Wind und Meer

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

Moderator: Vandroy

Wind und Meer

Beitragvon Gyian » Fr, 29. Jun 2007 19:05

Eine zierliche kleine Gestalt, mit langen roten Haaren in einem weißen Kleid mit schwarzem Mantel saß am Rande der Felder von Yew. Hier hatte sie ein neues Zuhause gefunden, einen Platz, einen Ort den sie nie wieder verlassen wollte.

„Zuhause“ flüsterte Gyian leisen. Zuhause war für sie der Ort geworden wo Eddy war. Ihr Herz machte vor Freude einen Sprung als sie an ihn dachte. Ihre Seele, ihr Geist flogen dem Nekromanten zu. Nie hatte sich Gyian so wohl, so geliebt und geborgen gefühlt wie bei ihm.

Die Finger strichen immer wieder zart über den Blütenkopf einer Blume die Gyian gefunden hatte. Sie verlor sich in der hellroten Farbe der zarten Blütenblätter, tief sog sie den süßen Duft ein und ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. In ihren Augen schwammen Tränen, Tränen des Glücks. Dieses Leben hier, diese Wesen hier... all das, all die Freude die sie empfinden durfte, die Liebe und das Gefühl geliebt zu werden, beinahe zu viel für die junge Frau.

Namen tanzten durch ihren Geist. Bronn, der zu ihrem besten Freund und engsten Vertrauten geworden war. Raviyah und Aeras, die beiden wunderschönen Magierinnen, die Gyian so sehr mit ihren magischen Fähigkeiten und ihre Liebenswürdigkeit beeindruckt hatten.
Xaxis der ihr eine Familie gegeben hatte, den Clan. Ihre kleine Schwester Gabriela und die beste Freundin die mach sich wünschen konnte Caedes.

Langsam erhob Gyian sich, der Wind zerrte an ihren Kleidern und lies den Mantel flattern. Etwas wehmütig dachte sie an Samaro, sah seine blauen Augen vor sich. Doch sie hatte ihre Entscheidung ihrem Herzen zu folgen nie bereut.
Kleine Schritte brachten sie an das Wasser heran. Das Meer rauschte wundervoll in ihren Ohren, summten eine ihr bekannte Melodie und Gyian begann leise mit zusummen.
In der einen Hand lag noch immer der Blütenkopf, die andere lag schützend darüber. Ihr Weg führte sie auf die Brücke und Gyian lehnte sich weit über das schützende Geländer. In ihren grünen Augen spiegelte sich das blaue, schäumende Wasser des Meeres wieder. Gesichter, Erinnerungen zuckten kurz vor ihrem inneren Auge auf. Sie stellte sich wieder gerade hin und blickte auf ihre Hände hinab, die fest die Blüte umklammerten. Sie hob die Blüte an ihre Lippen und flüsterte leise:

„Ich gebe meine Schuldgefühle auf und lasse meine Vergangenheit hinter mir. Ich will nicht mehr daran denken was Einst war, die Gefühle der Traurigkeit sollen mich verlassen. Dieser Tag ist meine Wiedergeburt, denn ich gebe mein altes Leben auf.“

Dann hauchte sie einen sanften Kuss auf die zartroten Blütenblätter und warf den Blütenkopf ins Meer, wo er von den Wogen auch sofort hinfort getragen wurde. Mit der Blüte versanken auch die Erinnerungen im tiefblauen Wasser. Gyians grüne Augen leuchteten auf, sie seufzte erleichtert und befreit. Öffnete die beiden schweren Zöpfe und lies ihr Haar wild im Wind flattern. Den Kopf dem Himmel entgegen gehoben, kletterte sie auf das Geländer und blickte über das Wasser. Die Gischt befeuchtete ihr Haar und Gesicht als Gyian leise zu singen begann.

„Auf meinem Weg nachhause
ich erinnere mich genau,
es vielen die bunten Blätter,
vertrieben alles Grau.

Auf meinem Weg nachhause,
ich seh’ noch immer dein Gesicht,
fühle deine Wärme,
kann vergessen dich niemals nicht.

Auf meinem Weg nachhause
nahm der Wind mir allen Schmerz,
trieb ihn hinab ins Meer,
befreite mein gefesseltes Herz.

Auf meinem Weg nachhause
denke ich an all die guten Sachen,
und ganz besonders an dich,
die mein Leben lebenswert machen.“

Ihre Stimme erhob sich, klang hell und voller Klarheit, wurde vom Wind übers Wasser getragen. Gyian hatte die Augen geschlossen und gab sich nach langen drei Jahren wieder dem Gefühl und der Freude am Singen hin. All ihre Liebe für Eddy floss in diese Worte, all ihre Energie. Am Ende klang ihre Stimme ab zu seinem sanften, liebkosenden Flüstern und verlor sich leise im Wind.

„Auf meinem Weg nachhause
denke ich nur an dich,
daran wie sehr ich dich liebe,
du bist das Wichtigste für mich.“
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Re: Wind und Meer

Beitragvon Gyian » Do, 01. Nov 2007 18:57

Geheimnisse und Gedanken


Gyian lächelte als sie erneut die schwarz-weiße Kleidung des Clans anlegte. Sie strich beinahe liebevoll über den glatten Stoff, ihre grünen Augen funkelten glücklich. Obwohl sie fürchtete, dass erneut der Zwist zwischen Eddy und Xaxis aufflammen würde, hoffte sie, dem Clan eine Hilfe sein zu können.

Die Entscheidung wieder öffentlich, durch ihren erneuten Eintritt, ihren Glauben an die Drei Wölfe wie ein Schild vor sich herzutragen, war der jungen Frau nicht leicht gefallen. Doch dieses Mal würde sie ihr Vertrauen nicht so leicht erschüttern lassen, dieses Mal würde sie nicht davon laufen, weil sie die Streitigkeiten zwischen Eddy und Xaxis nicht ertrug.

Sie trat, nun in den Farben des Clans gekleidet, vor die Türe von Eddy´s Haus blinzelte in die Wintersonne. Die Luft roch frisch und sauber, nach Schnee und Kälte. Es war als würde der Winter die Welt reinigen damit sie anschließend im Frühling in erneutem Glanz erstrahlen konnte. Bald war es so weit und Gyian würde ihren Geburtstag feiern. Schmunzelnd verlies sie Eddy´s Haus über die Stiege, der Schnee knirschte unter ihren Schritten leise und ein eisiger Wind fuhr durch ihr Haar. Spielerisch haschte sie nach ein paar vereinzelten Schneeflocken und ihr fröhliches, helles Lachen klang durch die winterliche Stille.

Ihre Gedanken kehrten zurück an ihre ersten Tage auf Jhelom. Die kleine Insel war für lange Zeit ihr zuhause gewesen und irgendwie vermisste sie das Eiland. Vielleicht sollte sie dort wieder einmal zurück gehen und Gabriela einen Besuch abstatten.

Zu lange schon hatte sie ihre kleine Schwester nicht mehr gesehen und nicht nur sie. Gesichter und Namen zogen vor ihrem geistigen Auge vorbei und das fröhliche Lachen verstummte, als ein ganz besonders Gesicht erschien. Caedes....der Tod gehörte zum Leben, aber Gyian hatte noch immer nicht ganz akzeptiert, dass sie der Werwölfin nie wieder ins Gesicht würde blicken können. Nie mehr würde Caedes mit ihr gemeinsam um die Wette reiten oder ihr kleine Geheimnisse zu flüstern.

Es war Gyian als würde die Welt plötzlich an Farbe verlieren, wo eben noch glitzern weißer Schnee gewesen war, schien nun alles kalt und leer. Die Sonne war nicht mehr erhellenden, sondern nur noch ein schwacher Abglanz ihrer Schwester im Sommer. Der Tod hatte viele Gestalten, manchmal kam er in Gefühlen und tötete eine Seele, ohne dass der Körper Schaden erlitt. Dann wiederum war er wie ein Sturm und riss Freunde, Familie und Gefährten einfach in die tiefen des Meeres. Oder ein leiser schleichender Schatten, der sich wie eine Krankheit für immer in die Seele schlich um Einen langsam, voller Schmerzen und Pein, aber ebenso lautlos zu töten.

Xaxis litt bestimmt noch mehr unter Caedes Tod als sie selber, hatte er sie doch geliebt. Gyian wollte nicht daran denken, wie es wohl wäre, würde Eddy von der Ewigkeit geholt werden. Sie schüttelte den Kopf, wollte den Gedanken vertreiben, doch er hatte sich bereits hartnäckig in ihren Kopf geschlichen.

Die Kälte war nicht mehr erfrischend, sondern lies sie nun auch innerlich erstarren. Sie drehte sich um und ging wieder zurück zum Haus. Aber sie wusste genau, sie würde nur ruhelos auf und abgehen, sich immer wieder Gedanken machen. In letzter Zeit hatte sie immer wieder versucht ihre Erinnerungen an ihr Leben vor Pergon herauf zu beschwören, aber es gelang ihr nicht einmal mehr sich an die Gesichter ihrer Eltern zu erinnern. Würde Eddy sterben... was würde dann mit ihr passieren? Würde sie weiterleben und ihn irgendwann vergessen so wie ihre Eltern und die Priester, in deren Gegenwart sie ihre ganze Kindheit verbracht hatte?

Im Haus angekommen lief sie rasch zu ihrer Tasche, zog vorsichtig ein grünes Tuch hervor und wickelte das Buch aus, dass sie darin eingeschlagen hatte. Sie setzte sich auf den Boden, im Haus war es angenehm warm und sie nahm den schwarzen Mantel von ihren Schultern. Das Buch war abgegriffen, aber es fühlte sich so warm und vertraut an. Sie schlug die ersten Seiten auf und blickte auf die eigenartigen Schriftzeichen. Zärtlich fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Seiten, alles Wissen das Gyian aus ihrer Heimatwelt mitgebracht hatte war in diesem Buch aufgezeichnet. Wissen, dass Gyian nie erlernt hatte, aber irgendwo in ihrem Unterbewusstsein vorhanden war und an manchen Tagen in ihre Gedanken trat. Für gewöhnlich konnte sie die Schrift nicht einmal selber lesen, geschweige denn erahnen was sie selber hier niedergeschrieben hatte. Unter den Schriftzeichen befanden sich Noten, Noten für die Lieder die Gyian einst selber gesungen hatte ohne zu verstehen war sie darstellten oder bewirkten.

Der Sturm ihrer Vergangenheit tauchte kurz in ihrer Erinnerung auf, wirbelte das Jetzt, die Zukunft und die Vergangenheit durcheinander, vermischte alles in einem großen Wirbel und tauschte die einen Gesichter gegen andere aus. Tote Augen und lebende Wärme. Und dann das geliebte Antlitz von Eddy, das jedoch in dem grauen Wirbel verschwand. Erschrocken holte Gyian tief Luft und versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Nein, sie würde Eddy nicht verlieren... niemals.

Sie packte das Buch, schlug es zu und verpackte es wieder in dem grünen Tuch. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck versteckte sie es wieder ganz unten in ihrer Tasche. Nein, ihre eigenen Ängste würden sie diesesmal nicht dazu bringen panisch zu werden und sie würde sich auch nicht von ihrer Verzweiflung, wegen dem Wissen ihrer Machtlosigkeit, auffressen lassen. Sie wollte sich jetzt auf etwas ganz anderes konzentrieren. Auf das Hier und Jetzt und die Nahe Zukunft, auf ihren Geburtstag.

Sie würde gerne mit dem Clan gemeinsam feiern, ob Eddy ihr erlauben würde eine kleine Feier in seinem Haus zu veranstalten? Und die ganzen Sachen die sie dann brauchen würde. Das einfachste war wohl Eddy erst einmal zu fragen und dann konnte sie sich über die Vorbereitungen für so eine Feier Gedanken machen. Sie setzte für sich selber ein munteres Lächeln auf und fühlte die Traurigkeit darüber, dass sie sich selber belog. Die Schatten in ihren Augen blieben und Gyian wusste nicht, ob sie wieder verschwinden würden.
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