Steckbrief
Name: Nikita Sortir
Beruf: Asketin

 

Die Wahrsagerin

Einst lebte ich auf einem fernen Kontinent, fernab von Krieg und Gewalt. Unser Häuschen stand am Rande einer riesigen Magierstadt namens Oractus.
Meine Großmutter und mein Bruder, Domian, lebten mit mir zusammen, bis Domian entführt wurde:

Es war eine Nacht, in der Nebelschwaden die Stadt einhüllten und meine Großmutter sich bei einem Magieseminar befand. Wir beide verbrachten den Abend allein zuhause.
Ich war damit beschäftigt, die Alchemie zu studieren und meine Grimoiren zu lernen, als ich plötzlich durch Gepolter in der Küche gestört wurde. Ich rannte, nur mit meinem Nachtgewand bekleidet, die Treppe runter. Doch zu spät! Alles was ich vorfand, war ein Chaos…

Ich zog schnell meine Robe über, schnappte meinen Magiestab, der an der Wand lehnte, rannte zur Haustüre hinaus und verfolgte die laute Meute. Sie liefen zum Hafen, was wollten sie dort?
Ich rannte, so schnell mich meine Beine trugen, und erreichte das Schiff in allerletzter Sekunde. Der Anker war gelichtet und ich sprang, mit einem beherzten Satz, auf das Gefährt.
Jedoch ließ meine Entdeckung nicht lange auf sich warten und so wurde auch ich eine Gefangene der Piraten.

Die Sonne löste den Mond ab und alles was ich sah war Wasser. Nach einigen Tagen des Schaukelns schrie ein Matrose: „LAND IN SICHT!“
Wir liefen im Hafen einer kleinen Insel ein, das war das erste Mal, seit Tagen, dass ich Gras roch, anstatt der salzigen Seeluft.
Uns wurde der Landgang gestattet, um uns die Beine zu vertreten. Die Straßen waren wie leergefegt, als ich durch sie ging. Kein Vogelgesang und auch jegliches andere Leben war zu sehen.

Ich steckte die Hände in die Taschen meiner Robe, da fühlte ich etwas Rundes und ein grasartiges Gewächs. „Zauberkräuter?“ fragte ich mich.
Und just in diesem Augenblick rief der Kapitän nach uns, wir sollten wieder zum Schiff kommen. Am Hafen zurück flüsterte ich einen Spruch, den ich seit dem Abend unserer Entführung im Kopf hatte, und betrat das Schiff.

Nach einigen Seemeilen Fahrt war es endlich soweit, ich sprang auf und rief:
„Pas au de Por“. Ein Nebel umhüllte mich und ich verließ unser Gefängnis. Der Spruch, den ich vor einigen Stunden aussprach, brachte mich auf die Insel, die von dem Piratenpack geplündert wurde.

Ganz im Gegensatz zu vorhin standen plötzlich Dorfbewohner vor mir und hießen mich herzlich willkommen. Der Abend brach ein und wie ich so im Stroh der Scheune lag, kamen mir Zweifel auf, ob ich das Richtige getan habe.
„Wie konnte ich Domian nur zurück lassen?“ Da kamen mir die Wahrsagungen meiner Großmutter wieder in den Sinn.

„Du wirst eines Tages allein sein, getrennt von deiner Familie“

Und so wie das Schicksal es voraus gesehen hatte, ist es auch gekommen. Auf der Insel gab es keinerlei mir bekannter Zauberkräuter oder magische Sprüche. Dank der Bewohner von Jhelom, lernte ich schnell auch ihre Magie kennen und lebte seither in Frieden mit ihnen.

Ich warte seither auf den Tag, an dem ich die Weiten Pergons erforschen kann, von denen mir so viel erzählt wurde, und hoffe meinen Bruder bald wieder zu finden.