~ Leonie - Leo ~

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

Moderator: Vandroy

~ Leonie - Leo ~

Beitragvon Leo » Do, 31. Jul 2008 00:14


~ Leonie - Leo ~

Als Leibeigene geboren
und als Sklavin verkauft…

So habt Ihr mir mein Leben geraubt,
meine Kindheit zerstört
und meinen Körper geschändet!!

Ich habe geatmet;
und doch hatte ich das Gefühl zu ersticken.
Ich sah die Sonne;
und doch spürte ich ihre Wärme nicht mehr.

Doch die Zeit der Unterdrückung schwindet
und niemals wieder soll es jemand wagen meinen Körper als sein Eigentum anzusehen!
Denn niemals wieder werde ich mein Haupt vor Euch senken!




Längst hatte die Dunkelheit die Landen Pergon*s erfasst und mit ihr war ein tosender Sturm aufgezogen. Die Welt schien zu schlafen und mit ihr all seine Bewohner.

Doch dieser Eindruck täuschte, denn nicht überall ruhten die Wesen des Tages und der Nacht. Inmitten des prasselnden Regens standen eine junge Frau und eine schneeweiße Stute vor der Küste Jheloms. Als möchten die Götter die beiden Neuankömmlinge willkommen heißen, durchbrach für einen Moment der Schein des Vollmondes die dicken Regenwolken und ermöglichte so einen kurzen Blick auf die beiden.
Die Frau schien ein Urbild von Anmut und Schönheit zu sein. Ihr feuerrotes Haar fiel in üppigen Locken auf Hals und Brust herab. Sie hatte schwarze Augen und schwarze Wimpern. Die Gesichtsfarbe war frisch und zart, die Nase edel geformt, die vollen Lippen blutrot. Die hoch geschwungene Augenbrauen sowie das markante Muttermal auf der rechten Wange hauchten diesem ohnehin makellosem Gesicht eine besondere Ausstrahlung ein.
Das eng anliegende, weiße Seidenkleid betonte den schlanken Körper und zeigte deutlich, dass sie Kurven sowie Rundungen an den richtigen Stellen besaß.

Die Stute schien Stolz, Kraft sowie Schönheit zu verkörpern. Der muskulöse aber trotzdem zierliche Hals war von wallender, schwarzer Mähne bedeckt. Im direkten Kontrast zu dieser rabenschwarzen Mähne standen das schneeweiße Fell und die großen eisblauen Augen, welche Weisheit und Siegesmut widerspiegelten. Zweifelsohne war ihr Körperbau auf Schnelligkeit und Größe ausgelegt. Anmutig tänzelte sie und warf herausfordernd den Kopf in die Luft. Dabei blies der Wind spielerisch durch die nasse Mähne, auf welcher zahlreiche kleine Regentropfen schimmerten.

Wie nun beide so im strömenden Regen standen wirkten sie so fehl am Platze.
Der prasselnde Regen hatte das Seidenkleid bereits gänzlich aufgeweicht und nun zerrte der kalte, scharfe Nordwind bedingungslos an dem geschwächten Körper der jungen Frau.
Jedoch blickte diese nur mit leerem Blick auf die tosenden Wellen. Ihre Fingernägel krallten sich schmerzhaft in die geballte Faust– und doch schien es so, als würde sie von alle dem nichts mitbekommen.
Gar schien es so, als würde das Brüllen der Meereswogen die Ohren Leonie*s nicht einmal erreichen und so als ob sie das tosende Unwetter nicht einmal bemerken würde.

„Freiheit?? Welch seltsames Wort.." Nachdenklich schob Leonie ihre Unterlippe nach vorne und legte den Kopf leicht schief.
Wie lange sie hier bereits stand und über dieses Wort sowie seine Bedeutung nachdachte, konnte sie nicht einmal sagen.. Aber was spielte das schon für eine Rolle?
Hatte sie neunzehn Jahre ihres Lebens in Gefangenschaft oder als Sklavin verbracht. 19 Jahre die ihr für immer geraubt worden waren. Jahre in welchen sie sich so sehnlich gewünscht hatte vom Tod von dieser Qual erlöst zu werden.

Ihre Unterlippe zitterte leicht und sie blickte fassungslos zum sternenklaren Himmel.
"Vom eigenen Vater beim Karten spielen verwettet.
Warum hast du mir das angetan? Waruuum?
Konntest du mich nicht wenigstens ein bisschen lieben?
Wieso konntest du mich kein einziges Mal in den Arm nehmen, mich liebevoll anlächeln oder mit der Hand über mein Haar streichen?
Oh nein… Du musstest deine zwölfjährige Tochter im Suff verwetten!

Oh Vater, ich verfluche dich.."

Leise drangen diese Worte des Schmerzes über Leonie*s Lippen und wurden sogleich vom Grollen des Meeres verschluckt.

„Wusstest du, dass Schönheit ein Fluch ist, Vater?
Wusstest du das??
Über Unwegen hatte man mich in ein fernes Königreich verschleppt und dort an einen perversen, alten König verkauft!!
Deine kleine Tochter.. !!“


Langsam löste sie die krampfhaft zusammengeballten Hände und strich mit den dünnen Fingern über das linke Schulterblatt.
Als sie das Brandmal auf ihrer Haut spürte blitzten ihre Augen hasserfüllt auf.
Das Brandmal der Sklavinnen Reko*s.
Doch nicht diese äußeren Narben waren es,
die sie so verletzten,
sondern der Schmerz in der Seele.
Jener Schmerz und jene Wunden, die niemals verheilen werden.


Traurig biss sie sich auf die Unterlippe und ein leises Schluchzen drang über die wohlgeformten Lippen.
Nie würde sie vergessen, wie man ihr damals kurz nach ihrer Ankunft, als Zeichen ihrer permanenten Unterordnung, das Wappen Reko*s auf das linke Schulterblatt gebrannt hatte.
Ein Zeichen dafür, dass sie für alle Zeit zu den unzähligen Sklavinnen Reko*s gehörte und ihr weiteres Leben im königlichen Palast fristen sollte.
Ein Zeichen dafür, dass ihr Schicksal für immer besiegelt sein sollte.


Sieben Jahre sollte es dauern, bis Leonie die Flucht gelang und während dieser sieben Jahre hatte man sie seelisch zerstört. Jeglicher Lebensfunken war aus den großen, dunklen Augen gewichen und teilnahmslos nahm sie die Dinge um sich wahr. In diesen sieben Jahren hatte man ihr die Unschuld geraubt und ihren Körper geschändet. Jener Körper, der einst ihr gehörte, existierte nicht mehr und nun hasste und verabscheute sie ihn. Lebenslänglich dazu verdammt mit dieser Pein zu leben, wandelte sie wie ein Geist durch die pompösen Hallen des Palastes.
Leonie atmete und doch hatte sie das Gefühl zu ersticken. Sie sah die Sonne und doch spürte sie die Wärme nicht mehr. Sie kostete von den verschiedensten Früchten und doch konnte sie deren süßen Geschmack nicht wahrnehmen. Kaum verging ein Tag, an dem sie sich nicht wünschte, vom Tod von dieser Qual erlöst zu werden.


Wer hätte gedacht, das Reko selbst, ihr den Weg zur Flucht ebnen würde?
Reko war ein Sammler seltener und schöner Dinge.
In dieser Habgier und Sucht brachte er eines Tages eine wilde, junge Stute von seinen Reisen mit nach Hause. Eine Stute von der man sagte, es wäre eines jener seltenen Feuerpferde.
Ihr aufgebrachtes Wiehern erhallte im ganzen Palast und so schritt Leonie zu einem der großen Fenster. Verzweifelt versuchten vier Männer die wunderschöne schneeweiße Stute in die abgezäunte Koppel zu zerren. Diese jedoch bäumte sich auf, schlug aus und biss nach ihren Angreifern. Die Stricke um ihren kraftvollen Hals zogen sich noch enger zusammen und erbarmungslos zogen die Männer noch stärker daran.

Weitere Männer eilten herbei und gemeinsam erreichten sie schließlich ihr Ziel. Fluchend wandten sie sich von der Koppel ab.
Nachdenklich drehte Leonie ihren Kopf leicht schräg und betrachtete vom Fenster aus die wilde Stute. Herausfordernd warf diese ihren Hals zurück und schnaubte wütend den Männern hinterher.
Ihr Fell glänzte im Schein der untergehenden Sonne. Den edlen, leicht geschwungenen Kopf trug sie Stolz

In ihren Augen erkannte Leonie etwas, das sie schon lange verloren hatte. In den Augen dieser Stute spiegelte sich ein Funkeln, welches zeigte, dass ihr Wille ungebrochen sowie frei war.
Zugleich spürte Leonie eine tiefe Verbundenheit.

Die Tage vergingen ohne dass es jemand schaffte, den Willen des Pferdes zu brechen. Jedoch hatte man ihr nach einer Anweisung Reko*s Futter sowie denTrink-Trog weggenommen und so schwanden ihre Kräfte. Ebenso zierte nun ein Brandzeichen Reko*s die linke Hinterhand des Pferdes.

Das erste Mal seit Jahren spürte Leonie wieder etwas in ihrem Herzen. Wut keimte in ihr auf. Wut darüber, dass es dieser widerwärtige König wagte auch noch dieses unschuldige Leben zu zerstören.

So schlich sie sich eines Nachts zu der Koppel und näherte sich ehrfürchtig diesem sagenumwobenem Feuerpferd. Mit jedem Schritt den sie auf dieses Lebewesen zuging spürte sie diese seltsame Verbundenheit deutlicher. Als sie sich nun zum ersten Mal in die Augen sahen veränderte sich etwas. Sie spürten einander, ohne sich zu berühren und verstanden einander ohne den Mund zu öffnen. Konnten Tiere sprechen? Leonie zweifelte keinen Moment mehr daran.
„Ich werde nicht zu lassen, dass sie deinen Stolz brechen, deine Kraft zähmen und deine Schönheit besitzen. Niemals..“ Flüsterte Leonie leise und streckte die Hand vorsichtig aus.
„Ich weiß“ hörte Leonie eine sanfte Stimme tief in ihrem Herzen „ Ich weiß..“
Anmutig trabte die Stute auf Leonie zu und schmiegte den Kopf an ihre Hand.
Beider Schicksal schien auf seltsame Art miteinander verbunden zu sein.

Waren es das erlebte Leid, die Trauer und die Schmerzen, welche beide Leben so verband? Nein, irgendetwas anderes war da noch.. . Seit langer Zeit spürte Leonie wieder eine Vertrautheit und strich sanft über den Kopf des Pferdes.

Ein leises Rascheln zerstörte den innigen Augenblick und lies Leonie zusammenzucken.
Schnell rannte sie auf das Tor zu und öffnete es.
„Flieh, flieh solange du noch kannst… Noch sind die meisten Wachen von den Feierlichkeiten des Abends betrunken.. flieh..“

Ehe Leonie sich versah, galoppierte die Stute auf das Tor zu, blieb vor ihr stehen und deutete ihr an aufzusteigen. Sanft stupste sie Leonie mit den Nüstern an und drängte sie zur Eile.
„Steig auf kleine Schwester.. Viel zu lange schon bist du eine Gefangene dieses Tyrannen und dein Lebenswillen ist fast erloschen.. Ich und du, wir beide spüren das Selbe. Dein Leben für das meine und mein Leben für das deine.“
Vorsichtig schwang sich Leonie auf ihren Rücken und küsste sie sanft am Hals.


Aufmerksam ließ Leonie nun ihren Blick über die Küste Jheloms gleiten. Mit Müh und Not war ihnen also so vor zwei Tagen die Flucht gelungen.
Etwas ungläubig starrten sie beide vor sich hin und konnten es kaum glauben.
Es war nicht gerade leicht ein Schiff zu finden, welches auch ein Pferd mit an Bord nehmen wollte. Doch schließlich hatten sie mit etwas Mogelei gerade noch dieses eine Schmuggler-Schiff nach Jhelom erwischt.
Sanft kraulte Leonie die Stute hinter den Ohren.
„Als Leonie habe ich dieses Schiff betreten und als Leo habe ich es verlassen..“


An Bord dieses Schiffes hatte Leonie so einiges gefunden, was sie brauchen konnte. Der alte, betrunkene Seemann würde es wohl nicht einmal vermissen.
Langsam griff Leonie zu einem großen Beutel zu ihren Füßen und schüttete diesen auf dem Boden aus.
Klirrend fiel der Inhalt zu Boden und argwöhnisch bestaunte die Stute die Gegenstände.
Zunächst griff Leonie nach der rostigen Schere und schnitt sich die langen, üppigen Locken ab. Im Spiegelbild des Meeres betrachtete sie sich und drehte sich fragend zur Stute um.
„Kleine Schwester, es sieht ungewohnt aus, doch könntest du schon fast als bildhübscher Jüngling durchgehen.“ Neckend zupfte das Pferd an dem Seidenkleid.

„Nie wieder soll es jemand wagen, meinen Körper zu begehen und nie wieder soll es jemand wagen, mich für schwach und hilflos zu halten. Ich hasse Männer und umso mehr hasse ich es, so zu tun, als wäre ich einer von ihnen. Doch ebenso hasse ich diesen Körper. Diesen Körper, den sie geschändet haben und der nicht mehr mir gehört. Ich habe so furchtbare Angst, dass man uns entdeckt..
Zögerlich zeigte sie auf das Brandzeichen der Stute und auf ihr Brandmal auf der linken Schulter.

Sie wollte weinen, doch schon lange hatte sie keine Tränen mehr übrig. So viele Nächte hatte sie weinend und zusammengekauert in einer Ecke verbracht, sodass alle Tränen versiegt waren.
„Trauere nicht, nun zieh deine schicke Männer-Rüstung an und nimm deinen seltsamen Kampfstab und lass uns unsere ersten Gehversuche als Ritter und tapferes Schlachtross machen.“ Verspielt tänzelte die Stute über den Strand und ahmte ein prunkes Schlachtross nach.
„Du bist kein Schlachtross und als solches sollst du auch nie enden.. Du bist meine kleine Kira.“ Liebevoll hatte sie die Stute auf diesen Namen getauft.
Etwas unbeholfen zog Leonie die Rüstung an und seufzte unter dem schweren Gewicht stöhnend auf.
„Äääähm?“ Schwerfällig streckte sie die Arme aus und deutete auf die Rüstung. Sichtlich hatte sie damit zu kämpfen das Gleichgewicht zu halten und ruderte jetzt leicht mit den Armen.
„Sieht doch super aus Leooo… Nur müsstest du es jetzt nur noch schaffen auch ein paar Schritte zu gehen, deinen Kampfstab zu halten und dich wie ein Junge benehmen… Große Schritte und tiefe Stimme.“ Sichtlich belustigt betrachtete die Stute ihre Kameradin und wieherte leise.

Leicht schwankend näherten sich die beiden nun der Hafenstadt Jheloms als Leo und Kira.
Als Junge und als Schlachtross.
Leo
 
Beiträge: 8
Registriert: Mo, 04. Feb 2008 17:36

Zurück zu Geschichten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste

cron