mein Leben. Ich kehrte des Abends nach Hause, um meinem Vater eine Mahlzeit aufzutischen und ihn dann ins Bett zu bringen. Da meine Anstellung im Nachbardorf beim hiesigen Dorfschulzen war, musste ich noch eine Stunde nach Hause laufen. Müde war ich, aber guter Dinge, da ich heute meinen Lohn erhalten hatte. Mit einem Liedlein auf den Lippen wanderte ich fröhlich nach Hause und bemerkte gar nicht ein heraneilendes Pferd. Erst ein lautes Wiehern riss mich aus meinen Gedanken, ich blickte hoch und sah einen Jägersmann mit der Armbrust auf dem Rücken. Er grüßte mich sehr freundlich und fragte galant, ob er mich irgendwohin mitnehmen könne. Er schien von höherer Geburt zu sein, so dass ich dankend ablehnte und weiter ging. Doch der Mann ließ nicht ab, er folgte mir bis zu meinem Heim. Er schien sehr fasziniert von mir, fragte mich nach meinem Namen, nach meiner Arbeit und meiner Familie. Da der Weg lang war, erzählte ich ihm meine traurige Geschichte. Den jungen Edelmann rührte diese Geschichte scheinbar so sehr, dass er mir gleich eine Anstellung an seinem Hofe anbot. Nun, in Gedanken an unser ärmliches Leben wollte ich gerne zustimmen, was würde aber mit meinem Vater werden, wenn ich weg ginge? Ich schilderte dem Jägersmann meine Notlage und er versprach, meinen Vater nachzuholen. Nun, ich war naiv und blauäugig, der Mann erschien mir ehrlich und charmant, ich wollte ihm glauben. Also ging ich zum letzten Male in unser Haus, packte mein spärliches Bündel und küsste meinen Vater zum letzten Mal, wie ich heute weiß. Dann stieg ich hinter dem vermeintlichen Adligen auf das Pferd, denn reiten konnte ich schon seit meiner frühesten Kindheit, und hoffte, in ein besseres Leben zu entschwinden.

Die Nacht war dunkel, kein Mond und keine Sterne waren zu sehen, als wir auf seinem Schloss ankamen. Er überließ mich einem seiner Diener, einem seltsamen Kauz, der mir meine Kammer zeigen sollte. Erst jetzt stellte ich fest, dass ich nicht einmal wusste, wie mein neuer Herr hieß. Nun, sicher würde ich morgen Antworten auf meine Fragen finden. Ich hoffte, dass es meinem Vater gut ginge und voller Erwartungen ob meines neuen Lebens ging ich zu Bett. Doch langer Schlaf war mir nicht gegönnt. Zur dritten Stunde wurde auf einmal meine Tür aufgestoßen und ein Schatten betrat mein Zimmer. Ich richtete mich auf und wollte schon fragen, was denn sei, da spürte ich grausam starke Hände auf meinen Schultern, die mich zurück auf meine Schlafstatt drückten. Ehe ich schreien konnte, wurde ich geknebelt. Die verzerrte Stimme des Mannes, der mir heute Nachmittag noch so charmant und hilfsbreit vorkam, drang an mein Ohr und eine große Angst überfiel mich. Es ging ganz schnell, an Einzelheiten möchte ich mich nicht mehr erinnern. Ich fühlte nur noch Kälte in meinem Herzen. Endlich verstand ich, worauf ich in meiner jugendlichen Naivität herein gefallen war. Mein Herr war einer dieser Raubritter, von denen sich die Bewohner meines Dorfes mit schrecklicher Angst in den Augen erzählten. Grausam war er, ein Überbleibsel der dunklen Armee. Er überfiel Reisende, tötete Männer und raubte und vergewaltigte Frauen und Kinder. Bitter dachte ich, dass er bei mir leichtes Spiel gehabt hatte und im gleichen Atemzug hatte ich einen schrecklichen Gedanken. Was würde mit meinem Vater geschehen? Der Bandit hatte gesagt, er würde ihn holen. Ich musste fliehen und mein Dorf warnen.

Doch viele Tage und Wochen war ich eingesperrt, Spielball des Raubritters und seiner Kumpanen. Tagsüber musste ich schwerste und niederste Arbeiten erledigen, immer unter strenger und grausamer Bewachung, des Nachts wurde ich in meiner Kammer eingesperrt und missbraucht. Mein Wille war gebrochen, ich wollte nur noch sterben. Doch selbst dies ließen meine Bewacher nicht zu. Ich war dem Teufel selbst in die Hände geraten und diente dem Bösesten allen Bösen. Fast ein Jahr verbrachte ich in der Dunkelheit des Schlosses, ehe mir eines Nachts die Flucht gelang. Sie waren unvorsichtig geworden, glaubten wohl, ich würde es nicht wagen, ihnen zu entschlüpfen. So vergaß einer der Handlanger des Raubritters nach einem nächtlichen Besuch meine Kammer abzuschließen. Meine Flucht sollte nicht lange unbemerkt bleiben. Ich rannte durch die Nacht, den Atem meiner Verfolger immer im Nacken spürend. Tagelang versteckte ich mich in den Wäldern, gleich einem verfolgten und gejagten Reh. Ich ernährte mich von Wurzeln und Beeren, schlief im Moos, blieb nirgends länger als ein paar Stunden. Erst Tage später war ich sicher, dass meine Verfolger aufgegeben hatten und kehrte des Nachts in mein Dorf zurück. Ich hoffte, dass mein Vater noch leben, man mich wieder aufnehmen würde. Jedoch, ich kam zu spät, wahrscheinlich wurde meine Flucht gerächt, denn die abgebrannten Ruinen meines Dorfes glimmten noch. Ich fand keinen Überlebenden. Entweder waren sie geflohen oder tot.

Wieder verdammte ich meine Naivität. Ich fühlte die große Schuld, die ich auf mich geladen hatte und rannte in die Nacht. Ich wollte nur weg, sterben, vergessen. Lange Zeit irrte ich umher, ein Schatten meiner selber. Aus vielen Dörfern wurde ich mit Mistgabeln und Fackeln vertrieben. Die Menschen mussten mich für einen Handlanger der dunklen Armee halten und ich empfand ebenso. Khas hatte mich geholt und Osin hatte mich vergessen. Eines Nachts erreichte ich einen Hafen, in dem ein Schiff vor Anker lag. Ich überlegte nicht lange, zu verlieren hatte ich nichts mehr, und stahl mich in den Lagerraum. Einige Wochen überlebte ich dort, ungesehen von Mannschaft und Passagieren. Ich fand in den Vorräten ein wenig Nahrung und hoffte, am anderen Ende des Meeres ein neues Leben anfangen zu können. Doch auch dieses Glück durfte ich nicht erfahren, zu viel Schuld hatte ich auf mich geladen, als dass Osin mir gnädig gestimmt wäre. Ein Offizier entdeckte mich und so wurde ich über Bord geworfen. Nun, dachte ich, wäre das Ende meines jämmerlichen Lebens endlich gekommen. Ich klammerte mich an eine treibende Planke, schloss die Augen und wartete auf den erlösenden Tod.
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Gredanos aus Yew
 
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Registriert: Mo, 10. Mai 2004 19:12

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