Im Körper des Feindes

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

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Im Körper des Feindes

Beitragvon Kieros Navaran » Di, 28. Nov 2006 18:34

Nichts weiter als ein Spiel war es, der Nekromant wob einen dunklen Zauber und ich wich diesem geschickt aus. Schon oft war ich in ähnlichen Situationen und wäre ich nicht siegreich aus diesen hervorgegangen, wäre ich nicht mehr am Leben. Doch jeder dieser bitteren Kämpfe hatte seinen Preis – zahlreiche Narben und Schrammen zierten meinen gesamten Körper. Ich kannte diese Art von Menschen, die mir nach dem Leben trachteten, sie alle taten es nur aus purer Gier.

Abermals sprach der dunkle Magier einen Zauber aus, dichter grauer Nebel umhüllte mich, doch das machte mir nichts aus. Meine Augen waren ohnehin nicht die Besten, als dass ich ohne den Schleier purer Magie hätte viel sehen können. Ich verließ mich auf meine Instinkte, meine Sinne und mein Gefühl. Mit grenzenloser Siegessicherheit flog ich gen Himmel, ich verschmolz mit ihm, wurde eins. Für den Nekromanten nicht mehr sichtbar, machte ich kehrt und setzte zum direkten Angriff auf ihn an. Der Wind streifte meine Flügel, ich ließ mich von ihm tragen, glitt dahin.

Mit Erschrecken stelle ich fest, dass der Totenbeschwörer mir direkt in die Augen sah. Er sah, dass ich auf ihn zuflog, ihn angreifen wollte. Es war zu spät, um auszuweichen, ein dünner Strahl schwarzer Magie traf mich direkt in die Brust. Im ersten Moment spürte ich nichts, kein Schmerz, kein Veränderung. Kraftvoll holte ich aus und schlug mit meinen messerscharfen Krallen nach meinem Gegner. Ich traf ihn schwer und er fiel regungslos zu Boden. Plötzlich fühlte ich, wie sich mein Herz verkrampfte, als wenn eine Faust es zerdrücke.

Etwas zog an mir, jedoch nicht an meinem Körper – es war vielmehr meine Seele, die es wollte. Ich konnte nichts machen, ich war vollkommen wehrlos gegen diesen mächtigen Zauber. Ich blickte auf meinen seelenlosen Körper hinab, der im Licht der untergehenden Sonne blau schimmerte. Tiefe Dunkelheit umhüllte mich. Ich sah nicht, was um mich herum geschah, konnte nur erahnen, was sich dort abspielte.

Langsam öffnete ich die Augen, spürte feinen Sand unter mir und hörte ganz in der Nähe einen Bach plätschern. Der blaue Himmel war alles, was ich sehen konnte. Doch das reichte mir, einen Moment lange hatte ich geglaubt, ihn nie wieder in all seiner Schönheit sehen zu können. Doch schon nach einer kurzen Weile holte mich die Gegenwart ein, ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich setzte mich auf, konnte nicht glauben, was passiert sein musste. Stolpernd lief ich zum Bach, sah in das kristallklare Wasser und blickte in das Gesicht des Nekromanten!

Lange schwarze Haare fielen mir ins schmale Gesicht, blasse Haut und dunkle Kleidung bildeten einen Kontrast wie Leben und Tod. Zittern betrachtete ich meine Hände und langsam aber sicher eröffnete sich mir die Wahrheit. Ich saß fest im Körper meines Mörders, des Nekromanten. Zwar hatte ich seine ruchlose Seele in die Hölle verbannt, doch war es auch ihm gelungen, mir die Meinige zu entreißen. Meine irrgeleitet Seele hatte jedoch den rechten Weg nicht gefunden, sie suchte einen Körper, ihre Zeit war noch nicht gekommen. So hockte ich nun am Ufer des kleinen Baches. Gefangen im Körper eines winzigen Menschens, machtlos, mittellos, unfähig, auch nur zu fliegen.

Tage mussten vergangen sein, doch war es kostbare Zeit, die ich benötigte, um einen Entschluss zu fassen. Ich machte mich auf, zu reisen in ein fernes Land, in der Hoffnung dort eine Möglichkeit zu finden, meine Fluch zu brechen. Ich musste diese vergängliche Hülle loswerden, um meine alte Gestalt wieder anzunehmen – die Gestalt eines Himmelsdrachens.
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Kieros Navaran
 
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