Abschied vom OdN

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

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Abschied vom OdN

Beitragvon Inquisitorin Salia Dumon aus Cove » Mo, 30. Jan 2006 14:47

Ein einsamer Reiter bahnte sich seinen Weg durch den tiefen Wald. Die untergehende Sonne tauchte die Bäume in ihr warmes, oranges Licht. Die Schritte des Ostards machten dumpfe Geräusche auf dem moosigen Waldboden. An einer Lichtung angekommen rutschte die junge Reiterin mit den feuerroten Haaren von ihrem Tier, strich liebevoll über seinen Rücken und verknotete seine Zügel an einem starken Ast. Langsamen Schrittes ging sie auf einen großen Stein zu, setzte sich und schaute nachdenklich gen Himmel. Viele Fragen, die sie quälten schossen ihr durch den Kopf, schlaflose Nächte und eine innere Zerrissenheit plagten sie.

Ein lautes Rascheln ließ sie aufschrecken, Blätter bewegten sich und Äste knackten. Blitzschnell packte sie ihren Bogen, legte einen Pfeil an die Sehne und zielte auf die knackende Stelle. Ihr Atem ging schnell und stoßweise, sie wusste nicht, auf was sie sich gefasst machen sollte. Ein Schatten zu ihrer Linken ließ sie erneut aufschrecken, doch sie sah nichts. Vor ihren Augen tauchte eine pechschwarze Feder auf, sie flog wie eine Schneeflocke, fast schwerelos. Die junge Kämpferin schnappte nach der Feder und setzte ein leicht böses Lächeln auf.

Eine schwarze Krähe flog auf einen nahe gelegenen Ast, aus den Büschen zu ihrer Rechten erschien erst eine Schnauze, dann erkannte man den Rest: ein grauer Wolf. Die junge Frau kraulte kurz den Wolf, strich über die glänzenden schwarzen Federn der Krähe und setzte sich hin. „Ihr beide habt mir immer beigestanden. Ich bin euch so dankbar!“ sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Saliaaa“ hörte die junge Frau plötzlich. Wer rief ihren Namen? Sie konnte kaum glauben, was sie sah: eine dunkle Gestalt erschien vor ihr, kaum mehr als ein Schatten.

„V-V-Vater...?“ stammelte Salia. Da stand er: Jergal, Gott und Wächter der Toten. Seine Gestalt war fast durchsichtig, ätherisch, dennoch konnte man nicht hindurchsehen. Er trug eine Robe von tiefem Schwarz, sein Umhang war in der gleichen Farbe. Jergals Gesicht war verhüllt, man konnte nur vage erahnen, was sich darunter verbarg. „Salia, mein Kind. Sag mir, was plagt dich so sehr?“ Kaum fähig etwas zu antworten, suchte die Kriegerin nach den richtigen Worten. Es kam nicht oft vor, dass ihr Vater auftauchte und so war sie jedes Mal sprachlos, hatte so viele Fragen und doch stellte sie selten eine der selbigen.

„Ich...weiß nicht genau, ob das, was ich tue, richtig ist...“ begann sie. „Der Prophet Nerkzul versprach Friede und Gerechtigkeit für ganz Pergon, wenn wir seinem Herrn, Khas, folgen. Doch wie lässt es sich vereinbaren, dass so viele der bösesten Nekromanten und Dämonen Pergon im Namen von Khas bedrohen? Muss auch ich irgendwann gegen Pergon kämpfen? Gegen all meine Freunde und mein geliebtes Heimatland? Und wieso ist Khas der einzig wahre Gott? Müsstet ihr dann nicht auch...nur ein...Trugbild sein?“ Salia seufzte tief, schaute betrübt zu Boden, erhob aber dann dennoch ihren Blick zu Jergal. Erwartungsvoll sah sie ihn an, Verzweiflung stand in ihren Augen, ihre Ungewissheit war fast wie eine tiefe Schlucht in ihrem Herzen.

Man hörte, wie Jergal tief Luft einsog, schweigend stand er vor seiner Tochter, die ihn noch immer erwartungsvoll ansah. „Salia, in dir ruht eine große Macht, noch kannst du sie nicht in ihrer Vollkommenheit erfassen, dazu ist der Geist eines Sterblichen zu klein. Doch solltest du dir gut überlegen, in wessen Hand du deine Macht und dein Schicksal legst. Du musst deinen Weg finden und ich bin sicher, das wirst du. Deine Fragen kann ich dir nicht beantworten, du musst selbst die Antworten finden. Meine und auch deine Existenz...“ Er bewegte sich langsam auf sie zu, es schien Salia fast so, al manifestiere sich seine Gestalt. Eine Hand erschien unter der langen, dunklen Robe und berührte Salias Wange.

Eine Flut von Gefühlen stürzte über sie herein, so überwältigend, dass sie Mühe hatte, sich am Stein festzuhalten, auf dem sie saß. Es war, als öffne sich eine neue Welt für sie, gleich einem Sonnenaufgang, der unendlich viele, neue Erfahrungen und Gefühle mit sich brachte. Für einen kurzen Moment glaubte sie zu schweben, getragen von all dem Wissen, das jedoch binnen Sekundenbruchteilen wieder verebbte. Jergal zog seine Hand weg, strich mit einer Handbewegung die Kapuze seine Robe nach hinten und – Salia starrte ihn an – er lächelte. Zum ersten Mal sah sie sein Gesicht. Er hatte kantige Wangenknochen, seine Haut war ebenmäßig und sehr bleich. Seine Augen waren von einer undefinierbaren Farbe, als würde sie jede Sekunde wechseln. Seine Haare waren tiefschwarz und fielen ihm ins Gesicht.

Langsam beugte er sich zu ihr herab, schloss seine Augen und küsste sie auf die Stirn. In diesem Moment spürte Salia, dass er sie liebte, er wachte über jeden ihrer Schritte, auch wenn ihre beiden Brüder tot waren, so war sie niemals alleine. Sie müsste sich nun nicht mehr mit Fragen beschäftigen, die ihre Existenz und ihre Freundschaften anzweifelten, sich selbst verleugnen. All das fiel von ihr ab, als würde sie eine tonnenschwere Bürde ablegen. Sie fühlte eine innere Wärme, die Kluft in ihrem Herzen schien geschlossen. „Ich bin der Gott der Toten“, flüsterte Jergal, „und du meine Tochter. Doch das bedeutet nicht, dass du „böse“ sein musst, dass du dich zum Dunklen wenden musst. Der Tod ist nichts Schlechtes, es ist eher eine Erlösung, ein Beginn des Neuen. Es ist deine Entscheidung. Ich werde immer über deine Seele wachen, egal, was du tust. Nur versprich mir eines: Handle so, dass du glücklich bist!“

Mit diesen Worten löste sich Jergal auf, in eine schwarze Wolke, die Salia umflog und sich im Wind verlor. Der warme Schein der Sonne war mittlerweile dem dunkelblauen Nachthimmel gewichen. Auf dem klaren Sternenhimmel zeichneten sich Trammel und Felucca ab. Der Wind wehte stärker und Salia zog ihren Umhang enger, als sie bemerkte, dass sie immer noch den „Umhang des Schattens“ trug. Sorgsam faltete sie ihn zusammen, steckte ihn in einen Beutel und ging wieder in Richtung ihres Ostards. Sie stieg auf und trieb ihn mit den Fersen an, blickte hinter sich und entdeckte die Krähe und den Wolf an. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen und sie schmiegte ihre Wange an die Krähe, die auf ihre Schulter geflogen war. Der Wolf trabte neben Salias Ostard her und gemächlich machten sich die 3 Geschwister auf den Weg in die Stadt.

Es gibt keinen Gott, der Frieden und Gerechtigkeit bringen kann, einzig und allein die Menschen sind dazu fähig, durch ihre Taten und ihren Willen. Niemals wird Salia wieder etwas über ihre Freunde stellen, denn letztlich sind sie es, die sie vor dem Abgrund retten. Götter sind überirdisch, sie existieren, doch nur mit ihrer Seele, ihr Körper ist nur ein Trugbild, sie können jede Form annehmen. Der Sinn eines jeden Lebens ist es, seinen Platz, seinen Weg zu finden. Diese Aufgabe kann einem niemand abnehmen und sie beschäftigt einen das ganze Leben. Salia Herz ist gut, sie gehört nicht an einen dunklen Ort, an dem man den Gott der Zerstörung anbetet. Und auch zu wissen, wo man nicht hingehört, ist viel wert.

So ritt sie dahin, die Schützin, begleitet von ihren Brüdern und dem stets wachen Blick Jergals. Klarheit und Erkenntnis lag auf dem Gesicht der Salia, die nunmehr nur noch bekannt war als Salia Dumon.


(P.S.: sorry, länger geworden, als ich vor hatte :wink: )
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Inquisitorin Salia Dumon aus Cove
 
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