Feona Francés

Manche Spieler haben eine interessante Herkunft und haben diese in einer eigenen Geschichte festgehalten

Moderator: Vandroy

Feona Francés

Beitragvon Feona Frances » Do, 25. Okt 2007 21:46

Zwillinge…

Glück und Pech. Liebe und Hass. Leben und Tod. Wie Zwillinge kommen sie daher, das eine im stetigen Konkurrenzkampf mit dem anderen, ein Paar, das so verschieden und doch zusammengehört, bis eines überwiegt….

Vorsichtig tätschelte die rundliche Hebamme die Hand der jungen Frau, die mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem provisorisch aufgebauten Bett kauerte, die Beine gespreizt, schwer atmend.
Neun Monate hatte sie nun diese Last mit sich getragen, hatte außer ihrem eigenen Körper noch einen weiteren ernährt und nun war der Tag gekommen, dieses kleine Geschöpf dass in ihr wuchs in den Armen zu halten.
Mit gemeinsamen Kräften brachten die junge Frau und die Hebamme ein Kind auf die Welt, ein Mädchen. Die strahlende Sonne empfing sie in ihrem Leben, sandte ihr einen warmen Willkommensgruss.
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Frau. Im nächsten Moment jedoch ward dies verbannt von einem stechenden Schmerz, krampfartig versteiften sich ihre Glieder, der Schweiß trat ihr ins Gesicht und ein erstickter Aufschrei ließ die Hebamme zu ihr eilen.
Verwirrt versorgte sie die unter Schmerzen leidende Frau, wollte ihr die Qualen nehmen, ohne jedoch zu ahnen, was dort vor sich ging.
Stunden über Stunden vergingen, die Nacht vertrieb den Tag, Dunkelheit erfüllte das sperrlich beleuchtete Zimmer und im schwachen Licht der Kerze erkannte man das erschöpfte Gesicht einer Frau, jegliche Farbe war aus den Lippen gewichen, starke Augenränder legten sich in ihre zarten Züge.
Ein letzter Schmerz, der unbemerkt unterging, zu schwach war der kleine Körper, die Lebensenergie verbraucht, dann war ein Schreien zu hören.
Ein zweiter Säugling erblickte die Welt in der tiefe der Nacht.
Vorsichtig legte die rundliche Hebamme es neben das andere.
Sie betrachtete die Mädchen mit bedauernder Miene.
Eines glich dem anderen, als blickte man in einen Spiegel, zwei verwandte Körper, verwandte Seelen, Zwillinge.
Die junge Mutter hatte bei der Geburt des zweiten Kindes ihr Leben lassen müssen, als würde ihre ganze Kraft entzogen fiel sie immer mehr in sich zusammen, und so war es das Schicksal der beiden Mädchen sich selbst eine Familie zu sein…
Die ersten Lebensjahre verbrachten beide Zusammen in einem Waisenhaus im Süden Spaniens. Beiden wurde die gleiche Aufmerksamkeit zugeteilt, beide erhielten die gleiche Erziehung, und doch so entwickelten sich zwei völlig unterschiedlichen Charaktere.
Feona, oder Fe, wie man sie nannte, die zuerst das Licht der Welt erblickte, war ein Sonnenschein. Sie liebte die Sonne, die Wärme und vor allem Rosen hatten es ihr angetan. Schon im jungen Alter von 4 Jahren verstand sie deren Bedeutung, Harmonie, Hoffnung, Liebe und Freundschaft. Ihr Verhalten war genau nach diesem Bild gerichtet, Mitfühlend und Hilfsbereit hatte sie viele Freunde.
Anders hingegen ihre Schwester. Odiona, die erst in der Nacht, nach vielen Stunden der Qual geboren wurde, was ihrer Mutter das Leben kostete. Sie war ein durchaus stilles Kind, vermied die Gegenwart der anderen. Nur ihre Schwester schien sie zu verstehen, nur sie wusste mit ihrer Art, ihren Launen umzugehen. Ihre einzige Freundin war somit Feona, die gleichsam ihre gesamte Familie bildete.
Schon früh bemerkten sie, dass eine besondere Verbindung zwischen ihnen herrschte. So spürte Feona die Gefühlsschwankungen ihrer Schwester nur zu genau und auch Odiona bemerkte, wenn Angst ihre Schwester erfüllte.
Hinzu kam, dass beide etwa zur gleichen zeit erkrankten, die gleichen Leiden hatten, doch dies verwunderte niemanden, schließlich konnte so etwas bei Geschwistern schon einmal vorkommen. Niemand jedoch ahnte wie stark ihre Verbindung wirklich war…
Den beiden war klar, ohne die andere würden sie nicht leben können.
Bei dem Versuch, nur eine von beiden, Feona zu adoptieren brach in dem vermeidlich neuen Zuhause, wie auch im Waisenhaus die Hölle los. Beide nahmen weder Nahrung zu sich, wurden krank und taten nichts anderes als zu weinen.
Es war, als hätte man ihre Seelen entzwei gerissen, ihnen ein Stück ihres Körpers genommen.
So kam es, dass sie viele Jahre in dem Waisenhaus verbrachten. Es fanden sich viele Leute, die Feona zu sich nehmen wollten, Odiona hingegen schien niemanden zu interessieren, ganz im Gegenteil, etwas unheimliches würde von ihr ausgehen hieß es.
Mittlerweile waren 9 Jahre ins Land gegangen, 9 eintönige Jahre, ein tag glich dem anderen, bis zu diesem Tage, als sich ein Reisender in diesen Ort verirrte. Um sich nach dem rechten Weg zu erkundigen betrat er das sperrlich eingerichtete Haus, ihm vielen sofort die beiden Mädchen auf. Sie saßen auf einer Treppe und starrten ihm entgegen.
Beide sahen sich zum verwechseln ähnlich, trugen langes blondes Haar, auch waren sie gleich groß, allein an der Augenfarbe ließen sie sich unterscheiden. Während eines der Mädchen ihn mit seinen blauen Augen anstrahlte blickte ihn das andere mit zu schlitzen verengten fast schon schwarzen Augen an.
Eine besondere Aura umgab dies ungleiche Paar, das erkannte er sofort. Sein Interesse war geweckt und so versuchte er mehr über die Mädchen in Erfahrung zu bringen. Ihr trauriges Schicksal berührte ihn und obwohl er niemals ein Mann war, der mit Kindern umzugehen wusste, war ihm klar was zu tun war, die Verbindung die er zu ihnen spürte war unverkennbar. Als er sich schließlich wieder auf den Weg machte, hatte er zwei neue Begleiterinnen, die ihm Händchenhaltend folgten. Sie hatten ein neues Zuhause gefunden, und Jósef, der Priester eine Familie…


Das Übersinnliche…

Ein neues Leben hatte für die Zwillinge begonnen: Sínahn war ein kleines, abgelegenes Dorf im tiefsten Süden Estillás. Seine Bewohner, ein äußerst gläubiges Volk, verehrten die hohe Kunst der Magie.
Auch Jósef war dieser zugewandt, wie kaum ein zweiter beherrschte er sie, nach langen, gründlichen Studien, die so genannte „gute“ Magie, das Segnen.
Für die Mädchen war all dies eine völlig neue Erfahrung. Die abergläubische Art der Menschen erschreckte sie, so lebten sie die ersten Tage völlig zurückgezogen von der Außenwelt, verließen weder das Haus, noch aßen sie genügend, oder sprachen miteinander und erst recht nicht mit Jósef. Die einzige Art der Kommunikation herrschte durch die verängstigten Blicke, die sie stetig einander zuwarfen.
Zu verständlich dachte der Priester wenn man sein Leben lang nur eine Person als vertraute Seele hatte, ist es sicher äußerst schwer sich anderen zu öffnen, sich verletzlich zu machen…
Vieles probierte er, um ihnen die Angst zu nehmen, ihnen ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln, sie zumindest zum Lachen zu bringen. Er bereitete ihnen ihr Essen in Formen von lustigen Figuren auf ihren Tellern zu, brachte ihnen kleine Geschenke mit, schließlich sogar ein kleines Hündchen, doch nichts vermochte die dicke Eisschicht zu brechen.
Bis zu dem Tage, als Jósef sich wieder seit längerem seinen Studien widmete, wie er glaubte unbeobachtet. Er bemerkte nicht wie die beiden vorsichtig und die Ecke lugten und mit weit aufgerissenen Augen dem Schauspiel folgten. Ein strahlender Engel formierte sich vor ihnen, seine Schönheit und sein Glanz erfüllten den Raum mit silbrigem Licht, das eine besondere Wirkung auf Feona hatte. Ein ungewohntes Gefühl von Wärme und Geborgenheit keimte in ihr auf, ihre Angst ward vergessen.
Das ist ja unglaublich brach es aus ihr hervor.
Ruckartig drehte Jósef sich um. Bei dem bewundernden Blick, der in den Augen des kleinen Mädchens lag legte sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen, dass jedoch bei dem Anblick von Odionas Miene ein wenig verblasste. Ein merkwürdiger Ausdruck zierte die Züge des Kindes, das abwechselnd von ihrer Schwester zu dem leuchtenden Geschöpf blickte, und es dann mit einem aufsaugenden Blick fixierte.
Was ist das?wollte sie wissen und in ihrer Stimme lag ein eindeutig interessierter Unterton. Wie hast du das gemacht?
Der Priester lächelte nun umso breiter. Wenn ihr mögt kann ich euch gern ein wenig von dieser Kunst erzählen.. Fragend blickte er beide an, ehe sich zuerst Odiona und dann Feona im Schneidersitz vor ihn setzten. Feona zog den kleinen Dackel zu sich heran und beide fixierten mit neugierigem Blick den Mann, der ihnen ein neues Zuhause bot.
Lange, bis tief in die Nacht hinein erzähle er von seinen Erkenntnissen des Segnens, über die unbegrenzten Möglichkeiten die es bot, vor allem wenn es darum ging, den Menschen zu helfen, aber auch erklärte er, welch große Verantwortung eine solche Macht mit sich brachte.
Aus großer Macht folgt große Verantwortung, das dürft ihr nie vergessen!
Wie ein Schwamm schienen beide jedes einzelne Detail seiner Erzählungen in sich aufzunehmen, als er ihnen schließlich einige Zauber vorführte, waren sie vor Begeisterung kaum zu halten. Schließlich zeigte er ihnen den einen oder anderen Spruch. Von Zeit zu Zeit kamen immer mehr hinzu und die Mädchen wurden zusehends besser. Sie schienen ein Talent für das Übersinnliche zu besitzen.
Er ahnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass diese Art der Magie ihr ohnehin schon außergewöhnliches, doch noch geheimes Band verstärken würde.


Die Katastrophe…

Jahre gingen ins Land, die Mädchen wuchsen zu jungen Frauen heran und standen im Alter von 17 Jahren kurz vor ihrem Schulabschluss. Dieser jedoch interessierte sie weniger, als die neuen Seiten der Magie, die Jósef ihnen nach dem Erreichen der Volljährigkeit endlich zeigen würde.
Von Ehrgeiz ergriffen übten sie fleißig, stets Bedacht, dass niemand ihr magisches Potential erkannte. Niemand darf wissen, dass ich euch unterrichte hatte Jósef ihnen gepredigt Das hätte zu gravierende Folgen, kaum jemand beherrscht diese Kunst, viele vergöttern sie, ja, doch würdet ihr zu Versuchsobjekten würden sie von euren Fertigkeiten wissen, also seid bitte vorsichtig!
Odiona konnte darüber nur grinsen Warum dürfen sie nicht sehen, dass wir was Besonderes sind? Sie würden uns dann endlich den gebührenden Respekt entgegenbringen... Respekt, das war alles was sie wollte. Die anderen Dörfler vermieden ihre Gegnwart, warfen ihr abwertende Blicke zu, tuschelten, etwas merkwürdiges würde von ihr ausgehen…
Sollen die doch reden sprach ihr Feona gut zu Hauptsache wir zwei halten zusammen. Doch wuchs in Odiona die Wut, Wut über diese Leute, die Blicke und so wurde sie zum Einzelgänger, nur ihre Schwester fand noch Zugang zu ihr.
Alles wäre beim alten geblieben, nichts hätte sich verändert, wären dort nicht diese dummen Jungen gewesen…
An diesem Tag war Odiona allein auf dem großen Pausenhof, kauerte in einer schattigen Ecke und schaute mit leerem Blick zu Boden. Niemand war in ihrer Nähe, niemand schaute zu. Warum auch nicht…
Ruckartig öffnete sie ihre kleine Hand, murmelte einige Worte und eine kleine Flamme erschien wie aus dem nichts, tauchte ihre Finger in ein rötliches Licht und tänzelte über ihre Handfläche. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie schien sich in ihrer eigenen Welt zu verlieren. Ein stechender Schmerz an ihrer Schläfe und ein Gefühl, als liefe etwas Warmes ihrer zarten Wange hinunter zog sie jedoch zurück in die Gegenwart.
Guck dir die Mal an! Was macht die da? Die Jungen kamen auf sie zugerannt, packten das Mädchen und zerrten es in den nahe gelegenen Wald. Unfähig zu reagieren, zu schreien ließ sie sich mitzerren, ihre Augen vor Angst weit aufgerissen, der Schock lähmte ihren Geist, ihre Glieder. Zeit und Ort gerieten in Vergessenheit, nichts um sie herum vermochte sie wahrzunehmen, wie durch einen Tunnel erkannte sie nur die Grimassen ihrer Peiniger.
Irgendwann stießen sie das Mädchen zu Boden, ihr Rücken knallte hart an einen Baum, mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte sie zu Boden, sie wollte nicht, dass sie die Angst in ihren Augen erkannten…
In der Bücherei wurde währenddessen ein blondes Mädchen unruhig. Nervös klopfte sie mit ihrem Bleistift auf den Tisch, es war ihr kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen. Was ist denn nur los mit dir, konzentiriere dich endlich! Für Feona stand eine wichtige Abschlussprüfung an, auf die sich hatte vorbereiten wollen, doch das schien nun unmöglich. Ein merkwürdiges Gefühl erfüllte sie, Unruhe, vielleicht sogar Furcht? Ein dumpfer Schmerz an ihrem Rücken ließ sie zusammenzucken. Was passiert hier.. Und im nächsten Moment spielten sich erschreckende Bilder vor ihren inneren Auge ab…
Hallo? Hallooo?? Nun mach schon, mach es noch mal! Wir haben doch gesehen dass du es kannst! hallte eine laute Stimme in ihren Ohren wieder. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie auf, nur verschwommen nahm sie die beiden Jungen wahr, erkannte jedoch, dass sie sich ihnen nicht zu Wehr setzten könnte. Ein kleiner Stein prallte nur Zentimeter neben ihrem Gesicht an den Baum. Na mach schon, oder müssen wir erst nachhelfen? Erneut entflammte ein Gefühl von Verachtung, Wut in ihrem Körper und ohne weiter nachzudenken hob sie ihre Hand, murmelte erneut einige Worte und blies mit starkem Atem in die kleine Flamme hinein, in just diesem Moment, indem sie entstand. Eine heiße Stichflamme schoss den Jungen entgegen die erschrocken zurückwichen. Ein schmerzerfüllter Schrei hallte in dem kleinen Wald wieder: Einer der Jungen warf sich fluchend zu Boden, verdeckte die Augen, wimmerte...die Flamme hatte ihr Ziel getroffen. Sie ist eine von denen! hörte sie eine hohle Stimme, der Junge ließ seine Hände sinken und blickte sie zornig an, sein Gesicht, wie aus rohem Fleisch von Brandblasen übersäht, Odiona lächelte, in ihrem Inneren jedoch spürte sie nur noch ein Verlangen – Rache!. Im nächsten Moment jedoch spürte sie einen dumpfen Schlag am Hinterkopf und fiel bewusstlos zu Boden. Du elende Hexe waren die letzten Worte, die ihre Ohren jemals aufnehmen würden…
Ruckartig schmiss sich Feona zurück und fiel samt Stuhl zu Boden. Bitte nicht.. Odiona! wimmerte sie, ehe sie sich aufrichtete und losrannte. Die vielen, vielen Stufen hinunter, heraus aus der Bücherei, über den Schulhof und hinein in den Wald. Über ihr bildeten sich Regenwolken, ein dichtes Gewitter zog auf und ein Schauer wie sie ihn noch nicht erlebt hatte verschlechterte ihre Sicht. Odiona? Odiona! Antworte doch, wo bist du?
Verzweifelt und so schnell sie ihre Beine trugen rannte sie durch den Wald, zu der Stelle, die sich ihr so unheilvoll gezeigt hatte. Und schon von weitem erkannte sie die Szene, die Jungen über dem leblosen Körper eines Mädchens, eine Blutlache…
Verschwindet ihr Barbaren! schrie sie ihnen entgegen, rannte wie aus einem Trieb heraus auf sie zu, stieß sie weg von ihrer Schwester und blickte sie weinend an.
Was genau die Jungen dazu veranlasst hatte auf ihr Geheiß hin zu verschwinden wusste sie nicht, es schien als hätten ihre Tränen ihr Gewissen berührt.
Völlig durchnässt kniete sie am Boden, den Kopf ihrer Schwester auf ihrem Schoß, deren Mine noch ausdrucksloser als sonst, und deren Lippen jegliche Farbe verloren hatte. Und sie schrie, aus tiefster Seele, und weinte, sekunden, minuten, stundenlang, bis die letzte Kraft aus ihrem zierlichem Körper gewichen war, die Kälte des Regens sie durchdrang und sie völlig geschwächt über dem Körper ihrer einst Seelenverwandten zusammenbrach. Eine schwarze Substanz schien von dem reglosen Körper Odionas auszugehen, nicht flüssig, jedoch auch nicht fest bahne er sich seinen Weg über den durchnässten Waldboden, auf den kleinen Mund des anderen Mädchens zu….


Das Begräbnis…

Die beiden Jungen, die diese schreckliche Tat vollbracht hatten plagte ein alles zerfressendes Schuldgefühl. Nicht wie zu erwarten jedoch wegen dem Mord, den sie begangen hatten, ständig hatten sie das Gesicht des weinenden Mädchens vor sich, sie verfolgte sie in ihren Träumen, ließ ihnen keine ruhige Minute mehr, verwirrte ihren Geist und sie erkannten, dass es keine andere Möglichkeit gab, dies teuflische Spiel zu beenden als alles zu beichten. So machte man sich schließlich auf den Weg die reglosen Körper der Mädchen aus dem Wald zu bergen. Tiefe Trauer und Scham herrschten in dem kleinen Dorf, und ein stilles Einverständnis wurde getroffen „Niemand außerhalb darf davon erfahren!“ Der Priester, der die Rolle des Vaters für die Mädchen übernommen hatte wurde von der Trauer und dem einfachen Hinnehmen des Verbrechens nahezu vergiftet, er wurde krank, schien an diesem Gedanken zu zerbrechen. Er starb, sein in die Jahre gekommener Körper war zu schwach für diese Last, seine Seele, seine guten Gedanken zerstört.
Die Beisetzung der Zwillinge wurde geheim gehalten und erst in der tiefen Abenddämmerung vorgenommen. Nicht viele waren an ihrem Grab erschienen, ganz nach der Methode dieses Ereignis bestmöglich zu verdrängen, aus ihrem Gedächtnis zu streichen.
Nach einer kurzen Predigt wurde der Sarg herabgelassen und sofort mit Erde bedeckt. Plötzlich jedoch erklang ein ersticktes Husten. Ein Klopfen folgte, in dem Sarg lebte etwas, etwas, oder jemand…Feona…


Die Reinkarnation…

Lange litt Feona an den Folgen dieser Nacht. Mit bedrohlich hohem Fieber lag sie bei der einheimischen Heilerin, halluzinierte vor sich hin, schreckliche Bilder spielten sich vor ihrem inneren Auge ab, eigene Erinnerungen, doch auch ihr unbekannte, Erlebnisse, die wie sie erkannte, die ihrer Schwester waren, Odiona. Schrecklich fluchte sie, verkrampfte ihren Körper, schrie…
Die Heilerin packte eine gewisse Erfurcht, sie konnte sich den Spuk nicht erklären, wusste dem Mädchen nicht zu helfen und so überließ man sie ihrem Schicksal, ob sie gesund würde oder nicht, lag nun allein in ihrer Hand.
Wochen später erwachte Feona, aus wie es schien, einem endlos langen Albraum.
Jegliche Erinnerung an die verhängnisvolle Nacht war wie ausgelöscht und so blieb es ihr ein Rätsel, was ihrer Schwester und Jósef das Leben nahm. Verzweifelt versuchte sie in Erfahrung zu bringen, was in dieser Nacht geschehen war, doch niemand wollte ihr hilfreiche Auskunft geben. Sie spürte das etwas nicht stimmte, sah es an den musternden Blicken, die ihr die Dörfler zuwarfen, doch blieb ihr nichts anders übrig, als die Situation so zu akzeptieren.
So gut es ging versuchte sie ein normales Leben zu führen, trotz der schrecklichen Leere, die der Tod der beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben hinterlassen hatte. Doch etwas war anders, sie hatte sich verändert.
In ihrem Gedächtnis traten von Zeit zu Zeit Lücken auf, teilweise nur von einigen Minuten, teilweise jedoch von mehreren Stunden, von denen sie keine einzige Erinnerung hatte, sie wusste weder was sie getan hatte, noch wo sie sich aufgehalten hatte, das Einzige was sie wusste war, dass dies nicht normal sein konnte, sie fühlte sich in ihrem eigenen Körper plötzlich fremd.
Hinzu kam ein unbeschreiblich starkes Gefühl von Wut, das von Zeit zu Zeit in ihr aufloderte. Dies jedoch erklärte sie sich durch die Einsamkeit und den schrecklichen Verlust den sie durchlebte.
Bald jedoch würde sie es besser wissen…


Estación Lluviosa - Die Regenzeit…

Jedes Jahr in der Zeit von Mai bis Oktober herrschte im südlichen Bereich Spaniens el estación lluviosa, die Regenzeit. Dies war eine Periode des Jahres, in dem überdurchschnittlich viel Niederschlag vorkam, der jedoch die sommerlichen Temperaturen nicht verbannte.
Die Dörfler erklärten sich den starken Regenguss durch die Gnade der Götter und sahen ihn als deren Beitrag einer guten Ernte an.
Normalerweise hatte Feona diese Zeit der Jahres immer gemocht: Trotz des Regens herrschte meistens Sonnenschein und zu schön war das Farbenspiel dass entstand wenn beide sich trafen und sich zu einem Regenbogen vereinten…
Doch seit diesem schrecklichen Erlebnis war alles anders.
Immer wenn sich die Wolken auftaten und die Luft schon den bevorstehenden Regen ankündigte regten sich Erinnerungen an vergangene Tage in Feona. Das Gesicht ihrer Schwester kam ihr wieder vor Augen, sie erinnerte sich an die Zeit die sie zusammen verbracht hatten, das Waisenhaus, die Lehrstunden mit Jósef.., doch traten in ihr auch Gefühle auf, die sie nur zu selten empfand: Zorn verdrängte ihr Mitgefühl, Vergeltung ihre Lebensfreunde. Und was darauf folgte war stets dasselbe: eine weitere Lücke, die sich wie ein schwarzes Loch in ihrem Gedächtnis ausbreitete und jegliche Erinnerung bestimmter Begebenheiten verschlang.
Fast täglich erging es ihr in dieser besonderen Zeit des Jahres so, regelmäßig regnete es, die Erinnerungen kamen, jeglich Glücksgefühl schwand dahin und einige weitere Stunden ihres Lebens schienen für sie verloren zu sein.
Eines Morgens machte sie eine schreckliche Entdeckung. Als sie hinaus in den Garten trat um die Sonne zu genießen fiel ihr ein furchtbares Bild in die Augen: Ihr kleiner Dackel hing, aufgespießt durch einen Dolch tot an der großen Eiche. Tränen füllten die blauen Augen der jungen Frau, nun hatte sie auch noch ihn verloren, nun war sie ganz allein, alles was ihr lieb war, war von ihr gegangen.
Weitere wilde Gerüchte erhitzen die Gemüter der Dorfbewohner, es ward die Sprache von schrecklichen Ereignissen, wie sie das Darf noch nie gesehen hatte. Furcht breitete sich unter den Einwohnern aus, nur selten traf man einen allein an, mit gehetzten Blicken gingen sie ihrer Wege, ständig auf der Hut…
Der Mond stand in dieser Nacht besonders hoch am Himmel, allein er verbreitete noch ein wenig Licht in der sonst so dunkelen, verregneten Nacht. Allein stahl sich die junge Tochter des Wirtes nach Draußen, sie würde sich von ihrem Vater nicht vorschreiben lassen, mit wem sie sich traf und mit wem nicht, und wenn es heimlich sein musste. Voller Vorfreude auf die Zweisamkeit schlich sie durch den düsteren Garten, hinaus auf den einsamen Pfad in Richtung Kirche. Er war noch nicht dort als sie ankam, so wartete sie hinter einer Ecke, um ihn zu erschrecken wenn er ankam.
Ein freches Grinsen legte sich auf die Lippen des Mädchens, plötzlich spürte sie jemanden hinter sich. Ach, du bist also doch schon da… ich wollte dich doch erschrecken. Lächelnd drehte sie sich um, erblickte diese furchtbaren fast schon schwarzen, leeren Augen, als ihr im nächsten Moment eine stechende Flamme entgegenschoss. Ihr gesamter Körper stand in flammen, erleuchtete die Schwärze der Nacht. Ihre Haut brannte fürchterlich, es war ein grotesker Anblick wie sie sich verzweifelt am Boden rollte, in der Hoffnung diese Hitze loszuwerden – erfolglos. Geschwächt lag sie da, ihre Glieder zuckten noch von den Schmerzen der Verbrennungen, sie war kaum noch zu erkennen, ihre Haut bis aufs Fleisch niedergebrannt, Qualm stieg über ihrem Haupt auf… Erschrocken starrten vor Schreck weit aufgerissene Augen durch die fernen Büsche des Waldes. Der Junge konnte nicht glauben was er soeben mit ansehen musste, das Mädchen, das er liebte, in Flammen, Tod. Im ersten Moment war er unfähig sich zu bewegen, dann jedoch ein leises Blätterrascheln und er rannte so schnell ihn seine Beine trugen Heim, Hilfe zu holen, Hilfe die zu spät kommen würde…
Die Ereignisse häuften sich, immer mehr Dörfler mussten ihr Leben lassen, doch die, die überlebten, berichteten von diesen unmenschlichen schwarzen Augen, an mehr jedoch, konnten sie sich nicht erinnern.
Doch gab es Leute, die nachforschten, versuchten dem Übel auf die Schliche zu kommen…

Der Exorzismus…

Langsam schlug Feona die Augen auf, ohne zu wissen wo sie war und wie sie dort auch immer hingekommen war blickte sie sich um. Als sie sich aufsetzten wollte jedoch spürte sie eine ungewohnte enge an ihren Gliedern, erschrocken riss sie die Augen auf.
Was um alles…? Hilfe!ihre Atmung wurde schneller Hilfe, was geht denn hier nur vor?
Nervös blickte sie sich um, in alle Richtungen, doch war sie allein, in einem kleinen Raum, vollgestellt mit allerhand merkwürdigen Zeug, sie in der Mitte, festgekettet an einem hölzernen Bett.
Verzweifelt versuchte sie sich aus den Ketten zu befreien, doch je mehr sie sich bemühte ,umso mehr schmerzten ihre Knöchel und Handgelenke, sie war gefangen.
Plötzlich hörte sie Schritte, langsame, dumpfe Schritte auf dem hölzernen Boden, sie kamen näher. Ängstlich beobachtete sie die Tür, wer war da? Was wollte diese Person von ihr? Was hatte sie denn nur getan?
Als die Tür schließlich aufstieß trat eine kleine, rundliche Person ein. Feona kannte dieses Gesicht, sie hatte es schon einmal gesehen, damals, während ihrer schlimmen Krankheit, die Heilerin!
Ah, du bist wach, dann können wir ja beginnen… klang die tiefe Stimme der alten Frau in ihren Ohren. Beginnen? Was mein Ihr... Wovon sprecht ihr da nur?
Ein leichtes Seufzen drang aus dem Mund der alten Frau, dann trat sie näher an das massive Bett heran, zog eine Kette aus ihrer Tasche, an deren Ende ein Kreuz aus Elfenbein hing, und presste es Feona mit starkem Druck an die Stirn. Sie wusste nicht wie ihr geschah, verwirrt und verzweifelt blickte sie die Heilerin an, was tat sie da?
Die Frau verstärkte den Druck und murmelte einige Worte, in einer Sprache, die Feona nicht verstand. E nomine padre et fili in spiritus sancti! Noch fester drückte sie das Kreuz an die kleine Stirn des Mädchens, das mit bereits schmerzverzerrtem Gesicht festgekettet neben ihr lag. E nomine padre et fili in spiritus sancti! Dämon weiche! Nochmals verstärkte sie den Druck des Kreuzes. Aufhören! Aufhören! Ihr tut mir doch weh, ahh!
Feona wand sich im Bett, versuchte sich von den Ketten zu lösen, riss den Kopf herum, die Heilerin jedoch gab nicht nach E nomine padre et fili in spiritus sancti!Höre mich Dämon, weiche, gib diesen Körper frei! Sie gab nicht auf…
Bis zum späten Nachmittag zog sich die Tortour, Feona war schon völlig kraftlos, lag schlaff im Bett, die alte Frau hingegen ließ sich nicht beirren, der Dämon würde sich schon noch zeigen…
Erneut bildeten sich graue Wolken am Himmel, die Luftfeuchtigkeit stieg merklich an und sanfte Regentropfen leiteten einen weiteren starken Schauer ein.
Erneut kamen in Feona Erinnerungen hoch, trotz der Prozedur, der sie erlag, das merkwürdige Gefühl ergriff sie…
Schwarze Augen blickten die Alte zornig an, fixierten sie, zielten.
Da bist du ja endlich! schoss es aus ihr hinaus und erneut sprach sie die Formel, dieses mal fast schreiend E nomine padre et fili in spiritus sancti! Verlasse diesen Körper!
Ein abwertendes Grinsen legte sich auf das bekannte Gesicht, die leeren Augen verschwanden kurz unter den Liedern. Odiona entspannte ihre Finger, ihre Lippen formten stumm einige Worte Infligere Adlidi
Ein dumpfer Knall, der Druck ließ nach, die alte Frau lag am Boden- regungslos…
Langsam legte sie den Kopf in den Nacken, schloss erneut die Augen. Confervefacare! Die Ketten an ihren Handgelenken und ihren Knöcheln begann rot zu glühen, wurden für einen kurzen Moment stechend heiß, ihre Konsistenz ließ nach, und in heißen Tropfen glitt das geschmolzene Metall zu Boden. Kopfschüttelnd betrachtete sie ihre Verbrennungen Dafür ist später noch Zeit dachte sie sich und ohne einen weiteren Blick zurück auf den leblosen Körper der Frau verließ sie sanften Schrittes das kleine Haus, schritt hinaus in den Regen und richtete ihre Augen gen Himmel.
Wir müssen hier weg.. sprach sie zu sich selbst Hier wird man uns nicht ruhen lassen, vor allem, wenn sie erfahren wer hinter all dem steckt, diese dummen Leute.


Die Flucht…

Noch in der anbrechenden Nacht packte die junge Frau, mit den so ungewöhnlichen Augen das Nötigste zusammen, dieses verfluchte Dorf zu verlassen. Ohne einen weiteren Blick zurück trat Odiona hinaus in die Dunkelheit, den Regen. Dort war sie daheim, die Nacht war ihre Zeit, das Wasser ihr Element. Furchtlos stapfte sie durch den vom Regen aufgewühlten Boden, hinein in den Wald, auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Wo sie landen würden war ihr egal, nur weit weg von hier, diesen abergläubigen Thoren, am liebsten fort in ein Land, indem man von diesem Geschwätz nichts kannte. Doch eines war klar, wo auch immer sie landen würden, Odiona würde keine Ruhe geben, die Menschheit musste für das, was ihr angetan wurde rächen!
Ihr Weg entwickelte sich zu einer langen, beschwerlichen Reise… bis sie schließlich die Grenze zu einem ihr unbekannten Land überquerte, die Sonne verdrängte den letzten Regentropfen und stieg am Horizont empor, der von dem Ort, einem Hafen wie es schien, besonders gut zu beobachten war. Mit ihren strahlend blauen Augen blickte Feona sich um. Wo war sie hier gelandet? Langsam schritt sie auf ein hölzernes Schild zu, mit der Inschrift Willkommen auf Pergon!
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Feona Frances
 
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