Die Geschichte der Prätorin Stormios

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

Moderator: Vandroy

Die Geschichte der Prätorin Stormios

Beitragvon Storm1800 » Mi, 24. Mär 2004 23:32

Ihr Schädel dröhnte. Das war das erste, was sie wahrnahm, diese furchtbaren
Schmerzen. Als ob sie die ganze Nacht durchgesoffen hätte. Hatte sie? Dunkel
verschwammen die Erinnerungen der letzten Tage in ihrem Kopf. Mühsam öffnete
sie die Augen. Zwei Köpfe, scheinbar menschlich, neigten sich über sie.
Langsam konnte sie genaueres erkennen. Die sorgenvollen Augen, das
erleichterte Aufseufzen.

"Wo bin ich?"

"Macht euch keine Sorgen. Ihr seid in Sicherheit." Der Mann hatte eine
angenehme, tiefe und beruhigende Stimme. Die Frau lächelte sichtbar
erleichtert. Diese junge Kriegerin musste wohl großen Gefahren knapp
entkommen sein. Ihr Körper wirkte kräftig und durchtrainiert, doch ihr Geist
schien gebrochen. Was mochte wohl die Geschichte dieser Frau sein?

Scheinbar beruhigt schloss die Kriegerin wieder ihre Augen, fiel in einen
tiefen Schlaf.

"Ich fand sie in der Nähe der Trollhöhlen, weiter südlich. Die Göttin führte
mich zu ihr." Leise sprach die junge Frau, um die Schlafende nicht
aufzuwecken. "Wir werden wohl warten müssen, bis sie wieder aufwacht. Bis
dahin können wir nur beten, dass die Göttin mit ihr ist." Der Mann kannte
die Kranke gut. Oft schon war er mit ihr auf der Jagd gewesen. Mutig war
sie, kühn und aufrecht. Selten ging sie einer Herausforderung aus dem Weg.
Noch nie hatte er sie derart gebrochen und verletzt gesehen. "Hoffen wir,
dass auch ihr Geist wieder gesundet."

Die junge Frau nickte. Auch sie kannte die Verletzte, allerdings eher vom
Hören. Nur einmal waren sie sich begegnet, auf dem Schlachtfeld. ,Da bleibt
nicht viel Zeit zum Kennen lernen.' Leise entfernten sich beide von der
Ruhestätte der Barbarin. Es sollten noch drei Tage vergehen, ehe sie
aufatmen und der sichtlichen Gesundung der Kriegerin beiwohnen konnten.



"Stormios? Stormios! Seid ihr wach?" Langsam schlug die Barbarin die Augen
auf. "Lee.", ihre Stimme war schwach, kraftlos, "die dunklen Mächte.
Höllenkreaturen. Wir müssen aufbrechen und Pergon retten." Mühsam versuchte
sie, von dem Fell aufzustehen, auf dem sie lag. "Bleibt liegen. Ihr seid
noch zu schwach. Lasst ein paar Tage verstreichen. Ich verspreche euch, dass
ich in der Zeit Brieftauben schreibe und Hilfe erbitte." Die Worte wären
unnötig gewesen, die Kriegerin brach fast sofort wieder in sich zusammen.
Dennoch war sie sehr erleichtert, Gehör gefunden zu haben. Der Mönch dachte
noch lange über die Worte der Verletzten nach. "Sollte es eine neue
Bedrohung geben? Ein Kreis des Bösen, den Stormios überraschend gestört hat?
" Er wandte sich um und blickte die Magierin an. "Wir können nichts tun.
Lasst uns unsere Brüder und Schwestern informieren. Scheinbar hat die Göttin
eine Aufgabe für uns.


,Die Göttin?' Wilde Gedanken flogen der Barbarin durch den Kopf. Ein Bild
verschwamm vor ihrem inneren Auge. ,Die Göttin.' Noch war sie zu schwach, um
es fassen zu können. Etwas hatte sie gerettet. Kein Mensch. Ein Tier? Das
Bild von vier schwarzen Pfoten tauchte kurz auf, doch Stormios konnte es
nicht festhalten. Erschöpft von der Anstrengung fiel sie in einen tiefen und
traumlosen Schlaf.



Nur langsam besserte sich ihr Zustand. Mittlerweile war sie mehrere Stunden
am Tag wach und versuchte, sich zu erinnern. Mühsam war diese Reise in die
Vergangenheit, trotzdem stellte sich die Kranke der Aufgabe. "Etwas in mir
will, dass ich mich erinnere. Also muss ich es versuchen", so erklärte sie
Lee und AeneA, von denen einer immer an ihrer Bettstatt saß. Die beiden
sprachen ihr Mut zu und kümmerten sich um die tiefen Verletzungen.

"Ich erinnere mich, dass ich meine Axt Gardinar vom Schmied abholte und mich
für eine mehrtägige Jagd bereit machte. Lange, schon viel zu lange, war ich
in Yew, richtete mein neues Haus ein, erledigte Behördengänge und stellte
mich bei meinen neuen Nachbarn vor. Es gab soviel zu tun. Doch mein Blut
duldet nicht, dass ich zu lange still sitze. Also sattelte ich mein Pferd
Kardim und machte mich auf, um auf ein Neues den Kontinent zu erkunden und
ihm seine letzten Geheimnisse zu entreißen. Ich blieb nicht auf den Wegen,
sondern jagte in den Wäldern Wölfe, Spinnen und ähnliches Getier. Auch zu
einem Drachennest wagte ich mich und erlegte diesen nach langem Kampf. Durch
diesen Erfolg bestärkt ritt ich zu den Trollhöhlen nahe dem Außenposten.
Hier verbrachte ich Tage, die wiedergeborene Brut zu dezimieren. Ich denke,
es war mein vierter Tag in den Höhlen, da traf ich auf einen alten
Schamanen. Bis dahin sehe ich alles klar vor mir. Doch hier wird meine
Erinnerung unscharf." Stormios runzelte die Stirn. Warum nur konnte sie sich
nicht an die Worte erinnern, die der Troll in gutem Pergonisch an sie
richtete. Sie fühlte nur noch die Angst, den Schmerz und die Einsamkeit, die
sie in ihr ausgelöst hatten. Und dann die innere Kälte, die völlige
Bewegungsunfähigkeit. "Ich glaube mich zu erinnern, dass der alte Troll mich
mit einem unheiligen Zauber paralysierte. Mit furchtbarem Lachen schnitt er
mit einem der Dunkelheit geweihten Messer in mein Fleisch." Lee und AeneA
sahen sich an. Daher diese Wunden. "Ich empfand keinen körperlichen Schmerz.
Er schnitt mir direkt in die Seele. Bilder meiner Kindheit traten vor mein
inneres Auge. Als mein Vater starb. Als ich mich in dem großen Palast einsam
fühlte, weil keiner mit mir spielte oder sich nur mit mir befasste. Bilder
von der grausamen Reise in dem Schiff, welches wir den blasshäutigen Feinden
unseres Stammes abgenommen und in jugendlichem Leichtsinn bestiegen haben.
Ich sah so viele Kameraden und Freunde sterben." Tränen traten in die Augen
der Barbarin. "Doch auf einmal hatte ich das Gefühl, in dem Schmerz, den mir
der Schamane zufügte, nicht mehr allein zu sein. Etwas trieb mich, es
wollte, dass ich mich wehre. Aus dem Dunkel erschienen zwei leuchtende
Augen, die mich unverwandt anblickten. Erst dachte ich, dies wäre nun mein
Tod. Ein Blick in meinem Inneren, gesendet von meinen Feinden. Doch empfand
ich Frieden. Und hatte nun die Kraft, mich zu wehren." Sie nickte. "Als der
Troll merkte, dass sein Zauber gebrochen war, fing er an zu brüllen.
Scheinbar hatte er vor, meinen Willen zu brechen und mich dann zu versklaven
oder zu essen. Nun war ich frei von seinen Fesseln, also fürchtete er sich
zu Recht", sie lachte grimmig, "um sein Leben. Er griff hinter sich und so
schnell wie er verschwunden war, umringten mich seine Handlanger, bereit,
mich endgültig zu vernichten. Ich drehte mich um und rannte um mein Leben,
doch die Flucht hatte wenig Aussicht auf Erfolg. Von überall her kamen
Trolle, Oger, gezähmte Wölfe und anderes Getier. Zu guter Letzt erreichte
ich eine Höhle, in der ich mich hinter einem Felsen versteckte. Zu meiner
Verwunderung tauchte keiner meiner Verfolger auf. Lange saß ich dort und
hielt den Atem an. Als der Mond am Himmel stand, wagte ich mich hervor.
Hätte ich es doch gelassen. Kurz vor dem Ausgang hörte ich ein schrilles
Geräusch hinter mir. Oh, warum bin ich nicht gerannt, doch ich musste mich
umdrehen. Was ich dort erblickte, wird mich noch ewig in meinen Träumen
verfolgen.




Stormios Stimme brach, zu sehr schien sie das Erlebte zu belasten. Lee und
AeneA sahen sich tief betroffen an, schwiegen jedoch. Die Kriegerin
schüttelte den Kopf, wie um die dunklen Gedanken und Ängste abzuschütteln
und setzte mit gequälter Stimme ihre Erzählung fort. "Ein Wesen, nicht
Mensch, nicht Tier. Eine Erscheinung mit weiblichem Körper. Dennoch, es war
keine Sterbliche, kein Wesen von dieser Welt. Dieses Gesicht. Diese Augen.
Stechend betrachteten sie mich. Dieser Blick schien mich in meinem Inneren
zu durchleuchten und meine tiefsten Ängste zu erkennen. Ich habe von solchen
Kreaturen bereits gehört, dachte jedoch, dass sie nur eine Erfindung von
abergläubischen Bauern und Priestern sei. Als die Erscheinung einen Schritt
auf mich zu tat, erkannte ich: Vor mir stand ein Succubus." Stormios Körper
erschauerte allein bei dem Gedanken an diese Ausgeburt der Hölle. "Ich hörte
ihre Stimme in mir. Schrill und kreischend. Und so mächtig, dass sie wohl
auch den mutigsten Krieger und den besten Magier zum Erzittern gebracht
hätte. Jedoch, so schwach wie ich noch von dem letzten Angriff auf meine
Seele war, war es mir unmöglich, mich zu wehren. Sie sagte mir mit
dröhnender Stimme, ich solle aufgeben. Pergon sei dem Untergang geweiht. Die
Hölle selbst hatte sich in dieser Grotte aufgetan, ihr würden noch viele
Wesen des Leibhaftigen folgen. Ich brach zusammen. Gegen eine solche Macht
war ich hilflos. Die pure Angst überfiel mich, als mir dieser Abkömmling des
Teufels meinen Tod ankündigte. Ohnmächtig und bewegungslos wartete ich auf
den finalen Schlag aus der Hand des Bösen. Doch, oh Wunder, nichts
passierte. Eine wohlige, weibliche Stimme erklang in meinem Inneren und
forderte mich auf, die Augen zu öffnen. Erst sehr leise vernahm ich sie
recht schnell genauer, sie übertönte das schrille Gekreisch des Succubus:
,Gib nicht auf, Kriegerin. Nicht hier soll dein Ende sein.' Als ich meinen
Blick hob, erblickte ich einen wunderschönen Panther, schwarz wie die Nacht,
schlank und größer als irgendein Tier, welches ich je in meinem Leben
gesehen hatte. Sie schien mit der Dämonin zu kämpfen, versuchte, ihr mein
Leben abzutrotzen. So mächtig, schön und unheimlich war der Moment dieses
Krieges zwischen diesen beiden Kreaturen, ich konnte nicht wegsehen. ,Ich
rette dich. Glaube an meine Macht, dann wirst du der Höllenkreatur
widerstehen.' Ich richtete mich auf, schon kniete ich. In mir tobte der
Kampf dieser übernatürlichen Wesen. Doch der Panther war stärker, die
liebliche Stimme gab mir Kraft, ich spürte meinen Willen zu leben. Eine
sonderbare und gar göttliche Kraft durchströmte meine Muskeln. Auf einmal
sah ich meine Axt Gardinar neben mir liegen. Mir war nicht klar, wie sie
dort hingekommen war, doch in dem Moment konnte ich keinen weiteren Gedanken
auf ein warum verschwenden. Ich sprang auf und griff meine geliebte Waffe.
Feuer schien in meinen Händen und Armen zu lodern, als ich nach vorne
hechtete und der Dämonin mit einem Hieb den Kopf abschlug. Schwarzes Blut
spritzte überall umher, während ich den Succubus aus dieser Welt vertrieb.
Ich? Ich sah mich nach dem Panther um, der noch hinter mir stand. Der
Panther? Nein, dies war kein Tier. Vor meinem inneren Auge sah ich eine
wunderschöne, ganz in schwarz gekleidete Frau. ,Wer bist du?' In meinem Kopf
erklang die Antwort: ,Mein Name ist Lyrell. Du hast sicher schon von mir
gehört.' Sie lachte leise, während ich fassungslos die Göttin anstarrte.
Sicher hatte ich von ihr gehört, wie auch von so vielen anderen Göttern.
Dennoch hatte ich nie geglaubt, dass es solche Überwesen wirklich gab oder
dass sie sich tatsächlich für uns Sterbliche interessieren oder gar
einsetzen. Ich hatte mir Götter immer als Rachewesen vorgestellt, die ihre
hohe Macht auskosten und missbrauchen. Daher hatte ich Religionen immer mit
Abstand betrachtet. Aber dies war keine Erscheinung eines fiebernden Hirns,
der Panther schien sehr real. Ich kniete vor ihr nieder. ,Wie kann ich euch
danken, Göttin?' Immer herrlicher und mächtiger erschien sie mir.
Wahrscheinlich hat sie ihre wahre Macht verborgen, um ungesehen zu mir zu
kommen, schoss es mir durch den Kopf. ,Du brauchst mir nicht zu danken.
Schon lange beobachte ich dich, Kind des Nordens. Ich verlange nur eine
Sache von dir. Bewahre dir deine Großherzigkeit. Stehe den Armen, Kranken
und Schwachen zur Seite, so wie ich dir jetzt half.' Ich schwor es ihr,
bevor ich das Bewusstsein verlor." Lee und AeneA beobachteten verwundert
eine starke Verwandlung der Kriegerin, war sie eben noch krank und von
Ängsten gepeinigt, schien sie nun in neuer Stärke zu erstrahlen. "Das
Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich an diesem Ort aufgewacht
bin. Im Tempel der Göttin, die mein Leben rettete und der ich nun mein Leben
verschreibe.




Mit diesen Worten erhob sich die Kriegerin von der Bettstatt, auf der sie
nun schon so viele Tage gelegen hatte. Noch immer hatte sie das Gefühl, die
Stimme ihrer Göttin in sich zu vernehmen. ,Die Aufgabe..' Stormios Augen
weiteten sich vor Schrecken und ruckartig wandte sie sich ihren zwei Rettern
zu. "Ich danke euch vielmals für eure Hilfe, doch jetzt müssen wir das
Höllenloch schließen. Wir müssen verhindern, dass dem Bösen der Zugang zu
unserem Kontinent ermöglicht wird." Lee und AeneA nickten. "Unsere Brüder
und Schwestern müssten bald eintreffen.", so sprach die Magierin mit ernster
Stimme. Stormios nickte erleichtert und hatte nun die Zeit, ihre Retter
genauer anzusehen. Gütig und weise erschienen sie ihr, auch in ihnen schien
ein Teil der Göttin zu existieren und zu der Kriegerin zu sprechen. Die
Barbarin kniete nieder und betete das erste Mal in ihrem Leben. Sie bat
Lyrell, ihre Göttin, um Kraft und Willensstärke für die kommenden Aufgaben.
Und in ihr schien die Antwort der wunderschönen Frau zu erklingen: ,Ich
werde immer bei dir sein.'



Stormios, Bürgerin von Yew und Prätorin der Göttin Lyrell
Storm1800
 

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