Flüstern im Wind

Tratsch... "Habt ihr schon von dem Drachen gehört...?"

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Flüstern im Wind

Beitragvon Balshirah » So, 26. Jan 2014 22:58

Die Schatten hielten die Straßen fest in ihrer Umklammerung. Es war bereits finstere Nacht als der bärtige, langhaarige Mann in roter, feierlicher Robe die Taverne als sein Ziel auserkoren hatte. Sein Gesicht wirkte alt und faltig, die Augen jedoch ungewohnt jung für dieses Aussehen. Der lange Bart und seine Haare taten ihr übriges um ihn wie einen alten Magus wirken zu lassen. Die Bernsteinfarbenen Augen schimmerten im Mondlicht und mit tiefen Atemzügen genoss er die kühlen Brisen der Nacht. Er schaute in den Himmel. Die Nacht war sternenklar und das leise rauschen in den Blättern der Bäume erzählte Geschichten. Geschichten aus vergangenen Tagen, Geschichten über die Schatten, Geschichten..über ihn. Er konnte es hören und ein vergnügtes lächeln lag sich auf die auffällig spröden Lippen.

Mit schweren Stiefelschritt stapfte der fremde in die Taverne und gab sein fast zu makelloses Aussehen eines alten Mannes preis. Er schnippte sich gegen den Hut und warf dem Wirt eine Münze hin.

Für einen alten Mann, etwas altes zu Trinken. Wein und zwar einen guten!
Er lachte schallend. Vielleicht sogar zu laut für einen alten Mann und setzte sich mit schwerem Schritt an einen Tisch in Tür und Fensternähe. Die letzten Tage waren interessanter als er dachte. Lange genug hatte es auch gedauert. Nach all der Zeit war er es mehr als Leid in Verliesen zu warten bis man sein Gesicht vergessen hatte. Während er darüber nach dachte riefen die Blätter im Abendwinde flüsternd und nur angehaucht einen Namen

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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Jyri aus Minoc » So, 26. Jan 2014 23:35

Die Nacht war kalt und finster. Nicht ein Stern schimmerte durch die dunklen Wolken, die aufgezogen waren. Der Mond hing verhangen von kahlen toten Zweigen bleich und fahl am Himmelszelt.
Sie hatten keine Blätter mehr, ragten schwarz wie Kohlen in tausend wirren Verästelungen in die Nacht, so als wollten sie ihre dürren Finger flehentlich zum Himmel strecken..

Doch dort ..
Da bewegte sich etwas. Ein kleiner Funkenregen prasselte auf den gefrohrenen Boden, und hinterließ kleine Rußspuren. Fast so wie Feuerwerkskörper, die die Kinder zur Sonnwendfeier oder hohen Festtagen anzündeten.

Dort schritt im Dunkel der Nacht eine Elfe mit feuerrotem Haar, den Weg zur Taverne entlang.
Die Hände mit seltsamen Zeichen verziert, erleuchtet von tausender winziger Flammen, die durch ihre Haut, und durch den Stoff ihres dunklen Kleides zu lodern schienen. Es aber nicht versengten.
Sie ging zu einem Treffen, von dem sie noch nicht wusste, was es ihr bringen würde. Ob den Tod, oder das Leben. Von dem sie aber wusste, dass es Schicksal war.

Fast schon unbekümmert und voller Vorfreude leuchteten ihre Rubinroten Augen, hinter denen man die Wucht und das Ausmaß ihrer innerlichen Flammen erahnen konnte.
Als sie an der Tür angekommen war, holte sie ein kleines Häutemesser heraus, fuhr sich damit sanft über die Runen, die mit Henna auf ihre Haut gemalt waren, und das Feuer verschwand in ihrem Körper.
Nur ihre Augen leuchteten und brannten noch, und verrieten, dass das Feuer keinesfalls verschwunden war, sondern sie es nur versteckte.

Sie stieß die Türe auf, welche knarrend ihre Ankunft ankündigte. Da der mysteriöse Fremde sich einen Tisch in der Nähe der Tür ausgesucht hatte, erblickte sie ihn sofort. Sie hatte gewusst, dass sie ihn hier antreffen würde.

Grüße. sagte sie nur.
Ihre Stimme hatte einen rauchigen aber nicht unangenehmen Klang.
Ihre feurigen Augen blickten in seine. Dieser merkwürdige bernsteinfarbene Glanz erinnerte sie an jemanden. Doch sie wusste nicht mehr an wen.

Ihr Blick fiel auf seine spröden Lippen. Ein Problem, dass sie selbst zur genüge kannte.
Doch hatte sie immer ein wenig alchemistische Salbe in ihrer Tasche. Sie holte sie heraus. Betrachtete sich in einem kleinen Taschenspiegel, der mit elfischen Zeichen umrankt war.

Dann fuhr sie mit ihren zarten Fingern in das Gläschen mit der Creme, und zog dann sanft die sanft geschwungenen Konturen ihrer Lippe nach.
Die Salbe schmeckte ein wenig nach Trauben.
Ein Zusatz den nur die alten Hüter der Natur Lippencremes zu verleihen wussten.
Dann erst wandte sie sich dem Fremden zu und bot ihm mit einer eleganten - aber auch etwas herablassenden scherzhaften Geste ebenfalls die lindernde Creme an.
Sie hatte keine Angst. Sie schien dieses Treffen sogar seltsamerweise zu genießen.
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Balshirah » Mo, 27. Jan 2014 00:28

Schwer arbeitendes Holz kündigte knarrend einen neuen Besucher in der Taverne an. "Amüsant", dachte er sich. Die Neugier auf den Neuankömmling hielt nicht lang, da die Elfe mit den feurigen Augen und dem Flammenmeer in sich schnell zum Gruß ansetzte.
Er lächelte sehr freundlich und winkte die Frau an seinen Tisch heran.
Da seid ihr ja, kommt leistet einem alten Mann Gesellschaft und setzt euch. Wollt ihr was trinken? Oh? Was ist das? Nur her damit!
Seine Stimme wirkte vielleicht einen Tick zu unecht, dachte er sich einen Moment lang, verwarf diesen Gedanken aber.
Er tunkte seine faltigen Hände in die Creme und verstrich diese großzügig auf seinen Lippen. Er machte sich keine Gedanken darüber wie das wohl wirken mochte. Er durfte sich einfach keine Gedanken darüber machen. Das fröhlich aufgesetzte Lächeln zierte die nun frisch eingecremten Lippen die von süßlichem Geruch von Trauben nur so strotzten. Er verfing sich in den feurigen Stürmen ihres Blickes als die beiden sich kreuzten. Ein Inferno schien hinter ihrer Aura zu lauern. Und wenn ihm seine Augen beim letzten Treffen nicht belogen hatte stand die ganze Elfe an der Schwelle zu einem Flammenavatar. Es waren nur ein paar Funken, ein paar glühende Tattoos die sie wohl unweigerlich als Siegel nutzte und dieses unbändige Feuer das ihn durch ihre Augen fast anzuspringen vermochte die ihn zu diesem Schluß brachten. Warum hatte sie nun sein Interesse geweckt? Die Frage stellte er sich seit dem. Doch hatte er gelernt seiner Intuition einfach blind zu Vertrauen.
Er legte beide Hände auf den Tisch und setzte sich sehr gerade auf den ihm erwählten Stuhl.
Wie geht es euch? Hattet ihr eine schöne Zeit mit eurem Gast vor ein paar Tagen? Ein netter Mann, den würd ich auch als Schwiegersohn nehmen! Wieder lachte er und klang dabei einen Tick zu jung für sein Äußeres. Oder ist das etwa zu... Privat? Etwas verschlagenes huschte über seine Mimik um dann wieder dem Großväterlichem Lächeln eines alten munteren Zauberer zu weichen. Unbewusst strich er sich immer wieder gelegentlich über den Bart, genau an der Grenze zwischen Haaransatz und Bartwuchs. Auch wenn es beinahe so aussah als würde er sich nur gerne durch den Bart fahren, schien doch etwas anderes dahinter zu stecken...
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Jyri aus Minoc » Mo, 27. Jan 2014 01:41

Sein freundliches Lächeln erinnerte die junge Feuerelfe an einem bestimmten Magier auf Jhe'lom. Sein Lächeln und seine sanfte Simme, die fein war wie Samt und süß wie Honig, diente zum umgarnen und einschmeicheln. Und so war es auch bei diesem Wesen, das dort am Tisch saß.
Er kam ihr ein wenig so vor wie eine bläulich schimmernde Phasenspinne, die sanft an dem vor Tautropfen schimmernden Netz spielte, und auf Beute wartete.
Doch sie, Jyri, war keine Beute. Nein. Und sein freundliches Lächeln konnte sie auch nicht täuschen.

Als er sich seinen Mund mit ihrer Lippencreme betupfte, musste sie fast lachen. Ein solches schauspielerisches Talent hatte sie selten gesehen.
Ihre Augen blickten warm und amüsiert auf den Mann, seltsam aus dem Konzept gebracht von seinen bernsteinfarbenen Augen.

Er fing ihren Blick. Lauerte auf jede kleine Bewegung, schien sie mit seinen Blicken abzuschätzen.
Ob er wohl die Gefahr suchte, die in ihr schlummerte?
Ob er wohl gerne mit Feuer spielte?
Sie würde ihn nicht spielen lassen. Sie selbst würde spielen.

Als er anfing zu Sprechen, wusste sie es. Er wollte sie aus dem Kozept bringen, sie reizen. Ihr Feuer schüren, bis es hervorbrach.. war das sein Plan?

Sie betrachtete ihn skeptisch. Diesen falsche angeklebte Bart hatte sie schon bei dem ersten Besuch des mysteriösen Fremden bemerkt.
Ihre rot glühenden Elfenaugen waren scharf, und diese Täuschung auch im Dunkel der Taverne sehr wohl erkennen.

Doch wieso versteckte er sich dahinter?
Sie beugte sich ein wenig vor, um etwas leiser sprechen zu können.
Erst in diesem Augenblick konnte man einen Lavariumring erkennen, den sie an einem Lederband um den Hals trug.

Wie es mir geht? Das wisst ihr doch schon, ich denke nicht, dass Euch irgendetwas davon verborgen geblieben ist, was ich tue und mit wem ich des Abends zusammensitze oder sogar welche Getränke ich am liebsten zu mir nehme.

Für einen kurzen Moment blickt sie fort, kramt in ihrer Tasche und stellt eine Flasche Milch auf den Tisch.

Ich nehme nicht an, dass ihr etwas davon probieren wollt nicht wahr? Denn entweder ihr habt dieses "Geschenk" selbst vor meine Türe gestellt, oder ihr habt den beobachtet, der es getan hat.

Sie lächelte gespielt warmherzig.

Ich denke, ihr beobachtet sowieso gerne. Und wisst so einiges über mich. Ihr habe also einen unfairen Vorteil mir gegenüber. Darum. Ihr zuerst...
Erzählt mir etwas von euch, erzähle ich euch etwas von mir.


Während sie das sagte, war sie immer näher gekommen, bis nur noch die Kerze auf dem Tisch zwischen ihnen war.

Jyri blies die Kerze aus.
Es qualmte und roch nach Feuer und Ruß.

Seine Augen waren nun ganz nahe. Bernsteinfarbene Augen, wie die eines Wolfes. Das ist es was er war, ein Wolf. Ein Wolf im Schafspelz. Und auch wenn Jyri auf ihren Streifzügen durch Tavernen und billige Absteigen schon so manches Wesen der Nacht kennen gelernt hatte. Dieses Exemplar hier war etwas besonderes.
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Balshirah » Di, 28. Jan 2014 18:36

Es dauerte nicht lange und schon war er sich ziemlich sicher dass Jyri seine Tarnung durchschaut hatte. Verwundert hatte es ihn nicht, schließlich war sie auch nicht für Elfen gemacht. Seine Törichten Mitmenschen allerdings, hatten nicht einmal die leiseste Ahnung davon wer da nun eigentlich saß. Selbst der Wirt, dessen Hausverbot ihm immernoch galt, hatte ihn für seine mürrische Art relativ freundlich bedient. Er lächelte sacht und Gestand ihr diesen kleinen Erfolg gerne zu. Als sie Anstalten machte sich in seine Richtung zu beugen fiel sein Blick auf den Lavarium Ring der, wohl für sie passender hätte nicht sein können, um ihren Hals hing. Sollte man dem Stück Bedeutung zu messen? Er kannte keine belegten Quellen über manifestierte Elementare in humanoiden, alles was er fand waren Berichte über spontane Entzündungen oder gar Menschen die bei der Arbeit auf dem Felde "ertranken". Wie sollte er mit seinem Fund nun umgehen? Sie hatte den Braten scheinbar gerochen, machte Anstalten den Spieß umzudrehen. Dabei hatte er doch kaum Gelegenheit gehabt seine neue Rolle zu spielen. Den Spaß würde er sich doch nicht so einfach nehmen lassen!
Die Worte die sie sprach lösten in ihm einen Schwall wohliger Gänsehaut aus. Sie zog sich vom Nacken, bebend in die Zehenspitzen. Beinahe hätte er zufrieden geseufzt, doch zog er es vor sich nur an ihrem Blick zu orientieren, ihn fixierend zu erwidern als sie immer näher kam. Da war es nun, das Feuer das in ihren Augen brannte. Er konnte die Wärme förmlich spüren die von ihnen ausging. Nur zu gern wäre er tiefer in ihr Inneres eingetaucht und für einen Moment wandelte sich der Ausdruck in seinem Antlitz komplett. Eine spürbare Vorfreude huschte über sein faltiges, altes Gesicht, über die gut eingecremten Lippen direkt schimmernd aus den viel zu jungen Augen.

Jyri bließ die Kerze aus. Er nutzte diesen Moment um in einem regelrechten Hustenanfall zu verfallen. Gab er sich doch größte Mühe so zu tun als hätte es nun seine armen alten Lungenflügel belastet, zog er das ganze gespielt in die Länge. Nach einer gefühlten Ewigkeit beendete er das Schauspiel abrupt, schnippte sich gegen den klischeehaften Magierhut und eröffnete mit ausladenden Armen echauffiert das Gespräch erneut.
Ihr haltet mich wohl für einen Spanner, Junge Dame! Die Empörung in seiner Mimik war so auffällig überspielt das es wohl selbst der Wirt bemerkt hätte, wenn er nicht gerade damit beschäftigt gewesen wäre seine massive Holzlatte zu polieren, mit der er normalerweise Zechpreller und anderes Gesindel bediente.Ihr habt ja keine Ahnung wie lang ich brauchte um das Portel wiederzufinden durch welches ich überhaupt da gelandet bin! Er musterte die Milch die dort so seelenruhig auf dem Tisch stand einen Moment lang. Mit herzlichstem lächeln entgegnete er ihr eine freundliche aber bestimmte Entschuldigung
Ich würde sie wohl trinken, aber wisst ihr. Ich will nicht ins Detail gehen, aber wenn ihr wisst wie Erdrutsche funktionieren dann wisst ihr was passiert wenn ich Milch trink! Er lachte heiter in üblicher Großvater manier. Ob alte Säcke wohl so reden? Ungeniert und ein wenig obszön waren sie auf jeden Fall.
Etwas über mich..hum. Er schien sehr angestrengt nachzudenken.
Ich bin nur ein kleiner Wandermagus der etwas Elementarmagie studiert. Außerdem trinke ich gern Wein. Was gibt es noch. Am Wochenende schlafe ich gerne etwas länger, Honig ist eine süße Versuchung und Strandspaziergänge im Sonnenuntergang finde ich sehr romantisch... Er trug mittlerweile schon absurd dick auf, wusste Jyri doch sowieso das etwas nicht stimmte. Er fuhr sich beiläufig durch den Grauen Bart, zwirbelte ihn etwas und spielte ein wenig mit den Fingern daran herum.
Seid ihr nun etwas schlauer, Junge Dame? Ach Verdammt, ich bin ja so ungehobelt! Er nahm die Karaffe die der Wirt ihm bereit gestellt hatte und goss etwas von dem süßlich duftenden, tief rot schimmernden Wein in einen Becher. Der Wein schwang leicht hin und her, hinterließ kleine Feuchtigkeitsränder im innnern, schaffte es aber nicht über den Becherrand zu klettern. Ohne den Blick von ihr zu lassen schob er ihn langsam herüber. Mit einem Hauch von Herausforderung in der Stimme sagte er lächelnd
Hier. Für euch. Probiert ihn mal, diesen köstlichen Wein...
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Jyri aus Minoc » Di, 28. Jan 2014 20:18

Der Rauch und der Geruch von Feuer umhüllten den mysteriösen Fremden. Seine Augen, waren wie ein Spiegel seiner Gedanken. Er schien Vergnügen darin zu finden, sie am Tisch zu haben. Doch war es ein dunkles, verruchtes Vergnügen, das einem kommt, wenn man Ameisen mit einem Brennglas verbrennt.

Der Hustenanfall, des Wesens war lächerlich, doch war dies am Ende gar keine Täuschung die für sie selbst gedacht war, sondern für die anderen Menschen, die sich in der Taverne aufhielten. Es musste ja so wirken als ob sie, das feuerspuckende Übel einen alten Mann bedrohte. Sie durfte sich keinesfalls provozieren lassen.

Wer war er? Ein Schmeichler, Verführer..
Ein Verderber..
Sie war sich fast sicher, dass dieses Wesen sich nicht einmal selbst gehörte und auch nichts erschaffen konnte. Er verdarb nur das Lebendige, wodurch dann das Verdorbene nur sozusagen sein war und ihm gehorchen musste.

Wer war sie denn, sich an diesem Wesen zu rächen? Sie, die Herrin über das unendliche Feuer. Dieses Wesen dort, so falsch und verschlagen es auch war, war ihre Mühe nicht wert. Es war er sicherlich nicht fähig zu echten Gefühlen und deswegen eigentlich nicht von Interesse für sie. Und vielleicht handelte es nicht einmal aufgrund von eigenem Willen, vielleicht verbarg sich hinter diesem Täuscher eine weitaus größere, dunklere macht die ihn lenkte. Ein Bote?

Ihre Hände kribbelten.
Ihr ganzer Körper schien vor Neugier zu beben.

Ob dieses Wesen das Gift gelegt hatte?
Fagte sich sich im Stillen und ihre Augen funkelten heiss vor Zorn, als sie an ihren Schmied dachte, wie er da lag, niedergestreckt durch heimtückisches Gift.
Doch musste sie sich beherrschen. Sie breitete ein Leinentaschentuch auf dem morschen versifften Tavernentisch aus und lächelte.
Mit einer gelangweilten Geste, griff sie an ihren Stiefel, in dem das kleine Häutungsmesser steckte und zog es heraus. Das kühle Metall an ihren Fingern beruhigte sie. Seelenruhig und fast spielerisch holte sie einen Apfel aus ihrer Tasche und begann ihn erst an ihrer Robe zu reiben, und dann mit eleganten Bewegungen zu schälen.

Ihre Tarnung als Schülerin der Elementarmagie auffliegen zu lassen, war kein guter Plan. Sie würde sich nicht herablassen, Ihn mit ihrer Macht anzugreifen, und auf sein freundliches Geplapper würde sie auch nicht eingehen, stattdessen würde sie sich gastfreundlich zeigen.

Die rotgelbe Apfelschale ringelte sich in einer perfekten Spirale auf dem holzwurmstichigen Tavernentisch.
Den geschälten Apfel warf sie in die Luft, steckte mit einer blitzschnellen Bewegung das Messer weg, schnippste, und der Apfel teilte sich in vier Teile, die auf das saubere Taschentuch fielen.

Im Augenwinkel betrachtete sie den Menschling, der diese Taverne führte.
Diese wischende, Bewegung mit denen er sein Kerbholz bearbeitete, machte sie leicht nervös.

Ihr vergifteten Wein innerhalb einer so gut gefüllten Taverne zu reichen, wäre reichlich dumm. Und sie schätze ihn nicht so ein, als ober er eine solche Dummheit begehen würde.

Gerne. So erlaubt mir, auch mein Essen mit euch zu teilen.

Mit diesem Worten packte sie die kleine Milchflasche vom Tisch in ihren Beutel und schob ihm den reinen weissen köstlichen Apfel hin.
Dann kam sie wieder etwas näher, ihr Gesicht war jetzt so nah, dass er sie hätte küssen können. Ihr warmer Atem berührte sein Gesicht. Er würde sie nicht töten, nicht heute. Wäre ihm dies möglich, dann würde er nicht drohen und spotten, sondern hätte es schon längst getan.
Ihre Stimme klang rauchig und verführerisch, als sie leise flüsternd zu ihm sprach:

Ein Apfel für euch. Lasst mich heute Eva sein. Der Apfel ist süß wie Honig, glaubt mir. Vielleicht ist es Zeit für einen kleinen Sündenfall. Es könnte interessant werden. Und vielleicht werden wir auch aus dem Paradies geworfen. Dann könnten wir am Strand spatzierengehen und versuchen uns gegenseitig zu quälen. Klingt nach Spass nicht?

Ihre Augen verrieten ihm nicht, ob sie gescherzt hatte, ob dies eine Drohung war, oder ein verlockendes Angebot. Sie sah ihn einfach nur an, und blinzelte nicht. Doch ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen.
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Balshirah » Fr, 31. Jan 2014 00:02

Seit er diese Maskerade begonnen hatte waren schon viele Monde ins Land gezogen, noch mehr hatten den Himmel umwandert als er in die Schatten getaucht war. Chaos und Versuchung, Verderbnis und Gefahr waren seine Begleiter für eine kostbare Spanne von Zeit gewesen und ein süffisantes lächeln machte sich über seinem Gesicht breit als er sich daran zurück erinnerte. Leider war auch ihm nur die Sterbliche Hülle eines Menschen gegeben, auch wenn diese gut trainiert und abgehärtet war. So töricht war er nicht, dem wütenden Mob im Schlepptau der Stadtwachen die Stirn zu bieten. Noch nicht.

Für diesen Moment nun, musste er überlegen. Sollte er seine Tarnung aufgeben und mehr von dem Preis geben was die lodernde Flammengöttin vor ihr schon in ihm erahnte? Oder sollte er es lieber dabei belassen den alten, lustigen Wandermagus zu spielen. Es fiel ihm schwer zu akzeptieren dass dieses Wesen vor ihm für ihn eine wirkliche Gefahr darstellen könnte. Die Fäden die er versuchte um sie zu spannen schienen im Feuer ihrer Seele dahin zu schmelzen. Ungewohnt, hatte er doch mit Manipulation doch die meisten Wege für sich geebnet.

Der Funkelnde Zorn in ihren Augen blieb auch ihm nicht verborgen. Er konnte sich ungefähr ausmalen was sie von ihm halten würde. Er hatte zwar nicht beobachtet und doch war er sich ziemlich sicher dass seine kleinen Geschenken viel Anklang gefunden hatten. Aufmerksam beobachtete er Jyri dabei wie sie ihre feinen Elfenhände um das filigrane Häutungsmesser gewunden hatte. Mit gespielter Erheiterung eines alten Mannes beobachtete er, wie sie erst behutsam den Apfel schälte und ihn mit konditioniert talentiertem Geschick in der Luft und vier Hälften teilte.

Sie hatte wirklich Feuer, dachte er sich. Und das nicht nur im innern.

Aus den Augenwinkel sah er, wie der Wirt sich vor Erschöpfung die Stirn wischte und den Prügel, den er eben noch mit beiden Händen bearbeitet hatte nun glatt poliert in die Ecke stellte.

Jyri nahm die kleine Flasche Milch vom Tisch, in dem sich konzentriertes Gift befand. Ein Schluck hätte gerecht um jemanden Tagelang an der Schwelle des Todes verharren zu lassen. Er kannte die Schmerzen seiner Werkzeuge, hatte er einige an sich selbst erproben müssen um mit der Zeit eine gewisse Resistenz dagegen entwickeln zu können. Aber was wäre das Leben ohne Risiko?

Scheinbar dachte Jyri sich das selbe. Für einen Augenblick waren sie sich so nahe dass es in ihm erbebte. Ein wohliger Schauer schlich sich durch seine Knochen, bescherte ihm eine angenehme Gänsehaut. Ihre Worte gingen unter die Haut. Er hatte sie unterschätzt. Das Bild der naiven kleinen Elfe die eine Macht in sich trug die sie nicht Verstand verblich binnen Sekunden. Sie hatte vielleicht die Kraft nicht unter Kontrolle, aber Naiv war sie absolut nicht. Ihr Atem schlich über sein Gesicht. Ein Hauch von Trauben umspielte seine feinen Sinne. Hatte man Verlangen in seinem Blick erkannt?

Ihre Worte waren wie kleine Rauchschwaden die singend in sein Ohr marschierten. Der Klang war nicht unangenehm, er hatte etwas sinnliches. Und die Elfe tat ihr übriges um das Laster der Verführung zu beschreiben.
Mit Worten malte sie Bilder in seinem Kopf, schien seine Fantasie für einen Moment in ihrem Bann zu halten. Einen Moment der ihm wie eine Ewigkeit vor kam, in Wahrheit aber wohl nur ein zwei hauchende Atemzüge der Schönheit vor ihm gewesen waren.

Er schüttelte es ab. Fast unmerklich für einen Menschen, aber wohl spürbar für Elfen. Er verzog das künstliche faltige Gesicht ebenfalls zu einem grinsen. Die Blicke hatten sich nicht gelöst. Er sprach leise, ruhig, aber vor allem mit einer jungen, glatten Stimme die sich glänzend über die Worte die er sprach ergoss.

Der Sündenfall ist doch gar nichts im Vergleich zu dem Spaß den wir zwei gemeinsam erleben könnten.Sie waren sich so nah, so mancher wäre wohl Schwach geworden. Seine Augen sangen nicht von Boshaftigkeit, sie hatten fast die spielerische Unbeschwertheit eines Kindes, auf eine reifere verderbtere Art. Sein Blick huschte über die erloschene Kerze. Er beugte sich ein Stück hervor und hauchte die nächsten Worte direkt in ihr spitzes Ohr Ihr seid nicht die einzige in der ein Feuer brennt...auch wenn das meine keine Hitze spendet..Vielleicht versucht ihr zu verbergen, doch seid ihr nichts was in diese Welt passt... Sein Blick striff ihren einen kurzen Moment und die Herausforderung in seinen Augen machte klar was er meinte. Welche Menschen würden sich wohl mit Jyri abgeben wollen? Alle, solang bis ein Missgeschick passiert. Argwohn und Hass bestimmten das Leben überall und Fremdes war wie ein Magnet dafür. Augenblicklich rutschte er zurück auf seinen Stuhl, lachte schallend in Stiefvatermanier und griff beim Apfel beherzt zu.
Zu freundlich von euch. Ihr habt ja richtig gute Manieren, Spitzöhrchen!
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Beitragvon Jyri aus Minoc » Fr, 31. Jan 2014 00:52

Sie nippte an dem angebotenen Wein, und Feuer fuhr durch ihren Körper.
Sie wollte nun endlich Klarheit haben. Sie würde sich nicht mehr hinhalten lassen. Schon an den ausgetrockneten Lippen hatte sie erkannt, das ihn irgendeine Kraft von innen her auszehrte, seine Seele verbrannte.

Was bei der Göttin Vulkan machst du hier, ilfirin.. Sag es mir jetzt. Wer hat dich geschickt?

Ihre Stimme lang beinahe gebrochen, so rauh und sinnlich. Sie flüsterte.
Die Feuerelfe blickte ihn an, ihre Augen waren weit geöffnet, Schatten und Licht spielen mit ihrem feuerroten Haar.
Zeitweise sah es so aus, als würde es in Flammen stehen,
jedoch schienen das nur Lichtreflexionen der Fackeln zu sein, die den Tavernenraum notdürftig beleuchteten.

Du weisst wer ich bin, und ich bin nicht glücklich darüber. Wenn ich hier niemanden hätte, würde ich dich töten, wenn das möglich wäre.
Du weisst zu viel von mir. Wer sagt mir dass du nicht losrennst und einen Gardisten über mich informierst?
Nein - das würdest du nicht tun. Du versteckst dich nicht umsonst
unter diesem großen Hut und hinter dem Rauschebart.

Ich lasse dich am Leben. Auch wenn es wohlmöglich falsch ist, dich am Leben zu lassen.
Ich werde nicht vor Dir davonlaufen und du nicht vor mir.
Doch...
Wenn du Kalrin etwas getan hast, werde ich dich jagen.


Hass blitzte in ihren Augen auf, doch da war noch etwas anderes was hinauswollte.. Irgendetwas an ihm schien sie anzuziehen, sie zu reizen.
Ihre Augen schauten ihn für einen Moment beinahe zärtlich an.

Ich weiss das Feuer in mir würde vor Freude übersprudeln, wenn ich deinen Kopf sanft in meine Hände nehmen würde..

Der sehnsuchtsvolle Klang ihrer Stimme schien alles zu elekrisieren, sanft streichelt sie über sein Gesicht. Sie seufzte auf. Sie hatte so lange gewartet, auf jemanden wie ihn. Leicht liebkosten ihre zarten Elfenhände seine Schultern, seinen Nacken. Immer darauf bedacht, seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen.

Kurz hielt sie inne. Um dann fortzufahren..

Denn wir sind beide Wesen, die nicht hierhergehören. Zärtlich werden meine Finger über dein Gesicht fahren..

und dir dann das Häutungsmesser an die Kehle halten.
SO ETWA!


Sie zückte das Häutemesser schneller als er reagieren konnte, oder wollte er gar nicht reagieren? Das kalte Metall berührte zart seine Haut. Fast schon liebkosend zog sie die Rückseite der Klinge über seinen Hals.
Genoss er diesen Augenblick etwa so sehr wie sie?

Mein Feuer würde vor Freude tanzen, brennen,
wenn die Krähen kommen und nach deinen bernsteinfarbenen Augen picken, melethron. Wenn Du es warst, der Kalrin angefasst hat.
Ich würde dich freilassen, und dann wieder jagen.


Sie lächelte sinnlich und schloss die Augen für einen kurzen Moment um ihn dann umso intensiver anzublicken.

Wenn ich dich dann gefangen habe würde mein Feuer lodern und eine Spur der Verwüstung duch Pergon ziehen. . .Würde dir das gefallen?! Natürlich würde es.
Ich sehe doch das Flehen nach Schmerz und Vernichtung in deinen Augen.


Hauchte sie nur noch. Und drückte das Messer etwas fester an seine Kehle. Was der Wirt oder die anderen Tavernengäste von ihr halten würden, interessierte sie nicht mehr. Er und sie würden sowieso nicht lange hier verweilen. Hier war es für keinen von ihnen beiden sicher.

Wesen wie du, sie bringen nichts als Schmerz und Verzweiflung. Manchmal sehne ich mich ein wenig danach.
Aber man kann keine echte Befriedigung daraus schöpfen. Das einzige wonach mein Herz sich sehnt ist Liebe dieses Sterblichen.
Ihr Glück und ihr Schmerz, ihr Feuer, ihre rasende Eifersucht, ihre Verzweiflung, da er vergeht und ich nicht.

Doch ich habe keine Beweise, dass du auch nur irgendetwas damit zu tun hast. Wie schade.


Sie kicherte und nahm das Messer von seiner Kehle, und steckte es bedauernd in die Messerscheide, die an ihren Gürtel hing. Das Lachen hielt nur für ein paar Sekunden. Und als es vorbei war, hätte man nicht denken können dass das Wesen vor ihm überhaupt eines Lachens mächtig gewesen wäre. Jyris Augen loderten heller als all die Lava unter der dünnen Kruste der Erde.
Sie versuchte ihre Kraft in ihn hineinzustürzen, seine Tiefen und dunklen Gedanken auszuloten. Eins mit ihm zu werden.

Warum bist du hier, ilfirin.. warte! Warte.. ich spüre dass du nicht nur da bist um mich zu quälen.
Da ist noch etwas anderes. Ich fühle es.
Fühle Dich. Wesen.


Erschreckt über die Erkenntnis, sah sie ihn plötzlich mitleidig an. Er hatte es ihr selbst gesagt.

Du hast vergessen wie es ist das Feuer zu spüren. Das Feuer in dir selbst.
Ist es nicht so?


Sie atmete aus.

Nichts anderes hat dir geholfen. Nicht wahr?
Du bist so schwach. Nichts kannst du machen um dein Innerstes zu retten.

Also bist du zu mir gekommen, wissend, dass es uns beide und auch alle anderen Lebewesen auf Pergon MEHR kosten könnte als das Leben.

Komm mit mir úvanimo. Ich helfe Dir, ich werde dir etwas schenken. Aber nicht hier. Aber du musst dafür auch etwas für mich tun.


Sie nahm ihn bei der Hand. Ob er ihr aus der Taverne folgen würde?
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Balshirah » Sa, 01. Feb 2014 19:22

Ihre Hand versprühte diese unnatürlich, dennoch angenehme, Wärme die er bereits in ihren Augen lodern sah. Er wurde aus ihr nicht schlau. Hatte sie ihn durchschaut oder war das der Anfang eines Spieles dessen Regeln ihm entgangen waren? Er ließ sich unter den Blicken der immernoch schockierten Gäste langsam aus dem Raum führen. Getuschel wurde laut. Die meisten der skeptischen, teils ängstlichen Worte galten der Elfe. Unverständnis darüber wie er ihr nur folgen konnte. Sie fragten sich wohl wie der alte Mann in sein Verderben laufen konnte ohne auch nur den Hauch von Angst zu haben. Wahrscheinlich dachten sie er war senil, des Lebens müde. Er musste unweigerlich schmunzeln. Menschen waren so einfach gestrickt, so naiv in ihrem Denken. Das knarzen der Tavernentür ließ ihn erschauern vor Aufregung. Innerlich war er so aufgewühlt wie schon lange nicht mehr. Die kühle Nachtluft umfing ihn in enger Umarmung. Es war schon spät geworden und mit dem zufallen der Tavernentür wusste er dass es kein Zurück mehr gab. Er folgte ihr tiefer in den Wald hinein, wortlos und ohne den Blick von ihr zu lassen.

An einer kleinen Lichtung machte sie Halt, ließ ihn dann sachte los und setzte sich auf eine Wurzel. Sie blickten sich an, die Nacht war totenstill. Selbst der Wind hatte sein munteres Blattspiel für diesen Moment unterbrochen, so schien es. Es war wohl so weit. Bevor er das Wort ergreifen konnte kam sie ihm zuvor. Sie hatte seine Maskerade satt. Kaum hatte sie ihren Satz vollendet Flogen Funken durch die Luft und setzten seinen Bart lichterloh in Flammen. das Feuer sprang in seine Haare, versengte die fein angefertigten künstlichen Stücke binnen Sekunden. Bevor er reagieren konnte flog die feine Asche bereits langsam zu boden. Er rieb sich über sein Gesicht. Es war komplett unversehrt, ebenso sein feierlicher Magierhut.
Welch erstaunliches Kunststück sagte er.
Ihr habt recht, ich bin diese Maskerade Leid.
Er schloss die Augen, murmelte ein paar leise Worte und malte scheinbar ein unsichtbares Zeichen in die Luft. Die Illusion des alten Mannes begann zu verblassen. Die Augenringe verschwanden, die Falten zogen sich zusammen. Zum Vorschein kam das Gesicht eines jungen Mannes, makellos und rein. Er tippte sich wie in Trance gegen Hut und Robe. Die Robe schien in sich zusammen zu fallen. Sie schien beinahe in sekundenschnelle zu altern, wurde modrig, abgewrackt und löchrig. Das strahlende Rot wich einem neblig, dreckigen Schwarzton, der längst seine volle Pracht verlebt hatte und nun im modergrau "erstrahlte". Der Hut verformte sich. Was einst ein Magierhut gewesen war, zerfloss. Aus ihm wuchs Schwarzes Stroh, tanze in der Luft und verwob sich zu einem filigranen Strohhut der einen Großteil seines Gesichts verdeckte.

Er öffnete die Augen und atmete tief ein. Endlich war er diese Fassade los. Freiheit durchströmte ihn, als hätte er einen Sack Steine von seinem Rücken geworfen. Mit der Gelassenheit eines Zeitlosen holte er aus der Robe ein paar Handschuhe hervor und zog diese, eng anliegend und knarzend über die Hände.

Er tippte sich an den Hut, rückte ihn ein Stück höher und suchte ihren Blick. Da waren sie nun, auf gleicher Augenhöhe und ohne lächerliche Tarnung die für noch erbärmlichere Wesen geschaffen war...
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Re: Flüstern im Wind

Beitragvon Jyri aus Minoc » Sa, 01. Feb 2014 22:20

Ihr Körper fühlte sich an als würde sie lichterloh brennen. Als er seine Tarnung fallen ließ war es, als würde sie ihn fast kennen. Was war das für ein merkwürdiges Gefühl, denn ihn hatte sie mit Sicherheit noch niemals gesehen. Der modrige Geruch seiner Robe schlich sich wie Gift in ihr Gemüt und ihre Seele. Sie würde ihre Gedanken nicht mehr vor ihm verbergen. Sie würde ihm alles sagen. Sie erneuerte ihr Versprechen ihn zu jagen, ihn zu finden, und dann wieder freizulassen um ihn erneut zu fangen, wenn er noch einmal ihr Leben mit Kalrin stören würde.
Wut und Hass keimte in ihr. Und ein Stückchen Hoffnungslosigkeit. Doch gerade das war es, das sie stärker machte, je hoffnungsloser und furchtbarer sie sich fühlte, je mehr sie litt und fast vor Schmerz verging, desto stärker brannte das Feuer in ihr.
Kalrin, ein Sterblicher. Er war so zerbrechlich und unschuldig. Ob es ihr gelingen ihn, seine Unschuld und seine Liebe am Leben zu erhalten? Und wenn, wie lange. Denn nichts war für ewig. Für die Menschen nicht und für Elfen auch nicht.
Diese Liebe, diese süße Verzweiflung, machte sie stärker.
Der Fremde hatte mit ihr gespielt. Er hatte ihr mit seelischen und realem Gift gezeigt, wie mächtig er war. Ein Hauch, ein Winken seiner Hand, und alles um ihm herum verging. Verwelkte. Starb. Und das zeigte er ihr noch einmal mit einer Wand aus seinem grünen giftigen Feuer. Fast spielerisch forderte er sie dazu auf diese anzufassen, konnte ihr doch Feuer nichts anhaben. Er lachte sie aus, als sie dies ablehnte.

Furcht ist irrelevant. Klugheit lässt mich nicht zugreifen.
sagte sie nur.

Er hatte sie für Beute gehalten. Jagte sie, wollte ihr Feuer für sich verwenden, sie benutzen. Wolle die Kraft aus ihr hinausziehen. Doch sie war keine Beute.
Skorpione hatten ihr Gift. Doch man konnte ihr Gift ebenso zur Heilung einsetzen, zur Stärkung. Imun dagegen werden.
Wenn sie das geschafft hatte, wenn sie wusste woraus es sich zusammensetzte und was dahintersteckte, würde sie es bekämpfen können. Und dann würde sie die Jägerin sein. Und er die Beute.

Oh und dann würde sie brennen. Er hatte mit ihr gespielt. Und sie würde jetzt mit ihm spielen.

Es gab riesige Lavaseen unter der Oberfläche dieses Kontinents, doch sie würden niemals ausbrechen. Es fehlte etwas, was sie stärker machte.
Druck.
Und so war es auch mit ihrem Feuer. Es würde stärker werden, wenn sie sich gegen jemanden behaupten musste, der ebenso stark war wie sie selbst. Es würde sie anspornen, sollte sich herausstellen, dass er noch ein wenig stärker war. Er war dieser Druck, den sie brauchte, diese massive Felswand, die sich auf sie zuschob, sie einengte, ihr Feuer stärkte.

Egal was er tat. Es würde sie stärker machen. Würde er sich unterwerfen, würde das ihr Selbstvertrauen stärken, würde er sie töten wollen, würde er sie mit der Zeit gegen sein Gift imunisieren, und sie ausserdem lehren, immer auf der Hut zu sein. Und einen Schritt voraus zu denken.

Sie redete auf ihn ein. Drohte, schmeichelte, hauchte verführerisch, und blickte ihn dann wieder hasserfüllt an.
Diese ganze Palette an Gefühlen die er in ihr auslöste, war kaum zu ertragen, und Feuer brach aus ihren Händen als er sie auch noch provozierte.

Sie erinnerte sich an den Wein an dem sie kurz genippt hatte,
süß und rot. Mit einem Nachgeschmack der ihr Herz aus dem Takt gebracht hatte.

Ein Elixir, dass sie die Wahrheit sprechen ließ. Und so erfuhr er jede Kleinigkeit, über ihr Feuer, über Kalrin, über das was sie am Leben hielt. Über ihre Pläne, und über das, was sie stärkte, was das Feuer in ihr brauchte, um brennen zu können. Doch er erfuhr auch, wie stark sie war, und wie stark ihr Wille war, zu gewinnen und ihn zu unterwerfen.

Und scheinbar war das noch nicht alles, ein Nachgeschmack auf ihrer Zunge verriet ihr eine weitere List von ihm.
Er hatte sie einem Liebestrank ausgesetzt. Der ebenfalls in den Wein gepanscht war.

Doch wenn es nichts Gutes und Reines in ihm gab, hatte der Trank wenig Wirkung. Niemand ausser einer Mutter konnte etwas absolut verdorbenes, kaltes und böses lieben.
Doch war nicht eine solche Liebe die allerstärkste von allen? Eine Liebe die alles aufs Spiel setzte um den rechten Weg zu weisen, zu heilen, sich selbst nicht wichtig nehmend.

Ihre roten glühenden Augen betrachteten den Unsterblichen.
Er hatte sie gesucht, er hatte sie bedroht, er hatte ihr gezeigt, dass ein Wink von ihm genügte ihr ganzes Glück zu zerstören.

Er wollte etwas von ihr, er hatte sie gerufen. Doch hatte er nicht gewusst, WAS er da wecken würde, als er ihr den Trank in den Wein gemischt hatte. Sie würde versuchen ihn zu heilen, sie würde ihn mit ihrem reinigenden Feuer ausbrennen, auch wenn sie beide zu Asche zerfallen würden.

Nun musste er mit den Geistern leben, die er rief.

Oh ja sie würde ihm geben was er so dringend wollte. Ihr Feuer.
Sie würde es ihm schenken, doch nicht so wie er es sich dachte.
Sie würde mehr von ihm erfahren. Und sie würde mehr an Wissen bekomen, als was sie an Feuer gab.

Es soll sein wie du es wünschst - Wesen. Ich werde dir mein Feuer schenken. Ich werde die Worte des Vulkans in deine Ohren flüstern. Halte still.

Das Feuer erschien auf ihren Handflächen und sanft berührte sie damit seine Schultern. Das Feuer drang in seinen Körper, in seine Seele. Wärmte ihn sanft. Jyri schickte das lebendige Feuer durch seinen kalten Körper und hinterließ einen Funken Freiheit. Doch sie stieß auf nichts als Gift und eisige Kälte. Frierend konnte sie es kaum ertragen hier zu sein, in ihm.
Sanft sprach sie auf elbisch zu ihm, so wie man zu einem Kind spricht, oder wie man in der Dunkelheit redet, wenn man sich fürchtet. Liebevoll redete sie zu ihm. Vollführte ein altes elbisches Ritual, jemanden an sich zu binden.

Es waren nur Sekunden, doch sie fühlte sich als würde sie sich stundenlang durch die Dunkelheit kämpfen. Schon wollte sie aufgeben. Bis sie schließlich ganz tief in seiner Seele auf ein Geheimnis stieß, dass in einer Ecke ganz klein und zusammengekauert saß. Es war dunkel, sie strengte sich an, es zu ergründen. Doch er hatte bemerkt was sie tat.

Hatte er sich zuvor entspannt und ihr Tun nicht durchschaut, schienen jetzt sämtliche Fallgitter hinunterzurasseln. Wütend wehrte es sich gegen die Berührung ihrer Hände, gegen ihr warmes Feuer, gegen ihre unerschrockene Seele. Sie hatte es trotz Wahrheitstrank fast geschafft ihn auszutricksen.

Kalt strich die Nachtluft um sie beide und flüsterte ihnen in ihre Ohren. Erschrocken hatte sich Jyri für einen kleinen Moment nicht mehr unter Kontrolle.
Unsanft wurde ihr Geist aus seiner Seele gerissen. das Ritual war beendet worden, noch bevor sie einen Großteil seiner Seele angesehen hatte.
Jyri aus Minoc

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