Nackte Kinderfuesse laufen ueber das Kopfsteinpflaster und huepfen
spielerisch ueber jede Distel oder jedes Loevenmaeulchen hinweg. Hinterdrein
laufen ein paar kleinere Fuesse,
balancierend auf einer geraden Linie, einen Fuss vor den anderen setzend.
"Andrade!" plärrt der Kleine aus. "Andrade, ich bin ein Vogel und ich
balancier auf einem Ast!"
Der Groessere Junge dreht sich um. "Ach Marad! Komm! Nicht troedeln, wir
muessen zum Baecker!" Der Kleine schmollt "Andrade, ich bin ein Vogel der
kann nur kleine Schrittchen machen ... Pieps!"
Laechelnd nimmt Andrade den Marad Huckepack. "Quatsch, Voegel fliegen
Marad!"
Als sie bei der Baeckerei ankommen, liegt das Brot schon bereit und der
Baecker klopft sich gerade die mehlbestaubte Schuerze ab. "Aaah da kommen
sie, Ritter Marad und Andrade sein Treues Pferd!"
sagt er grinsend und drueckt dem strahlenden Marad ein Wurstbrot in die
Hand.
Rot wie Lavarium verlaesst Andrade die Baeckerei, und spuert zwei Augen die
ihn aus dem oberen Stockwerk der Baeckerstube beobachten. Taya, die
Baeckerstochter.
Schneller als er gekommen war lief Andrade ueber die Wiesen durch das
taunasse Gras, zureuck zum grossen Hof seines Vaters. Auf einer Koppel ließ
er seinen Cousin Marad ins Heu plumpsen, so dass sich die Edlen Pferde mit
ihren treuen braunen Augen erstaunt zu ihnen umwandten.
Marad jauchzte und schmiss mit Heu um sich und Andrade machte sich daran
seiner Mutter das
Brot in die Kueche zu bringen.
Als er die Tuer oeffnete, roch es nach Alraunen , getrockneten Sommerblumen
und Blutmoos.
Am grossen Molybdaenkessel stand seine Mutter, sie trug ein einfaches Blaues
Kleid und murmelte einen Schutzzauber, ihr langes braunes Haar hatte sie mit
einem Tuch nach hinten gebunden.
Wenn man sie so ansah, konnte man einen leichten elbischen Einschlag
erkennen, dem sie auch ihre Erdmagie verdankte.
"Andrade, komm doch rein." sagte sie mit einer weichen Stimme.
"Du bist nun 6 Sommer alt, mein liebes. Es ist Zeit dass Du Dein Handwerk
lernst. Ich denke ab morgen koenntest du Deinem Vater zur Hand gehen. Marad
wird mir ab heute zur Hand gehen."
Andarde schaute auf seine Fuesse. Nicht mehr zum Baecker? Jetzt hatte er
nicht mal mehr die geringste Chance Taya zu begegnen, der Baeckerstochter
mit diesen wunderbaren roten Zoepfen!
"Mutter, Marad mag dir hier in der Kueche helfen koennen, und Alraune
schneiden, oder den Kessel auswaschen. Doch ich denke fuer Botengaenge ist
er noch zu jung. Was ist wenn ploetzlich ein Schaefer mit seinen Schafen
kommen wuerde, er wuerde stehen bleiben und mit den Schafen spielen ... oder
er wuerde einem Schmetterling nachlaufen. Ich werde gern fuer Dich Sachen
vom Kraemer oder vom Baecker holen, und dann Vater zur Hand gehen."
Er setzte sein erwachsenstes Laecheln auf und die Mutter nickte. "
Wahrscheinlich hast Du Recht Andrade, Marad ist noch soo klein. Aber lass
Dir die Arbeit nicht zu viel werden."
So gingen die Jahre ins Land, aus Andrade wurde ein tuechtiger Juengling und
ein wunderbarer Farmer und Tierzuechter und Marad ging seiner Tante zur
Hand. Seine Eltern waren Alchemisten gewesen, und er hatte ihr Talent zu
Magischen Dingen geerbt. Doch leider auch ihre Unvorsicht, und so musste die
arme Frau immer wieder die passenden Gegenzauber finden wenn der junge Marad
sich in der Magie uebte.
Andarde faellte Holz, besserte die Pferdegatter auf, fuetterte die Tiere,
und arbeitete auf dem Felde. Und wenn er fertig war tat er Botengaenge fuer
seine Mutter, und lies dabei niemals den Baecker aus.
Oder eher die wunderschoene Elfengleiche Taya, die mit einem eisblau
glitzernden Dolch auf dem Trainingplatze ihre Uebungen machte.
Er hackte absichtlich Weidenholz in der Naehe des Trainingsplatzes, um sie
dort beobachten zu koennen. Und fuer ein Laecheln von ihr gab er alles.
Eines Tages so kam es dass Marad ganz aufgeloest angerannt kam. "Andrade!
Eine Rune!" rief er und musste sich erst einmal ausruhen.
"Eine Rune? Aber solche macht der Tischlermeister doch taeglich fuer den
wundersamen Eremiten
in den Bergen." brummelte Andrade, seine Augen auf Taya gerichtet. "Nein
sieh doch Andrade! Sie ist markiert. Ich habe sie Markiert.
Er Zeige sie Andrade. "Mutter sagt, ich sei nun ein Magier. Sie gab mir ein
Runenbuch, und meinte ich sollte weiter suchen. Und anfanegen sollte ich bei
dem Eremiten in den Bergen. Ihrem Lehrmeister! Er soll sonderbar aussehen,
und beinahe unsterblich sein. Weisses Haar, spitze Ohren, ich bin so
gespannt ihn zu treffen!"
"So?" Andrade sah seinem Cousin an. Er war aelter geworden, zaehlte jetzt
beinahe 13 Jahre. Doch war er immernoch derselbe Traeumer und Wirrkopf und
wuerde auch noch ohne zu zoegern einem Schmetterling hinterherlaufen und
alles vergessen.
"Der Weg ist weit, ist sie nicht aengstlich, dass Du vom weg abkommen
koenntest?"
Marad laechelt und grinst ein wenig. "Du vergisst dass ich nun ein Zauberer
bin Cousin!"
Er zerbroeselt ein Blutmoos, wirft eine schwarze Perle und Ginseng dazu.
Dann spricht er ein Wort der Macht und alles loest sich in dichten schwarzen
Qualm auf.
"Ein Zauberer!" er hustet. Wiederholt die Prozedur, nimmt aber diesmal
anstelle des Ginsengs eine Alraune.
"Ein Zauberer !!!" schreit er triumphierend als er sich von tausenden
kleinen Funken an einen anderen Ort tragen laesst.
Andrade starrt noch lange auf den Fleck wo sein Cousin im Nichts verschwand.
Ein paar geladene Teilchen schwirren noch minutenlang durch die Luft. Dann
packt er die Weidenholzstaemme und traegt sie kopfschuettelnd nach Hause.
Im Hause erwartet ihn ein gedeckter Tisch, Braten und Mais. Seine Mutter
traegt ihr Sonntagskleid und die wunderbare Solarumaxt des Vaters steht
frisch geschaerft neben einem Beutel an der Tuere.
"Mein Sohn," die Stimme des Vaters klang seltsam geruehrt. "Du zaehlst nun
16 Jahre, deine Lehrzeit ist zu Ende. Ich kann Dir nichts mehr beibringen.
Marad verliess uns heute, und auch Du wirst Dich auf Wanderschaft begeben
muessen. Wenn Du Dich fortbilden willst."
Andrades blaue Augen schauen erschreckt, er soll Jahr und Tag fortbleiben,
die Welt erkunden. Und er hatte in den vergangenen Jahren nicht ein Wort mit
Taya gewechselt. Und doch hatte sie ihn bemerkt, ihn angelaechelt mit diesem
unbeschreiblichen Laecheln. Ihn angeschaut mit ihren wunderbaren gruenen
Augen.
"Wenn Du dann zurueckkehrst, wirst du meinen Hof bewirtschaften und Dir eine
Frau nehmen. Ich sprach bereits vor Jahren mit meinem Freunde um eine
Vermaehlung mit Taya. Sie erklaerte sich einverstanden."
Ein leichtes Laecheln huscht ueber das Gesicht des Farmers, so als haette er
Andrades Gedanken gelesen und seine Pfeife machte lustige Rauchkringel.
"Die weisse Stute die edelste unserer Zucht, gab ich dem Baecker als
Geschenk. Es ist alles geregelt, du kannst aufbrechen so Du willst, der
Baeckergehilfe wird deine Arbeit tun, bis du wieder hier bist.
Aber nun setz Dich erst einmal und iss ordentlich." ...
Ende des Ersten Teils