von Jyri aus Minoc » Sa, 01. Feb 2014 22:20
Ihr Körper fühlte sich an als würde sie lichterloh brennen. Als er seine Tarnung fallen ließ war es, als würde sie ihn fast kennen. Was war das für ein merkwürdiges Gefühl, denn ihn hatte sie mit Sicherheit noch niemals gesehen. Der modrige Geruch seiner Robe schlich sich wie Gift in ihr Gemüt und ihre Seele. Sie würde ihre Gedanken nicht mehr vor ihm verbergen. Sie würde ihm alles sagen. Sie erneuerte ihr Versprechen ihn zu jagen, ihn zu finden, und dann wieder freizulassen um ihn erneut zu fangen, wenn er noch einmal ihr Leben mit Kalrin stören würde.
Wut und Hass keimte in ihr. Und ein Stückchen Hoffnungslosigkeit. Doch gerade das war es, das sie stärker machte, je hoffnungsloser und furchtbarer sie sich fühlte, je mehr sie litt und fast vor Schmerz verging, desto stärker brannte das Feuer in ihr.
Kalrin, ein Sterblicher. Er war so zerbrechlich und unschuldig. Ob es ihr gelingen ihn, seine Unschuld und seine Liebe am Leben zu erhalten? Und wenn, wie lange. Denn nichts war für ewig. Für die Menschen nicht und für Elfen auch nicht.
Diese Liebe, diese süße Verzweiflung, machte sie stärker.
Der Fremde hatte mit ihr gespielt. Er hatte ihr mit seelischen und realem Gift gezeigt, wie mächtig er war. Ein Hauch, ein Winken seiner Hand, und alles um ihm herum verging. Verwelkte. Starb. Und das zeigte er ihr noch einmal mit einer Wand aus seinem grünen giftigen Feuer. Fast spielerisch forderte er sie dazu auf diese anzufassen, konnte ihr doch Feuer nichts anhaben. Er lachte sie aus, als sie dies ablehnte.
Furcht ist irrelevant. Klugheit lässt mich nicht zugreifen.
sagte sie nur.
Er hatte sie für Beute gehalten. Jagte sie, wollte ihr Feuer für sich verwenden, sie benutzen. Wolle die Kraft aus ihr hinausziehen. Doch sie war keine Beute.
Skorpione hatten ihr Gift. Doch man konnte ihr Gift ebenso zur Heilung einsetzen, zur Stärkung. Imun dagegen werden.
Wenn sie das geschafft hatte, wenn sie wusste woraus es sich zusammensetzte und was dahintersteckte, würde sie es bekämpfen können. Und dann würde sie die Jägerin sein. Und er die Beute.
Oh und dann würde sie brennen. Er hatte mit ihr gespielt. Und sie würde jetzt mit ihm spielen.
Es gab riesige Lavaseen unter der Oberfläche dieses Kontinents, doch sie würden niemals ausbrechen. Es fehlte etwas, was sie stärker machte.
Druck.
Und so war es auch mit ihrem Feuer. Es würde stärker werden, wenn sie sich gegen jemanden behaupten musste, der ebenso stark war wie sie selbst. Es würde sie anspornen, sollte sich herausstellen, dass er noch ein wenig stärker war. Er war dieser Druck, den sie brauchte, diese massive Felswand, die sich auf sie zuschob, sie einengte, ihr Feuer stärkte.
Egal was er tat. Es würde sie stärker machen. Würde er sich unterwerfen, würde das ihr Selbstvertrauen stärken, würde er sie töten wollen, würde er sie mit der Zeit gegen sein Gift imunisieren, und sie ausserdem lehren, immer auf der Hut zu sein. Und einen Schritt voraus zu denken.
Sie redete auf ihn ein. Drohte, schmeichelte, hauchte verführerisch, und blickte ihn dann wieder hasserfüllt an.
Diese ganze Palette an Gefühlen die er in ihr auslöste, war kaum zu ertragen, und Feuer brach aus ihren Händen als er sie auch noch provozierte.
Sie erinnerte sich an den Wein an dem sie kurz genippt hatte,
süß und rot. Mit einem Nachgeschmack der ihr Herz aus dem Takt gebracht hatte.
Ein Elixir, dass sie die Wahrheit sprechen ließ. Und so erfuhr er jede Kleinigkeit, über ihr Feuer, über Kalrin, über das was sie am Leben hielt. Über ihre Pläne, und über das, was sie stärkte, was das Feuer in ihr brauchte, um brennen zu können. Doch er erfuhr auch, wie stark sie war, und wie stark ihr Wille war, zu gewinnen und ihn zu unterwerfen.
Und scheinbar war das noch nicht alles, ein Nachgeschmack auf ihrer Zunge verriet ihr eine weitere List von ihm.
Er hatte sie einem Liebestrank ausgesetzt. Der ebenfalls in den Wein gepanscht war.
Doch wenn es nichts Gutes und Reines in ihm gab, hatte der Trank wenig Wirkung. Niemand ausser einer Mutter konnte etwas absolut verdorbenes, kaltes und böses lieben.
Doch war nicht eine solche Liebe die allerstärkste von allen? Eine Liebe die alles aufs Spiel setzte um den rechten Weg zu weisen, zu heilen, sich selbst nicht wichtig nehmend.
Ihre roten glühenden Augen betrachteten den Unsterblichen.
Er hatte sie gesucht, er hatte sie bedroht, er hatte ihr gezeigt, dass ein Wink von ihm genügte ihr ganzes Glück zu zerstören.
Er wollte etwas von ihr, er hatte sie gerufen. Doch hatte er nicht gewusst, WAS er da wecken würde, als er ihr den Trank in den Wein gemischt hatte. Sie würde versuchen ihn zu heilen, sie würde ihn mit ihrem reinigenden Feuer ausbrennen, auch wenn sie beide zu Asche zerfallen würden.
Nun musste er mit den Geistern leben, die er rief.
Oh ja sie würde ihm geben was er so dringend wollte. Ihr Feuer.
Sie würde es ihm schenken, doch nicht so wie er es sich dachte.
Sie würde mehr von ihm erfahren. Und sie würde mehr an Wissen bekomen, als was sie an Feuer gab.
Es soll sein wie du es wünschst - Wesen. Ich werde dir mein Feuer schenken. Ich werde die Worte des Vulkans in deine Ohren flüstern. Halte still.
Das Feuer erschien auf ihren Handflächen und sanft berührte sie damit seine Schultern. Das Feuer drang in seinen Körper, in seine Seele. Wärmte ihn sanft. Jyri schickte das lebendige Feuer durch seinen kalten Körper und hinterließ einen Funken Freiheit. Doch sie stieß auf nichts als Gift und eisige Kälte. Frierend konnte sie es kaum ertragen hier zu sein, in ihm.
Sanft sprach sie auf elbisch zu ihm, so wie man zu einem Kind spricht, oder wie man in der Dunkelheit redet, wenn man sich fürchtet. Liebevoll redete sie zu ihm. Vollführte ein altes elbisches Ritual, jemanden an sich zu binden.
Es waren nur Sekunden, doch sie fühlte sich als würde sie sich stundenlang durch die Dunkelheit kämpfen. Schon wollte sie aufgeben. Bis sie schließlich ganz tief in seiner Seele auf ein Geheimnis stieß, dass in einer Ecke ganz klein und zusammengekauert saß. Es war dunkel, sie strengte sich an, es zu ergründen. Doch er hatte bemerkt was sie tat.
Hatte er sich zuvor entspannt und ihr Tun nicht durchschaut, schienen jetzt sämtliche Fallgitter hinunterzurasseln. Wütend wehrte es sich gegen die Berührung ihrer Hände, gegen ihr warmes Feuer, gegen ihre unerschrockene Seele. Sie hatte es trotz Wahrheitstrank fast geschafft ihn auszutricksen.
Kalt strich die Nachtluft um sie beide und flüsterte ihnen in ihre Ohren. Erschrocken hatte sich Jyri für einen kleinen Moment nicht mehr unter Kontrolle.
Unsanft wurde ihr Geist aus seiner Seele gerissen. das Ritual war beendet worden, noch bevor sie einen Großteil seiner Seele angesehen hatte.
Jyri aus Minoc
Letterbox
Briefkasten Nr 14785534