Das Feuer flackerte stark im kaltem Wind der Nacht. Bildete verschiedene Formen, die sich in Neryos Geist wieder spiegelten und gemeinsam mit seinen Erinnerungen durch die Dunkelheit, welche Neryos seine Seele nannte, trieben.
Er atmete tief ein, fühlte den kalten, feuchten Boden auf welchem er saß, hörte den Wind, der zwischen den Bäumen flüsterte und von Raissa erzählte. Raissa welche nicht mehr seine Schwester war, sondern nun dem Drachen und Ihrem Gefährten gehörte. Aber vor allem gehörte Raissa nun sich selbst.
Neryos hob den Kopf und blickte hinauf in den finsteren Himmel. Er beschwor die Bilder seiner letzten Jagd herauf um die heiße Erregung nochmals zu fühlen, die ihn jedes Mal überkam, wenn er das frische Blut seiner Beute trank. In Erinnerung grinste Neryos und seine schwarzen Augen funkelten gierig. Blut, reines, schnell fließendes Blut. Zwar nur Tierblut, aber Blut. Er schüttelte seinen Kopf, so dass das lange schwarze Haar, welches vom Blut seiner Beute verklebt war, schwer durch die Luft flog.
Immer wieder kehrten seine Erinnerungen zu Raissa zurück. Wie kalt und abweisend Sie ihn angesehen hatte als er in die Taverne getreten war. Ein heißeres Lachen entrang sich der Kehle von Neryos. Sie hatte tatsächlich geglaubt er würde Sie zurück bringen. Aber warum auch nicht? Er hatte er kein einziges Zeichen gegeben etwas anderes zu denken. Was würde Sie sagen, wenn Sie erfuhr, dass er verstoßen war. Das Wüstenvolk hatte ihn zum Tode verurteilt und er war geflohen vor seiner Strafe wie ein feiges Tier.
In Erinnerungen glitt er zurück an jenem Tag, als Raissa geflohen war. Er hatte gejagt und seinen Bluthunger an einem Menschenkind gestillt. Raissa hatte ihn dafür gehasst und ein Tier genannt. Ihre Worte klangen in seinem Geist nach: „Du trinkst das Blut anderer Lebewesen weil du selber nicht lebst. Du versteckst dich hinter deiner Grausamkeit und deiner Kälte und lässt keine Gefühle zu. Deine Seele ist schwarz geworden und dein Herz vertrocknet. Hör auf und beginn endlich selber zu leben anstatt das Leben von anderen zunehmen.“
Nun, er hatte sich Ihre Worte zuherzen genommen und war hierher gekommen, in diese fremden Welt in der er sich mehr wie ein Tier fühlte als jemals zuvor.
Als er Raissa mit Ihrem Gefährten gesehen hatte, war der Dämon in ihm wieder erwacht. Eifersucht und Neid begannen ihn zu zerfressen. Verzweifelt wünschte er sich Raissa näher sein zu können. Und gleichzeitig wünschte er, er könnte endlich zu leben beginnen, wie Sie es tat. Mit einer eigenen Gefährtin diese Welt erkunden und den Dämon in ihm endlich ruhen lassen. Anders als Raissa konnte er den Dämon nicht töten, dazu war es schon zu spät. Aber vielleicht konnte er ihm Herr werden?
Seine Gedanken glitten nun zu einer weiteren Gestalt, welche er in dieser Welt angetroffen hatten. Funkelnde Augen, eine schnelle Zunge und ein manchmal sehr giftiger Humor. Ein neues Gefühl beschlich ihn, wenn er an die Halbdrow dachte und schnell verdrängte er dieses. In Ihrer Nähe beschlichen Neryos Gefühle welche er lieber nicht näher erkunden wollte. Daher war er auch aus der Taverne geflohen. Einerseits um Ihr zu entkommen und andererseits um seinen Hunger zu stillen. Er fragte sich nicht das erste Mal, ob das Blut der Halbdrow genau so schnell floss wie Ihre Zunge war.
Er schüttelte den Kopf wieder und lachte über sich selbst. Um sich nicht näher mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigen zu müssen war er weg gegangen und war wieder das geworden was Raissa zu ihm gesagt hatte: ein Tier.
Schnell richtete er sich auf und begab sich zu einer Wasserstelle an der er sich den Schmutz und das Blut abwaschen konnte. Er musste mit Raissa sprechen und er wollte die Nikita wieder sehen