Der Tag des Trankopfers

[Brae Fearchara]

Ja, warum war sie hier.
Wie alle Töchter der Sonnenscheibe, hatte sie sich des Körpers einer Walküre bedient um von den Sternen hinab zur Erde zu reisen.
Und musste sich erst langsam an die Begrenzungen gewöhnen, die ein solcher Körper hatte.
Selbst wenn es einer der perfektesten Körper war, die auf Pergon zu finden waren.

Es war seltsam einen Körper zu haben, wenn man es gewohnt war, ein helles Licht am Himmel zu sein.

Wie jede Tochter der Sonnenscheibe, war sie mit einem wichtigen Auftrag gekommen.
Doch kam es vor, dass Sonnenkinder - überrascht von diesen neuen Eindrücken, und den Empfindungen und Gefühlen - vergaßen warum sie auf Pergon wandelten.
Sobald ihr Wesen mit der Walküre verschmolzen war, hatten sie nicht nur die Stimme der Sonnenscheibe verloren, sie hatten auch etwas gewonnen. Ihren freien Willen. Der jeder Kreatur Pergons zu eigen war.
Und die Gefühle und Sinne der Walküre.
Sie konnte nun sehen, riechen, hören, fühlen und schmecken, wie diese Welt beschaffen war.
Doch dies tat sie nur am Rande.

Sie war hier um eine Ketzerin zu fangen.
Eine Verräterin, die den ihr gegebenen Körper zu ihren eigenen Zwecken benutzt und die ihre Zeit auf dieser Welt gestohlen hatte.

Diese Deserteurin hatte die Walküren entweiht, die ehrenvoll gefallene Krieger zur Sonnenscheibe brachten.
Einem Mann, der niemals ins Reich der Sonnenscheibe eingehen würde, hatte diese Fahnenflüchtige ihr Herz geschenkt.
Und obwohl dieser wortbrüchigen Abtrünnigen untersagt wurde, diesen Mann jemals wieder zu sehen, hielt sie an dieser Bindung fest und schenkte diesem Unwürdigen ein Teil ihrer geliehenen Unsterblichkeit.

Auch hielt sie nichts mehr von jahrhundertealten Ritualen, sondern wandelte sie um, wie es ihr passte.
Das konnte nicht ungestraft bleiben...

Ich bin auf der Suche nach einer Schwester von mir. Ich möchte sie nach Hause bringen.
Bis ich sie gefunden habe, lebe ich, und amüsiere mich ein bisschen mit tapferen jungen Kriegern und biccos Averos wie euch.
Jenen die nicht vor einem Drachen zurückweichen, und lieber ehrenvoll sterben,
als zuhause am warmen Feuer zu sitzen, oder alleine in einer Mine zu versauern.


Sie lachte und ihr Lachen war klar und hell. So wie ein warmes Feuer.
Ihr weiches lockiges Haar fiel ihr über die Schultern und schimmerte im Licht der Kerzen wie Honig.
Sie mochte dieses Leben, die Klänge der Harfe, die Stimmen der Krieger, ihre rauen Späße, die Farbe des Weines und den Geschmack von dieser herrlichen Marmelade.

Das Leben der anderen interessierte sie wenig.
Ob sie sich in Schwierigkeiten brachten, ob sie morgen von einem Teufelsdiener zertrampelt werden würden, ob sie auf der Suche nach sich selbst waren.
Sie waren allesamt sterbliche Wesen, und schon niedlich anzuschauen, doch verstand Brae nicht, wie man sich in etwas so vergängliches verlieben konnte.
Auch wenn die Zeitspanne bei den beiden elfenartigen Geschöpfen doch etwas länger war.
Sie blickte in die Gesichter, und fragte sich, wie ihre Schwester ein unsterbliches Leben wegwerfen konnte,
für ein paar Jahre mit einem alten Mann.

[Brae Fearchara]

Ihr habt vielleicht von ihr gehört, ich meine, sie ist eine Walküre wie ich. Von einer unserer Art hört man doch?
Ihr Name ist Dana. Manchmal nennt sie sich auch Kitha.
Kennt ihr jemanden mit dem Name Kitha oder Dana?

Sanft strich sie sich das goldene Haar aus dem Gesicht und blickte in die Runde.