Erneut erklang das Surren von fliegenden Pfeilen in der Luft, welches durch dumpfe Laute des Einschlags in den Bäumen beendet wurde. Meo ritt weiter durch die Dämmerung in der Hoffnung sie am Pass über die Berge abhängen zu können. Was hatte er nur getan...sein Land verraten, seine Freunde, gar seine Familie zurückgelassen. Doch konnte er in einer Welt leben, die ihre Bauern als Menschliches Schild in den Krieg schickte und deren ganze Kultur auf Lehren und Predigten des Hasses basierten? Nein! So konnte und wollte er nicht leben.
Wie es dazu kam? Dann gebt nun gut acht...
Meo Zirak war ein junger Mann, im Alter von 23 Jahren.
Er war gebürtig in einem Land das nach der dort herrschenden Königsfamilie benannt wurde: Tharok.
Wie viele andere Jünglinge aus Tharok, wurde auch er in der allgemeinen Kriegskunst ausgebildet und recht schnell auch für würdig befunden, eine Sonderausbildung als Schütze zu erhalten.
Sein Leben war geprägt von Kampftaktiken, Kriegsplanungen, erbitterten Machtkämpfen und nicht selten fragte sich Meo, ob es nicht mehr gab auf dieser Welt als Herrschen und Erobern.
Er achtete die Familie Tharok, war er doch ein gern gesehener Gast am Tisch jener gewesen, da er dem jüngsten der Familie einst das Leben rettete.
So kam es auch, dass ihm Vorteile ermöglicht wurden, von denen andere nur träumten.
Er bekam einen kompletten Satz an Waffen und Rüstung, importiert aus Ländereien mit denen sie brüchigen Frieden hielten.
Man erzählte sich es sei dass beste was man weit und breit finden konnte, und so überwog unter anderem auch Meo's Dankbarkeit dem Drang mehr über die anderen Ländereien zu erfahren.
Recht früh wurde er in jenes stolze Heer des Königs gestellt, von denen er sich soviel erhofft hatte.
Leider war jenes Bild, welches er von den Kriegern und Kriegerinnen hatte ein völlig anderes, als jenes welches sich ihm offenbarte.
Sie waren alle recht umgänglich, doch suchte er unter ihnen vergeblich jemanden mit eigener Meinung über diese Kriege.
„Der König weiß was er tut.“
„Es geschieht alles zum wohle des Volkes“
Von jedem erfuhr er blindes Vertrauen an die Königsfamilie. Auch er vertraute den Tharokern...doch warum fruchteten nie jene angeprisenen Diplomatischen Taktiken, von denen dass Land sprach? Keiner dieser Diplomaten wurde je gesehen und gute Neuigkeiten brachte man über jene auch nie mit sich.
Krieg hieß es immer, immer wieder Krieg. Meo versuchte sich den Gedanken schmackhaft zu machen, das stolze Land Tharok sei nur von dummen Barbaren umgeben, so wie es ihnen beigebracht wurde.
Schon bald sollte er erfahren wer die wahren Barbaren waren....
Es war der erste Tag des Marsches gegen Pergon, ein Land welches sie nur über eine Gebirgskette erreichen konnten.
Meo und seine Legion erreichten schon bald eine Anhöhe auf der sie einen Vorzüglichen Überblick auf die Heerscharen des Königs hatten.
Er nahm sich einen Moment Zeit, sich das stolze Heer näher zu betrachten...und gefror bei diesem Anblick zu Eis!
Bauern mit Mistgabeln und Burschen, die kaum aus dem Kindesalter heraus waren standen dort, direkt an der Front!
Mehr und mehr wuchs die Erkenntnis in ihm und immer erdrückender die Taubheit die sich auf seine Sinne legte.
Jetzt war ihm bewusst warum die Elitekrieger oft ohne Verluste zurück kamen...sie nutzen die Landbevölkerung als Menschliches Schild.
Der Gedanke war so absurd wie auch erschreckend klar sichtbar für jeden der auf der Anhöhe stand.
Er blickte sich um, doch schien er der einzige dem dieser Anblick die Worte raubte.
Schnellen Schrittes schlug er dem Weg zum Oberbefehlshaber dieser Mission ein und verlangte Antwort.
„Es ist alles in bester Ordnung, Freund, die Taktik hat uns schon durch viele Schlachten gebracht, wie ihr seht beinahe unversehrt.“
Er sprach ruhig, aber mit einem kühlen Unterton, der zeigte wie egal ihm die Männer und Buben an der Front waren.
Meo, mittlerweile fassungslos fragte schneidend nach dem Grund für ein solches Verhalten.
„Seht, Mitglied der Tharoker Elite Meo Zirak, es sind Bauern. Wieviele von diesem Pöbel haben wir in unsrem Land? Schaut sie euch an, diese stinkenden, verdummten, nutzlo..-!
In diesem Moment traf ihm die Metallene Faust des Meo, so hart wie Meo die Erkenntnis dass er soeben sein Ende besiegelt hatte.
Er hatte dem Oberbefehlshaber mit einem Schlag den Kiefer gebrochen.
Zudem war jener Bewusstlos zusammengesunken.
Zu seinem erstaunen, schien es niemand bemerkt zu haben und so fasste Meo einen endgültigen Entschluss.
In voller Ausrüstung und einem Pergament in der Hand eilte er an die vordere Front.
Ein Pferd, auf welches er unterwegs auf sattelte, verkürzte den Weg um einige Minuten.
Schon bald verbreitete sich unter den Bauern die Kunde, sie könnten nach hause ziehen und ihr Leben leben.
Ein Bote des Königs habe dies verkündet. Er hätte einen Siegelring des Königs und ein Befehlsschreiben bei sich gehabt.
Den Ring besaß er wirklich...das Schreiben war von Grund auf gefälscht.
Die Nachricht drang auch zu den Kriegern durch, die sich beim Oberbefehlshaber persönlich erkundigen wollten.
So fanden sie ihn, in seinem Blut und nur schwach bei Bewusstsein.
Unter Qualen brachte er nur drei Worte hervor, ehe er kraftlos erneut zusammen sackt: Meo Zirak...Verräter...
Es dauerte nicht lang und die Verfolgung wurde aufgenommen.
Berittene Schützen, Krieger in glänzenden Rüstungen, alle waren sie auf der Jagd nach dem Verräter, welcher sein Land, sein Volk und seinen König verraten hatte.
Noch dazu hatte er einen Aufmarsch sabotiert und so den Angriff verzögert.
Bald hatten sie ihn aufgespürt und so trieb er sein Ross unerbittlich an.
Doch wo sollte er hin? Plötzlich traf es ihn wie der Schlag! Pergon, das Land welches Tharok am erbittertesten Widerstand leistete...
Doch wie sollte er dorthin gelangen?
Dort! Ein Weg! Über die Berge! Die letzte Chance!
Pfeile surrten an ihm vorbei der letzte striff seine Schulter und wurde nur durch seine Rüstung abgelenkt.
Nach schier unendlicher Jagd konnte er sie in den Bergen abhängen...und sackte erleichtert und doch hilflos zusammen.
So hatte er alles aufgegeben was ihm noch vor kurzem Lieb und Teuer war, vor ihm ein neues Land, welches ihn vielleicht nicht einmal freundlich empfangen würde.
Er würde von nun an alles versuchen um die Tyrannei Tharoks zu beenden, selbst, wenn es früher oder später seinen Kopf kosten sollte.
Mit neuer Hoffnung schwang er sich auf sein Ross und trab langsam in Richung jenen Landes, welches sie Pergon nannten, Land der Tausend Helden...