Auf dem von der Herbstsonne noch angenehm warmen Boden, hatten Gyian und Caedes ein Lager aufgeschlagen. Die Abendsonne versank rot glühend im Horizont. Das Lagerfeuer prasselte.
Ein paar Drecken luden zu gemütlichem Sitzen und Spielen ein.
Und von Ferne hörte man das Schnauben der Pferde, das das herannahen des Clans ankündigte.
Gyian und Caedes hatten den Plan mit dem Wahrheitsspiel den Clan näher zusammen zu bringen. Doch wie nah konnte niemand ahnen.
Die mysteriöse Flasche lag in der Mitte des Kreises den die Clanmitglieder bildeten, und die erste die sie drehen durfte war die kleine Gabriela.
Der jenige der gedreht hatte, durfte dem, auf den der Flaschenhals zeigte eine einzige Frage stellen. Dieser musste die Frage ehrlich beantworten.
Die kleine Auenelfe Gabriela war ziemlich begeistert, es wurde viel gelacht. Eine Packung Kekse machte die Runde und eine familiäre Atmosphäre lag in der Luft und die Sterne schienen an diesem Tage besonders hell auf die Freunde herabzuleuchten.
Caedes fühlte sich wohl, es war richtig gewesen hier Unterschlupf zu suchen. Herausgeputzt im strahlendem weiß und dunklem schwarz feierten sie gemeinsam Caedes' Aufnahme.
Ihre Clantracht hatte Xaxis höchstpersönlich angefertigt. Stolz blickte die junge Werwölfin in die Runde. Das war also jetzt ihre Familie. Hier fürchtete sich niemand vor ihrem merkwürdigen Äußeren, lange hatte sie die Maske nicht mehr absetzen können. Hier konnte sie so sein wie sie war.
Die merkwürdigen bersteinfarbenen Augen der Werwölfin blickten gespannt in die Runde, und ruhten für einen Moment auf Xaxis, der seltsam niedergeschlagen wirkte an solch einem schönen Tage.
Das Spiel war im vollen Gange und Caedes fühlte sich von Frage zu Frage ein wenig mehr "zuhause".
Plötzlich war Caedes an der Reihe. Nun musste sie eine Frage beantworten.
Lianna die blinde Zähmerin lächelte und fragte:
"Kennst du jemanden mit dem du dein ganzes Wolfsleben verbringen würdest, den du zum Werwolf machen würdest?
Ich weiß nicht einmal ob ich es ein Menschenleben mit meinem Mann aushalte, aber ein Werwolfsleben?"
Caedes fühlte plötzlich einen Stein im Herzen, ihre Wolfsohren zitterten leicht als sie entsetzt entgegnete:
"Diesen Fluch würde ich niemals jemandem aufbürden, schon gar niemandem den ich mag. Es sei denn es ist der letzte Ausweg und die einzige Möglichkeit denjenigen am Leben zu erhalten!"
Die Zähmerin schien die Antwort nicht zu genügen, leicht bohrte sie nach.
Caedes schluckte, und fühlte sich plötzlich in die Ecke gedrängt. Dieses Spiel war nicht im Mindesten so lustig, wie sie es in Erinnerung hatte.
"Man hofft immer denjenigen zu finden, mit dem man sein ganzes Leben verbringt.
Und es gibt da jemanden den ich sehr sehr sehr mag."
Entgegnete sie ausweichend und zupfte nervös an ihrem Kilt. Es schien sie etwas zu bedrücken was sie nicht aussprechen konnte.
Wenn Werwölfe erröten könnten, würde sie es jetzt tun.
Irgendwie schien sie wohl zu nah am Feuer zu sein, ihr Gesicht glühte.
Aber sie hatte wenigstens die Wahrheit gesagt.
Die Frage ob etwas zu verschweigen etwas mit Unwahrheit zu tun hatte beschäftigte sie zum zweiten Mal an diesem Tage. Als es um ihren Makel ging ein Werwolf zu sein, hatte sie sich für die ganze Wahrheit entschieden. Jedoch dieses Geheimnis konnte sie nicht preisgeben.
Das Spiel ging weiter.
Caedes Augen sahen für einen kleinen Moment zu Xaxis. Sie versank quasi in seinem Blick.
Ich wünschte ich könnte es ihm sagen, dachte sie und legte ein Scheit Feuerholz nach, während sie dem Lustigen Frage und Antwortspiel folgte.
Gabriela die kleine Auenelfe stellte gerade eine Frage an Xaxis.
"Wen hast du lieb?"
die kleine Kinderstimme sprach die Frage aus die Caedes hätte stellen wollen, sich aber niemals traute.
"Mich hast du lieb oder Xaxis?"
An einem Keks kauend sonnte sich die das kleine Elfenmädchen in Xaxis lieben Worten.
Wie niedlich die Kleine lächelte als Xaxis ihr durch das Haar wuschelte.
Xaxis Blick huschte über die erheiterten Gesichter. Schließlich gelangte er bei Caedes an. Wieder blieb er haften...er blickte in ihre bernsteinfarbenen Augen. Lange sah er sie an. Und Caedes hatte das Gefühl als wären sie alleine auf dieser Welt. Ihr Herz schlug wie wild als er ihre Pfote in seine Hände nahm. Plötzlich war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Irgendwie verlor sie sich in seinen Augen diese Augen die so stark und doch so verletzlich wirkten.
Doch auch sie brachte keinen Ton hinaus.
Xaxis wollte die Gefühle, die ihn beschäftigten, nicht mehr zurückhalten und er kann es auch nicht mehr.
Er beugt sich vor und langsam nähert sich sein Gesicht dem ihrigen und.....
gab der Werwölfin einen sachten Kuss.
Sie schließt die Augen, und schien zu schweben.
Wie sehr hatte sie sich nach diesem Moment gesehnt.