Ein Stöhnen erfüllte die sonst so ruhige Nacht und tauchte sie in eine bedrückende Atmosphäre.
Es war finster und die einzige Lichtquelle schien der Mond zu sein, der in seiner vollen Größe und Pracht die Straßen erleuchtete.
Im Zentrum dieses Lichtes lag eine junge Frau mit zerrissenen, verdreckten Kleidern, ihr Gesicht von Schmerzen gezeichnet und ihre Hände fest an ihren Bauch geklammert.
Es war nicht zu übersehen dass sie guter Hoffnung war.
Mit letzter Kraft richtete sie sich auf und blickte mit tränenden Augen gen Himmel.
Das Mondlicht tauchte sie in einen güldenen Schimmer.
Ein Schmerzenschrei entführ ihrem kleinen Körper und schien ihre letzte Kraft zu verbannen.
Einen Augenblick war es Still, nur das zwitschern der Vögel war zu hören, bis schließlich erneut Schreie zu hören waren, jedoch leisere Schreie, Schreie eines Babys! Wie es die junge Frau allein geschafft hatte ihr Kind zu gebären war unklar, doch verlangte dies ihre letzte Kraft und nun lag sie reglos am Boden, neben ihre der nackte und zitternde Körper eines Säuglings...
Hufgetrappel war zu hören und die Erde bebte unter der heranrauschenden Kutsche. Kurz vor dem kleinen Körper kam diese zu stehen und ein Mann in schwarz stieg herab, nahm den Säugling an sich.
Eine Frau gesellte sich zu ihm.
Melady, bitte schaut Euch dies an.
Der Butler wandte das Baby in ihre Richtung und deutete auf den reglosen Körper der Mutter.
Ungläubig blickte die Frau sich um nahm das Baby an sich und stieg zurück in die Kutsche.
Wir werden es mit uns nehmen. Wir können es schließlich nicht dieser Eiseskälte überlassen.
Mein Sehnen wurde wohl erhört...
Wie Eure Majestät wünschen!
Der Butler verbeugte sich und die Kutsche setzte sich erneut in Bewegung.
Das Glück schien ihr hold und so fügte sich ihr Schicksal zum Guten. Die Frau, die sie aufgenommen hatte war Xantela Rigmor, die junge Königin eines Landes namens Jorná und so wuchs Gwyn im Luxus auf: Sie hatte Butler, die sich um jegliche Hausarbeit kümmerten und sie rundum bedienten, außerdem trug sie stets die schönsten und teuersten Kleider und musste sich um nichts sorgen. Sie Lebte den Traum eines jeden Mädchens.
Ihre Eltern, die bis zu ihrem Erscheinen kinderlos waren versorgten und verhätschelten sie in jeder Hinsicht, so dass aus ihr zwar ein wohlerzogenes, hübsches Fräulein wurde, das jedoch keinen Funken Selbstständigkeit besaß und bei der dazu die königliche Arroganz bei Gelegenheit zum Vorschein kam.
Als Prinzessin genoss sie großes Ansehen, lebte jedoch auch Gefährlich.
Von Zeit zu Zeit tauchten Leute auf, deren Ziel es war genau jene Krone und die damit verbundene Macht an sich zu reißen, wobei Gwyn als Thronfolgerin stets ein anziehendes Ziel hergab.
Eines Tages machten Gwyn und Ihr Vater sich auf den Weg zu einem kleinen Volk nahe ihres Königreiches, das alljährliche Ritterturnier sollte stattfinden und dort durften der König und seine junge hübsche Tochter als Ansporn für die tapferen Teilnehmer natürlich nicht fehlen.
Es wurde ein langer Tag und so begaben sie sich erst spät auf den Heimweg.
Dieses Mal wurde es außerordentlich schnell dunkel und so beschlossen sie einen Umweg zu nehmen, durch den Wald.
Jedoch Gwyn, bleibe an meiner Seite und beeile dich.
Besorgt schaute er seine Tochter an, die jedoch unberührt an ihren Zöpfen herumspielte.
Ja macht Euch keine Sorgen Vater, mir geschieht schon nichts....
Im Wald war es noch viel düsterer, kein einziger der letzten wärmenden Sonnenstrahlen vermochte sich einen Weg durch die dichten Baumkronen zu bahnen, nur die leuchtenden Augen einiger Eulen und anderen Getiers sprach gegen das Gefühl von Blindheit.
Das Rascheln der Büsche und Gurren und Scharren der Tiere ließ in Gwyn eine Gänsehaut aufsteigen.
Abgelenkt von den unbekannten Geräuschen und der Dunkelheit verweilte sie einen Moment.
Wo waren die Schritte ihres Vaters? Sie hatten ihn doch so eben noch vor sich gehört...
Vater? – Keine Reaktion...
Vater!!!
Ihre Angsterfüllte Stimme hallte in lauten Echos durch den Wald und von Panik ergriffen galoppierte sie los.
Ein lauter Knall und sie lag am Boden. Sie spürte etwas Warmes an ihrer Schlefe und ahnte dass dies ihr eigenes Blut war.
Das letzte was sie vernahm waren unmenschliche Geräusche, Grunzen und Gelächter bevor sie ihr Bewusstsein verlor.
Ohne jegliches Zeitgefühl erwachte sie. Ihr Körper spürte sich kalt und unbeweglich an.
Ein fauliger Geruch stieg ihr in die kleine Nase. Angewidert richtete sie sich auf.
Ihr Kopf dröhnte und alles erschien ihr so unwirklich.
Wo bin ich? Was ist geschehen?
Und wieder vernahm sie diese Geräusche, wie ein Brüllen, sie kamen näher.
Was waren das nur für Geschöpfe?
Verzweiflung erfüllte ihr Inneres und ängstlich rollte sie sich zusammen als einen Moment später die rostige Tür mit lautem Knarren aufschlug.
Beweg dich nicht!, sagte sie sich selbst, bleibe ruhig liegen!
Eine merkwürdige, übelriechende Gestalt trat herein, stieß sie an, rüttelte sie, fuhr mit seiner Hand über ihren zierlichen Körper und ein Gefühl von Ekel stieg in ihr auf.
Ganz ruhig bleiben...
Nein.... schläft noch.... nicht wach.....
Sie spürte seine lustvollen Blicke auf ihr und zwang sich stillzuhalten, jedoch wagte sie einen kurzen Blick.
Es war ein dummes Geschöpf und sie erkannte es, Ritter hatten ihr von solchen Kreaturen erzählt. Ihr Glück, denn aus diesen Erzählungen wusste sie, dass sie außer ihrer Dummheit eine weitere Schwäche besaßen: sehr schlechte Ohren!
Leise, so leise es ihr nur möglich war schlich sie hinter ihm her...Ein lauter Knall jedoch den selbst diese Kreatur nicht überhören konnte erweckte seine Aufmerksamkeit.
Gwyn fiel zu Boden und entdeckte die Ursache-ein Knochenhaufen, großen Ausmaßes, dem man noch deutlich seine einstige Gestalt ansah, die Gestalt einer Frau. Sie vermochte sich gar nicht vorzustellen, was mit ihr geschehen war.
Ohne nachzudenken streckte sie ihre kleine Hand nach ihm aus, versuchte es mit aller Kraft anzuheben um den auf sie zukommenden Orc außer Gefecht zu setzten, um ihr Leben zu retten.
Er kam näher, näher und als er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war, zog sie ihre Hand zurück und stach ihm so fest es nur ging einen dieser abgesplitterten Knochen in sein Ohr.
Ein schmerzerfüllter Schrei hallte durch die steinernen Räume und von Angst ergriffen rannte sie los. Ohne Rast, ohne jeglichen Blick zurück. Die verrücktesten Vorstellungen erschwerten ihr das Atmen, diese Geschöpfe waren zu allem fähig, wirklich zu allem, sie musste hier weg, irgendwie...
Ihr Weg endete in einer Sackgasse. Mit Tränen in den Augen fand sie jedoch ein Fenster und sie sprang. Ihr Tod schien ihr sicher, doch hielt sie ihn für erträglicher als die Qualen die sie hier erwarten würden.
Sie fiel und ein dumpfer Schlag kündigte das Ende des Falles an. Eine angenehme Nässe umspielte ihren Körper. Sie war in einem Bach gelandet, ihr Sturz wurde aufgefangen.
Erneut hatte sie Glück gehabt, erneut wurde ihr Leben verschont.
Sie schwamm und bahne sich ihren Weg ans Ufer, doch was sie dann vernahm verpasste ihr einen tiefen Stich.
Sie war nicht mehr in Jorná!
Mit letzter Kraft rannte sie weiter und ließ sich erschöpft in einem Wäldchen nieder.
Wo war sie hier nur gelandet?
Würde sie je wieder Heim finden?
Gedanken schossen durch ihren Kopf und Angst machte sich breit - Wie sollte sie allein in der Lage sein zu überleben?
Angst und Verzweiflung überwältigten sie und raubten ihr die letzte Kraft.
Bewusstlos fiel sie zu Boden, doch hatte sie überlebt....