Steckbrief
Name: Kr’czok
Beruf: Attentäter
 



Kr’czok – Ein Leben auf der Flucht

Der riesige Orc-Kapitän war auf dem Weg durch den schon beinahe komplett düsteren Wald. Es war schon spät und die letzten Strahlen der Sonne schon lange hinter den Wipfeln versunken. Er trug eine beeindruckende Rüstung aus Metallplatten. Diese Kreatur hatte etwas abgrundtief Hässliches an sich. Das einzig sympathische an seinem Aussehen war ein Amulett, das er um den Hals trug. Es blinkte schon von weitem im Schein seiner Fackel, als wäre es aus purem Licht gefertigt.

Immer wachsam, bemerkte der Orc plötzlich einen fremden Geruch. Er schien etwas Verdächtiges aus Richtung Westen zu schnuppern. Sicherheitshalber zog er sein gewaltiges Berserker-Schwert und lauerte auf jede Bewegung zwischen den Büschen und Bäumen. Langsam bewegte er sich auf den Geruch zu. Dabei versuchte er offensichtlich so leise wie möglich zu sein. An einem dichten Holunderbusch verlangsamte er seine Schritte weiter. Er versuchte durch den Busch zu spähen, denn er schien der Quelle des Geruchs beinahe auf den Grund gekommen zu sein.

Plötzlich brach er zusammen. Die Fackel fiel zu Boden. Aus den dunklen Schatten der umliegenden Sträucher huschte eine kleine Gestalt wieselflink und zielstrebig auf den Orc zu und nahm die Fackel auf. Mit ihr leuchtete die Gestalt den Orc in seiner ganzen Länge ab und schien ihn mit den Augen aufmerksam zu untersuchen. Der Fackelträger war ein kleiner, auffallend schmaler Mann, der in einer vor Dreck starrenden Bekleidung steckte. Man konnte nicht erkennen ob er eine Rüste trug oder nur einfachstes Leinen, denn dazu war er zu dreckig. Der Mann begutachtete einen Pfeil der dem Orc in Höhe des Herzens im Brustkorb steckte. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein ansonsten eher angespanntes Gesicht. Jetzt erkannte man auch den Köcher voll mit Pfeilen auf dem Rücken des Fremden, in dem er auch den Pfeil verschwinden lies, dem er dem Orc mit einem Ruck au dem Körper zog. Der Körper zuckte nicht, offenbar war er tot. Getötet durch nur einen Schuss aus dem Bogen des kleinen Mannes.

Nachdem er den Pfeil wieder verstaut hatte, zog er ein Messer aus dem Gürtel und machte sich am Kopf oder Hals des Opfers zu schaffen. Er nahm eine Kette von seinem Hals und fingerte in dem kleinen Lederbeutel, den er am Gürtel hängen hatte. Einen Augenblick später fiel der Schein der Fackel auf die Szene und man konnte erkennen was geschah. In der linken Hand hielt der Mann eine Nadel, mit einem derben Faden, in der Rechten, ein Ohr. Das Ohr des Orcs wurde mit der Nadel durchstochen, der Faden eingefädelt und an die Kette geknüpft – zu den dutzenden von weiteren Klumpen an der Kette. Die Gestalt musste einen unglaublichen Gestank absondern. Sollten das weitere Ohren oder andere Körperteile seiner Opfer sein. Als er sein schauriges Kunstwerk vollendet hatte, hängte er die Kette wieder um den Hals und entriss dem Orc das glitzernde Amulett. Er hielt es in die Höhe und betrachtete es von allen Seiten im Fackelschein. Auf sein Gesicht stahl sich nun ein breites Grinsen, schon beinahe ein wahnsinniger Gesichtsausdruck der unbändigen Freude.

Er kippte den Kopf in den Nacken und schrie etwas in den Wald hinaus…



… doch die alte Frau konnte natürlich nichts davon hören, auch wenn sie genau wusste, was er schrie. Eines der wenigen Worte, das er je in den Mund nahm. Es war sein Name.
Mit einer langsamen erhabenen Bewegung wischt sie über die Kristallkugel, die ihr grade noch die Bilder im Wald zeigte und nun aber immer blasser wurde bis ihr Inneres ganz in einem nebelähnlichen Dunst verschwand. Die Seherin lehnte sich zurück und erinnerte sich voller Trauer an das Leben des kleinen Mannes im Wald, das ihn so sehr gezeichnet hatte.

Die alte Seherin wohnte damals im gleichen Dorf wie die Eltern des Mannes. Täglich sah man sich und der Junge freute sich immer sie zu sehen, denn sie hatte stets ein Stück Obst für ihn in den Taschen ihres Rockes. Wie zu diesen Zeiten leider üblich wurde das Dorf eines Tages durch eine Pest-Epidemie heimgesucht und viele Bewohner starben an deren Folgen. So auch die Eltern des Jungen, der bis dahin ein gewöhnliches Leben im Schoß seiner Familie, wie so viele Jungen, führte.
Ab diesem Zeitpunkt war der Junge gezwungen sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und vor allem dafür zu sorgen, dass er nicht verhungerte. Darum verließ er das Dorf und begab sich in die große Stadt und versuchte dort in den Gassen sein Überleben zu sichern. Es gelang ihm mehr schlecht als recht. Zwar wurde er im Laufe der Zeit immer Geschickter was das „besorgen“ von den täglichen Rationen anbelangte, jedoch wurde er auch immer wieder erwischt und einige Male beinahe zu Tode geprügelt. Überhaupt war das Leben in der Großstadt sehr gefährlich und so zog sich der Junge immer weiter in sein Innerstes zurück und versuchte so gut es ging „unsichtbar“ für seine Umwelt zu bleiben.
Eines Tages kam eine Gruppe Reiter die Straße am Markt entlang, als der Junge gerade dabei war die Fischreste aus den Fugen des Kopfsteinpflasters zu kratzen. Er bemerkte die Reiter zu spät, so das er direkt in ihrem Wege auf dem Boden hin- und herrutschte. Der Anführer der Reiter, die in dieser Stadt noch zuvor gesehen wurden, schien auf diese Gelegenheit nur gewartet zu haben, denn er nahm seine Peitsche vom Sattel, stieg ab und zeigte dem Jungen was es hieß edlen Herren den Weg zu versperren, statt demütig zu Seite zu kriechen. Die Verletzungen, die er erlitt waren erst nach einigen Wochen komplett verheilt und die Narben zeichnen seinen Körper noch heute. Zu diesem Tage schwor der Junge sich niemals wieder so wehrlos sein zu wollen und überlegte was er dazu unternehmen könnte. Um zu kämpfen war er zu klein und zu schwach, also überlegte er sich in der Kunst des Bogenschiessens üben zu wollen. Und so geschah es.
Gegebenheiten wie diese gab es leider noch sehr viele in seinem Leben und so passierte es, das der Junge das Reden beinahe komplett einstellte und schließlich die Stadt verließ und in die Wälder zog. Nur selten kehrte er zurück und auch nur um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.

Und eines Tages war es dann soweit: Der Pfeil der seine Bogensehne verließ und der gleichzeitig der erste Pfeil in seinem Opfer war, ward geschossen. Er betrachtete voller Ekel und gleichzeitig voller Stolz seinen Gegner. In einer Art Blutrausch schnitt er dem Opfer das Ohr ab und steckte es in seinen Beutel. Es sollte nicht das einzige bleiben und so wurde der Grundstock für eine widerlichsten Erinnerungsstück-Sammlungen gelegt, die die Welt je gesehen hatte. Er legte den Kopf in den Nacken und ahmte das Geräusch nach, das der Pfeil beim Durchschlagen der Rüste machte:

Krrr’czokkk

Das sollte sein neuer Name sein.

In den Jahren die folgten wurde er immer roher und entfernte sich immer weiter von allen Regeln der Gesellschaft. Er tötete immer öfter und fand gefallen an den glitzernden Dingen, die er seinen Opfern abnahm. Sein Verstand schien ihn immer weiter zu verlassen, zumindest wirkte er zeitweise eher wie ein Tier als ein Mensch. Ob er dem Wahnsinn anheim fiel oder ob unter den vielen Verletzungen auch eine dabei war, die sein Gehirn schädigte ist nicht bekannt.
In den umliegenden Dörfern machten Geschichten über seine Taten die Runden und manche erzählten sich Geschichten über Ohren und andere Körperteile, die in der Nähe seiner Opfer gefunden wurden. Es gab Personen, die am Tage vor Ihrem Tod ein altes verrunzeltes und stinkendes Körperteil eines anderen Menschen fanden. So kam es, dass große Teile der Bevölkerung schon bei der Aussprache seines Namens eine Gänsehaut bekam. Jeder hütete sich auch nur etwas annähernd Wertvolles oder danach aussehendes am Körper zu tragen und bei Anbruch der Nacht wurden die Straßen schnell leer.
Doch nicht alle Bürger fürchteten sich, denn raffgierige Personen gibt es immer wenn Menschen zusammen kommen und so versuchten Sie eines Tages von seinen Fähigkeiten und seiner Skrupellosigkeit zu profitieren. So versuchten immer wieder Menschen ihn für einen Auftragsmord zu gewinnen, doch den meisten kamen diese Versuche teuer zu stehen, denn schon bei der versuchten Kontaktaufnahme mussten Sie feststellen, das Kr’czok den Regeln der Gesellschaft schon lange nicht mehr folgte und er einem Vertragsverhältnis mit wem auch immer nicht viel abgewinnen konnte. Viele ließen schon beim ersten Treffen ihr Leben, manche nur weil sie einen glitzernden Ring trugen und Kr’czok ihn besitzen wollte. Oft kam es aber auch vor, dass keine Verhandlungen möglich waren, weil er einfach nicht erschien oder auf Nachrichten antwortete. Dennoch kam es vor, das ihm für die Morddienste in seinen Augen interessante Dinge angeboten wurden und so wurde er zum Auftragsmörder.

 

Kodex:

- Kr’czok tötet um sich schöne Gegenstände oder glitzerndes zu besorgen und um sich zu ernähren. Das Maß der Schönheit bestimmt nicht der irdische Wert der Ware sondern ganz allein sein persönlicher Geschmack.
- Aufträge nimmt er an, doch ist es nicht leicht mit ihm zu kommunizieren. Auch der Auftraggeber begibt sich in Gefahr.
- Opfer können sich auch freikaufen, wenn Sie denn die Chance haben zu Wort zu kommen. Kr’czok liebt glitzernde Gegenstände.
- Das größte Leid in seinem Leben, erfuhr er von so genannten Edelleuten mit umfangreichen Besitztümern (z.B. schwarze Streitrösser, schwere Rüstungen, Kleidung aus Seide oder Brokat). Stets wird er versuchen sich derer Habe zu bedienen und sich für die erlittene Schmähung zu rächen. Die Armen und Schwachen der Gesellschaft sieht er eher als Seinesgleichen und wird sie eher verschonen als die Reichen.
- Vor Ihrem Tod wird den Opfern häufig ein Körperteil der vorherigen Opfer zugestellt.